In Notsituationen zeigt sich manches Mal eine wunderbare Eigenschaft: die Bereitschaft, uneigennützig und freiwillig andere Menschen zu unterstützen. - Eine Kolumne von Michael Hufnagl.
Es passiert in Bad Ischl: Loch im Reifen. Dankenswerterweise ist ganz nahe ein Reifenhändler, der aber erst um 14 Uhr öffnet. Es ist 12.30 Uhr. Ich rufe ein Taxi, um die Wartezeit in Strobl am See verbringen zu können. Der freundliche Fahrer holt mich eine Stunde später wieder ab und ruft während der Fahrt – eigenständig – beim Reifenhändler an, mit der Bitte, er möge sich den Patschen des Wieners anschauen. Problem: Dieser Reifen ist frühestens am nächsten Tag lieferbar, ich muss aber heute noch dringend nach Wien.
Glück im Unglück
Der Taxifahrer glaubt sich zu erinnern, dass er in seiner Garage daheim ein solches (altes) Modell lagert. Schon fahren wir zu ihm nach Hause, wo sich die Vermutung als Realität und Glücksfall herausstellt. Nächstes Problem: Aufgrund dichter Auftragslage ist es fraglich, ob mein Fall heute noch in Bearbeitung gehen kann. Wieder meldet sich der Taxifahrer zu Wort und überredet die Mechaniker, den (auch wegen der Hitze) aufgelösten Wiener einzuschieben. Ich zahle dem Taxifahrer meine Fuhren, für die Reifen will er allen Ernstes kein Geld: „Lange halten die eh nimmer. Ich schenke sie Ihnen.“
Retter in der Not
Ich frage den guten Mann (der Chef von Prime Taxi), ob er bei einem Wettbewerb zum freundlichsten Lenker Österreichs mitmacht, er antwortet nur: „Gar nicht. Ich denke mir nur, wenn ich in solchen Schwierigkeiten wäre, würde ich mich auch über Hilfe freuen.“ So einfach ist das. Eine Panne musste passieren, um einen Bad Ischler mit großem Herz vor den Vorhang holen zu können. Später, als ich unterwegs nach Hause bin, läutet plötzlich das Telefon. Der Taxifahrer erkundigte sich, ob eh alles in Ordnung sei. Als wollte er noch ein letztes Erstaunen garantieren. Ich sage nur: „Ja, alles gut.“ Und: „Vielen, lieben Dank.“ Das wiederhole ich gerne an dieser Stelle: Vielen, lieben Dank.