War 2004 der Kunde wirklich König?
Bevor dieses Jahr wie ein welkes Kalenderblatt im Strom der Zeit versinkt, wollen wir noch einmal zurückblicken. Wie war es denn, dieses 2004, für die Konsumenten? War der Kunde wirklich König?
An aufmunternden Zurufen, den Euro rollen zu lassen und bitte keine übertriebene Sparsamkeit walten zu lassen, hat es nicht gefehlt. Jeder Kunde konnte mit dem Gefühl einkaufen gehen, dass er einen wertvollen Beitrag zur Konjunkturbelebung leistet.
Geld verfahren
Leider stand dem guten Einkaufswillen oft ein gewisser Geldmangel gegenüber. Wegen des hohen Benzinpreises musste mancher feststellen, dass er das Geld für den Einkauf bereits auf dem Weg zum Shopping-Center verfahren hatte. Andere wieder sahen beim Blick in die Zukunft eine Schrumpfpension und erlitten leichte Krämpfe, die sie hinderten, ihr Geld weiterhin mit lockerer Hand auszugeben.
Dass vieles, was einst 9,90 Schilling gekostet hat, jetzt 99 Cent kostet, ist zur Gewohnheit geworden. Das verursacht nur mehr einen leichten Dauerverdruss, mit dem die Kunden leben gelernt haben.
Richtungsweisend in diesem Jahr waren erste Tests mit dem „Supermarkt der Zukunft“, der eines Tages Gegenwart sein wird:
Darf´s ein bisserl mehr sein?
In diesem Supermarkt braucht Kunde König kein Personal mehr. Er gebietet über Waagen, die das Obst mittels Kamera erkennen, er ist sein eigener Kassier und zahlt bei einem Automaten. Vielleicht werden wir eines Tages sogar erleben dürfen, dass sich die Kunden beim Wurstaufschneiden selbst fragen: „Darf’s ein bisserl mehr sein?“
Perfekt wird das System natürlich erst sein, wenn die Kunden ihrerseits auch nicht mehr kommen, sondern Einkaufsroboter schicken. Aber bis dahin werden noch ein paar Jahre vergehen.
Alois Grasböck