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Wenn in den Ländern des Südens ein neuer Hotelkomplex errichtet wird, dann geht das häufig nicht ohne "Kollateralschäden" vonstatten. Eine bis dahin unberührte Landschaft wird zerstört, Regenwälder werden gerodet, Wüsten mit Unmengen an Wasser und Energie in eine künstliche Parklandschaft verwandelt. Die ortsansässige Bevölkerung wird umgesiedelt, die traditionelle Wirtschaft geht zugrunde, Bauern und Gewerbetreibende verlieren ihre Existenzgrundlage, den Anrainern wird das Wasser abgegraben.
Geschlossene Parallelwelten
Güter des täglichen Bedarfs werden massiv teurer, was beispielsweise dazu führt, dass viele Einheimische nur mehr Reis essen, weil sie sich Fisch nicht mehr leisten können. Die Kultur und Eigenart des Landes wird verdrängt, weil der Massentourismus daran nicht interessiert ist. Auf die Spitze getrieben wird das in Ferienanlagen, in denen die Gäste eine geschlossene Parallelwelt vorfinden, wo nichts mehr an das Gastland erinnert: Das Personal spricht deutsch, es gibt Schnitzel oder Eisbein, selbst der Arzt oder der Entertainer kommen aus der Heimat der Touristen.
Vollendete Tatsachen
Diese Entwicklung ist unumkehrbar. Danach kann das Hotelmanagement eigentlich nur mehr versuchen, das Beste aus den vollendeten Tatsachen zu machen, etwa indem Lebensmittel aus der Region beschafft werden oder den Einheimischen der Zugang zu Stränden, Brunnen oder Fischereirechten nicht verwehrt wird. Wie engagiert die großen Hotelgruppen dabei sind, das war Gegenstand der vorliegenden Untersuchung, die ein britisches Expertenteam im Auftrag europäischer Verbraucherorganisationen durchgeführt hat.
Urlaub ohne schlechtem Gewissen
Die wirtschaftlichen Interessen dürfen nicht unterschätzt werden. Die Reise- und Tourismusindustrie ist der bedeutendste Wirtschaftssektor überhaupt. Weltweit beschäftigt die Tourismusbranche 220 Millionen Menschen und erwirtschaftet rund 10 Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes. Die positiven Effekte (hohe Erträge und Schaffung von Arbeitsplätzen) lassen die negativen in den Hintergrund treten.
Doch das Bedürfnis der Kunden, ohne schlechtes Gewissen urlauben zu können, ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Das hat auch in der Branche zu einem Umdenken geführt. Die großen Hotelgruppen haben in den letzten Jahren formale Systeme entwickelt, um negative Auswirkungen in den Griff zu bekommen.