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Euro-Umstellung - Gemischte Bilanz

Die Euro-Umstellung ist glatt über die Bühne gegangen – negative Begleiterscheinung: ein neuerlicher Preisschub.

Die technischen Umstellungsschwierigkeiten haben sich in Grenzen gehalten, doch das Gefühl, dass viele Betriebe die Einführung des Euro zu einer Preiserhöhung nutzen, bekam zu Jahresbeginn neue Nahrung. Nicht zum ersten Mal, wie eine kurze Chronologie zeigt (siehe Kasten). Dass Runden meist Aufrunden bedeutet, belegt das Beispiel Austria Tabak. Die Preise von 61 Zigarettensorten (darunter die beliebtesten) wurden erhöht, nur 36 gesenkt. Auch bei anderen Münzautomaten langten die Aufsteller teilweise ordentlich zu: Spielautomaten, Kinderspielgeräte, Selbstbedienungs-Kopiergeräte oder die SB-Staubsauger bei Tankstellen. Die Betreiber von Tankstellen und Waschstraßen rechtfertigen die Erhöhung von 10 Schilling auf 1 Euro damit, dass gleichzeitig die Betriebszeit verlängert worden sei. Ein Leser reagierte darauf mit dem Hinweis, dass die Nutzungszeit zuvor – im Sommer – verkürzt worden sei, um sie mit der Euro-Umstellung wieder zu verlängern.

Euro-Schwelle

Die magische 1-Euro-Schwelle hat auch viele andere Unternehmen angezogen: Beispielsweise private Betreiber von Buslinien in Wien oder die Österreichischen Lotterien für das Brieflos. Zahlreiche Gemeinden haben ihre Parkgebühren entsprechend angehoben – und zwar mehr oder weniger flächendeckend von Reutte über Villach, Wiener Neustadt bis Bruck an der Leitha. Verdoppelt hat die Wiener Städtische Versicherung ihre Erlagscheingebühr – von 7 Schilling auf 1 Euro. Deren Rechtfertigung, und die ist durchaus symptomatisch für viele andere Unternehmen: Man habe ja schon im September 2001 – aus Kostengründen – auf 14 Schilling erhöht; mit 1. Jänner habe es sogar eine Verbilligung auf 1 Euro (13,76 Schilling) gegeben. Starke Preiserhöhungen werden auch von Büchern und Zeitschriften gemeldet. Die Unterschiede zu Deutschland sind oft weit höher, als es der Mehrwertsteuerdifferenz entspricht (10 Prozent in Österreich, sieben in Deutschland). Die Preise der deutschen Fernsehzeitschriften TV-Movie und TV-Spielfilm wurden für den Verkauf in Österreich um fast 20 Prozent erhöht, für deutsche Leser blieb der Preis unverändert

Schillingannahme

Auf großes Unverständnis stößt die Praxis, in Tausendstel Euro auszupreisen. Neben den Tankstellen, für die eine gesetzliche Ausnahmestellung existiert, wird dies auch beim Billa-Konzern (Billa, Merkur, Bipa) so gehandhabt. Unabhängig von der Streitfrage, ob das gesetzlich gedeckt ist, halten wir ein solches Vorgehen für überflüssig und nur dazu geeignet, die Kunden zu verwirren. Schon sehr frühzeitig haben manche Betriebe die Schilling-Annahme verweigert: Eine Reihe von Trafiken, Bäckereien und Gasthäusern wollte bereits Anfang Jänner den Schilling auf eigene Faust für ungültig erklären.

Gebühr verlangt

Schlagzeilen hat die Sparkasse Bludenz gemacht, als sie für das Wechseln von Schilling in Euro eine fast 20-prozentige Gebühr verlangte. Doch das war kein Einzelfall. Ähnliche Beschwerden gab es über eine Bank im Raum Krems und Amstetten sowie über die Volksbank Purkersdorf, wenn auch nur ein paar Cent einbehalten wurden. Anders als bei Preiserhöhungen, gegen die es praktisch keine gesetzliche Handhabe gibt, liegt in diesem Fall ein klarer Verstoß gegen das Euro-Währungsangabengesetz (EWAG) vor. Wir wollen aber auch ein paar positive Beispiele anführen. McDonald’s hat seine Preise anlässlich der Euro-Umstellung generell abgerundet. Und die Sonnentherme Lutzmannsburg hat ihre Preiserhöhung vom September 2001 nach Intervention der burgenländischen Landespreisbehörde anstandslos rückgängig gemacht.

Frühjahr 2001: Die erste Teuerungswelle haben wir in der ersten Hälfte des Jahres 2001 beobachtet – in erster Linie bei den großen Supermarktketten und bei Parkgebühren.

Oktober 2001: Die Einführung der doppelten Preisauszeichnung nahmen viele zum Anlass, auf so genannte Schwellenpreise in Euro aufzurunden. Hier taten sich in erster Linie Gastronomiebetriebe und Telefonanbieter hervor.

Jänner 2002: In der ersten Jännerhälfte wurden die Beschwerdestellen von VKI und Arbeiterkammern regelrecht gestürmt. Täglich machten hunderte Konsumenten ihrem Ärger über Euro-Preiserhöhungen Luft. Besonders beliebt: der Preissprung von 10 Schilling auf 1 Euro.

März 2002: Die nächste Preisbewegung steht unmittelbar bevor. Nicht nur Konsumentenschützer, auch Wifo und IHS befürchten, dass mit dem Ende der Preisauszeichnung in Schilling viele bisherige Schilling-Schwellenpreise zu entsprechenden Europreisen hochkalkuliert werden.

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