Immer mehr Menschen kaufen nach ethischen Maßstäben ein, erstehen Bio-Äpfel aus der Region oder fair gehandelte Bananen, beziehen grünen Strom oder verschmähen Fast Food. Doch können sie allein dadurch die Welt verbessern?
Caspar Dohmen, Autor des Buches „Otto Moralverbraucher“, hält dies für eine Illusion. Er kritisiert jene Menschen, die „bereitwillig ihre demokratischen Mitspracherechte verkümmern lassen und lieber auf ihr Votum als Verbraucher setzen“. Für ihn ist das Konsumverhalten kein Ersatz für politisches Handeln, sondern nur dann sinnvoll, wenn es zum Ziel hat, die politischen Verhältnisse zu verändern.
Zucker: Protest der Quäker gegen Sklaverei
In einer Fülle von Beispielen schildert der Autor, wie die Macht der Verbraucher in der Vergangenheit eingesetzt wurde. Als ersten Verbraucherboykott bezeichnet er die Bewegung der Quäker gegen die Sklaverei in der Zuckerproduktion im 18. Jahrhundert. Um 1880 waren es irische Landpächter, die ihren Gutsverwalter Charles Boycott in die Knie zwangen – er sollte zum Namensgeber dieses Druckmittels werden.
Stille Boykotts können große Wirkung erzielen
Politische Kampagnen mit Verbraucherboykotts gibt es bis heute – nicht alle waren erfolgreich, wie Beispiele aus dem Buch Dohmens belegen. Andererseits gibt es auch „stille Boykotts“ von Konsumenten – ohne politische Kampagne –, die eine große Wirkung erzielen konnten, wie Dohmen einräumt. Letztlich löst sich der Widerspruch zwischen politischem Boykott und individellem Konsumverhalten auf. Wenn viele Menschen nach ethischen Maßstäben kaufen und sich dies – nicht zuletzt dank Internet – zu einem Massenphänomen entwickelt, kann dadurch der Druck auf Politik und/oder Wirtschaft so stark anwachsen, dass diese darauf reagieren müssen.
Caspar Dohmen:
Otto Moralverbraucher.
Vom Sinn und Unsinn engagierten Konsumierens.
Orell Füssli Verlag, Zürich 2014. 224 Seiten, 19,50 €