Was Konsumenten alles zugemutet wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Dörrpflaumen, die aus Chile angekarrt werden. Und das ausgerechnet in einem Land, in dem auf allen Streuobstwiesen und in jedem Hausgarten Zwetschkenbäume wachsen. |
Goldpack: Dörrpflaumen - Weit gereist
Goldpack Dörrpflaumen (Bild: E.Würth/VKI)
Goldpack: Dörrpflaumen aus Chile (Bild: E.Würth/VKI)
Kunden haben keine Wahl
Das steht drauf: Dörrpflaumen Goldpack
Gekauft bei: in vielen Geschäften erhältlich
Das ist drin
Nicht nur zum Nikolaus sind gedörrte Pflaumen eine feine Sache. Über Nacht in Wasser eingeweicht bringen sie auf sanfte Weise einen trägen Darm wieder in Schwung. Wie Äpfel- oder Kirschen sind Zwetschken und Pflaumen der Inbegriff von heimischem Obst. Kein Hausgarten, keine Streuobstweise, wo nicht mindestens einer dieser Bäume steht, die sich Jahr für Jahr unter der schweren Last ihrer Früchte biegen. Mit der meist reichen Ernte kann man Knödel füllen oder sie zu Marmelade und Saft verarbeiten.
Wer viel Zeit und noch mehr Geduld hat, legt die dunkelblauen Früchte ins Dörrgerät und lässt sie dort tagelang trocknen. Zum Glück gibt es Dörrpflaumen aber auch zu kaufen. Einer unserer Leser nahm aus dem Supermarkt eine Packung mit. Daheim angekommen traute er seinen Augen nicht: Ursprungsland: Chile! Was soll das? fragte er sich und uns verärgert. Seit wann sind Zwetschken und Pflaumen ein exotisches Obst, das aus fernen Ländern angekarrt werden muss?
Das fragten wir uns auch und baten die Firma VOG Einfuhr und Großhandel mit Lebensmitteln in Linz um Auskunft. Dort beschied man uns: „Letztlich entscheidet der Letztverbraucher, was in den Supermärkten angeboten wird. Leider wissen wir aus Erfahrung, dass immer wieder zu der ‚billigeren‘ Ware gegriffen wird, woher diese auch immer stammt.“ Ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht! Gerade bei Dörrpflaumen zeigt sich, dass Kunden sehr oft gar keine Wahlmöglichkeit mehr haben. Wer österreichische getrocknete Zwetschken haben möchte, muss sie sich nämlich großteils selbst machen.
Reaktionen
Was die Firma VGO aus Linz dazu sagt, dass die Dörrpflaumen für Goldpack aus Chile stammen:
„Natürlich haben Sie mit Ihrem Einwand recht, dass Österreich ein Land der Pflaumen und Zwetschken ist. Allerdings sind in Österreich verarbeitete Pflaumen leider nahezu unverkäuflich. Zudem ist zu sagen, dass die hierzulande geerntete Ware zumeist auf dem Frischemarkt verkauft wird. Die heimische Produktion an Pflaumen deckt auch nicht den Bedarf. Es werden daher frische/ gefrorene Pflaumen bzw. auch Pflaumenmus aus Osteuropa importiert und hier für die Marmelade, Saft, Joghurt, Schnaps, Knödel, usw. verwendet. Aus Südamerika, Kalifornien und Florida kommen dann eben zumeist die getrockneten Pflaumen.
Ähnliche Beispiele finden wir natürlich in allen Lebensmittelbereichen. Ist es nötig, frischen Spargel aus China oder Peru zu importieren? Ist es nötig, Erdbeeren aus Spanien oder Israel zu importieren? Weintrauben aus Südafrika usw.?
Sie haben recht, alle diese Dinge zu hinterfragen. Zudem wir mit steigenden Energiepreisen und vor allem mit unserer Umwelt zu kämpfen haben. Letztlich entscheidet der Letztverbraucher, was in den Supermärkten angeboten wird. Leider wissen wir aus Erfahrung, dass immer wieder zu der "billigeren" Ware gegriffen wird, woher diese auch immer stammt, obwohl diese gut gekennzeichnet wird, woher sie kommt.“
VOG Einfuhr und Großhandel mit Lebensmitteln und Bedarfsgütern
8. April 2011
Wir meinen: Nicht jeder Kunde will immer nur das billigste Produkt. Bei Dörrpflaumen hat er zudem kaum eine Wahl, sich zwischen preiswert und teuer zu entscheiden, weil das Angebot praktisch fehlt.