Kreuzfahrten boomen in aller Welt. Immer mehr Menschen halten dies für den Nonplusultra-Urlaub. Zunehmend größer werden die Kreuzfahrtschiffe – bald 400 Meter lang, 20 Decks hoch. 8.000 Menschen (ein Viertel davon die Besatzung) sind da versammelt.
Seereise Nebensache?
Der typische Kreuzfahrtpassagier ist über 50 – und offenbar vor allem am Essen interessiert, könnte man meinen, wenn man sieht, wie Kreuzfahrten mitunter beworben werden. Die Seereise an sich wird da glatt zur Nebensache. Grünanlagen, Dutzende Pools inklusive Surf-Simulator, Einkaufspromenaden mit laufenden Events, – man könnte glatt vergessen, dass man sich auf einem Schiff befindet.
Umwelt- und Gesundheitsbelastung
Die vielfältigen Luxusangebote kritisch zu hinterfragen ist eine Sache, viele Experten und Aktivisten halten jedoch die Umweltbelastung durch die Kreuzfahrtschiffe für viel schwerwiegender. Hier ist vor allem das Ranking des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) zu erwähnen. Dieser bewertet alljährlich die bekanntesten Kreuzfahrtschiffe im Hinblick auf die Umwelt- und Gesundheitsbelastung.
Ein Schiff kommt auf 5 Millionen Pkw
Im Fokus stehen insbesondere die extrem hohen Abgaswerte. Immer noch fahren Hochseeschiffe überwiegend mit Schweröl, eigentlich einem Abfallprodukt der Erdölraffinerie. Selbst moderne Schiffe blasen täglich rund 7.500 kg Schwefeldioxid, 5.200 kg Stickoxide und 450 kg Rußpartikel in die Luft. Laut NABU emittiert ein einziges Schiff so viele Schadstoffe wie 5 Millionen Pkw.
Schadstoffe an Deck wie in Megacities
Das belastet nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit – Kreuzfahrtschiffe kommen dicht besiedelten Gebieten oft sehr nahe. Mitunter legen sie sogar in unmittelbarer Nähe von Stadtzentren an. Traurige Berühmtheit hat Venedig erlangt, wo sich Schiffskolosse knapp am Markusplatz vorbeischieben (aufgrund vehementer Proteste sollen sie künftig eine weiter entfernte Route durch die Lagune nehmen). Und was den wenigsten Erholungsuchenden bewusst ist: Die Schiffspassagiere an Deck atmen den Dreck ja auch selbst ein. Die Schadstoffkonzentrationen sind dort so hoch wie in den berüchtigten Großstädten Asiens, die von Touristen eher gemieden werden.