Zum Inhalt

Wasserenthärter in Waschmaschinen - Der Schmäh mit dem Kalk

, aktualisiert am

Ohne Zusatz von Wasser­enthärter, suggerieren uns manche Hersteller, würden die Heizstäbe verkalken und Waschmaschinen schneller schlappmachen. In letzter Zeit erhalten wir dazu wieder öfter Leseranfragen. Sind Calgon & Co wirklich immer nötig?

Dramatische Bilder

„Waschmaschinen leben länger mit Calgon“ – viele haben ihn im Ohr, diesen Werbeslogan. Die zur eingängigen Melodie präsentierten dramatischen Bilder verkalkter Heizstäbe und Waschmaschinentrommeln haben Generationen von Hausfrauen und inzwischen auch Hausmännern geprägt. So ist es kein Wunder, dass Entkalker ihren festen Platz in österreichischen Waschküchen haben.

Verkalkte Heizstäbe ab 30 Grad

Damit das so bleibt, rühren die Produzenten, allen voran Calgon-Hersteller Reckitt Benckiser, kräftig die Werbetrommel. Im Internet behauptet die Firma etwa: „Dadurch, dass sich der Heizstab bei jeder Waschtemperatur auf ca. 110 °C aufheizt, lagert sich der Kalk sofort ab und kann sich in der Maschine oder in den Kleidungsstü­cken absetzen“, und rät dazu, Calgon bereits ab Waschtemperaturen von 30 Grad Celsius anzuwenden.

Verkalkung kein Problem

Wir sind skeptisch – tritt die in der Werbung präsentierte Verkalkung der Heizstäbe unter Normalbedingungen tatsächlich ein? Nach Aussage eines in Österreich führenden Waschmaschinenherstellers machen Defekte an Heizstäben gerade einmal zwei(!) Prozent der Gesamtreparaturen aus. Ein Waschmittelhersteller mit hohem Marktanteil bestätigt uns zudem, dass bei niedrigen Waschtemperaturen nur geringe Kalkrückstände an Heizstäben auftreten. Bei der Verwendung hochwertiger Waschmittel sei demnach ein Zusatz von Wasser­enthärtern nicht notwendig.


Lesen Sie außerdem folgende Arikel zu diesem Thema: Wasserenthärtung 11/2011  und Wasseraufbereitung 5/2010.

Wasserenthärter in Waschmaschinen

Heizstäbe von kühlerem Wasser umspült

Tatsache ist, dass der Verkalkungsprozess, bei dem sich im Wasser gelöstes Calcium- bzw. Magnesiumhydrogencarbonat in unlöslichen Kesselstein umwandelt, ab zirka 58 Grad Celsius beginnt. Unmittelbar am Heizstab werden zwar bereits bei der 30-Grad-Wäsche Temperaturen von rund 100 Grad erreicht, er wird jedoch ständig von 30 Grad kühlem Wasser umspült.

Wassertemperatur und Wasserhärte

Doch nicht die Waschtemperatur, sondern die Härte des Wassers ist letztlich ausschlaggebend für das Ausmaß der Verkalkung. Wir wollten von Reckitt Benckiser wissen, unter welchen Bedingungen genau es zu der in der Werbung gezeigten Verkalkung kommt. Die Firma hält sich bedeckt und antwortet lediglich, dass bei den Tests „hartes Wasser“ verwendet worden sei. In anderen uns zugänglichen Dokumenten ist von 24 deutschen Härtegraden (°dH) und einer Waschtemperatur von 60 Grad Celsius zu lesen.

Geringe Wasserhärte

Mit der Realität hat eine Wasserhärte dieser Größenordnung in Österreich allerdings wenig gemein. Laut den uns vorliegenden offiziellen Daten der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) aus dem Jahre 2006 weisen nur wenige Regionen eine Carbonathärte von mehr als 14 °dH auf. In Städten wie Innsbruck (6,41), Wien (6,7), Salzburg (9,2), Eisenstadt (10,3), St. Pölten (11,2) oder Graz (13,46) wird dieser Wert teilweise deutlich unterschritten.

Von rund 7,4 Millionen Österreichern sind beispielsweise gerade einmal 200.000 mit hartem Wasser (Werte von über 16 deutschen Härte­graden, Carbonathärte) konfrontiert. Wie hart Ihr Wasser ist, können Sie übrigens leicht beim zuständigen Wasserversorger ( www.wasserwerk.at ) in Erfahrung bringen.

Wasserenthärter unnötig

Fazit: Nach dem Stand der uns vorliegenden Informationen erachten wir den Zusatz von Wasserenthärtern bei Waschtemperaturen unter 60 Grad und einer Wasserhärte von weniger als 14 °dH für unnötig.

Tabelle: Wasserhärte in Österreich

Wasserhärte

Wasserhärte

Die Gesamtwasserhärte setzt sich aus der Carbonathärte (auch temporäre Härte genannt) und den Werten von Härtebildnern wie Calcium oder Magnesium zusammen. Für die berüchtigte Kesselsteinbildung in Waschmaschinen ist die Carbonathärte (Konzentration von Hydrogencarbonat) entscheidend.

Carbonathärte

Carbonathärte des Wassers...

... von 7,580.000 zentral versorgten Einwohnern

Quelle: Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach, Wien.

Stand: 2006

Zusammenfassung

Wasserenthärter in Waschmaschinen: Kompetent mit "Konsument"

  • Verkalkung. Bei Waschtemperaturen unter 60 Grad Celsius und einer Carbonathärte unter 14 odH ist das Verkalkungsrisiko für die Heizstäbe unserer Ansicht nach vernachlässigbar. Bis zu dieser Waschtemperatur ist auch keine höhere Dosierung des Waschmittels notwendig. Die Wasserhärte an Ihrem Wohnort können Sie beim lokalen Wasserversorger in Erfahrung bringen.
  • Waschmittel. Moderne Waschmittel machen hohe Waschtemperaturen zunehmend überflüssig. Für Normalwäsche sind Temperaturen von 30 bis 40 Grad in der Regel völlig ausreichend. Hochwertige Waschmittel machen den Zusatz eines Entkalkungsmittels zudem zunehmend unnötig.
  • Nach der Wäsche. Aus hygienischen Gründen sollten nach jeder Wäsche Bullauge und Waschmittellade der Maschine geöffnet werden. Das Flusensieb sollte in gewissen Abständen gereinigt werden. Die Verwendung von Essig zur Reinigung ist nicht ratsam, da Essig die Isolierung des Bullauges angreift. Falls sich Niederschlag in der Waschtrommel bildet, sollte von Zeit zu Zeit eine Reinigungstablette verwendet werden, diese ist im Handel erhältlich.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Wem gehört unser Trinkwasser?

Wem gehört unser Trinkwasser?

Von österreichischem Trinkwasser profitiert nicht nur die Bevölkerung. Unternehmen zapfen dieses Wasser gratis und verkaufen es.

Abwasser: Eine vernachlässigte Ressource

Abwasser: Eine vernachlässigte Ressource

Der Süßwasserbedarf wächst weltweit, damit fallen auch immer größere Abwassermengen an – und diese werden zu mehr als 80 Prozent unbehandelt abgeleitet. Doch das Bewusstsein für Abwasser als wertvolle Ressource steigt – auch in Österreich.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang