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Altkleidersammlung - Sinnvoll sammeln

, aktualisiert am

Unmengen an Altkleidern werden jährlich entsorgt, zum Großteil in Sammelboxen an Österreichs Straßenecken. Doch was passiert mit den Kleidern aus den Containern?

Über die Gesamtmenge an alten Kleidern, die jährlich in Österreich anfällt, kann man nur spekulieren, Schätzungen gehen von 80.000 Tonnen pro Jahr aus. Ein großer Teil der Kleidung wird in Kleidercontainern entsorgt, rund 2.000 Sammelboxen stehen allein an Wiens Straßenecken zur Verfügung.

Gemeinnützige Organisationen berichten

Rotes Kreuz, Caritas, Humana – das sind nur einige der Namen, die die Altkleider-Container zieren. Hinter diesen Namen stehen gemeinnützige Organisationen, die die Kleider an bedürftige Menschen weitergeben oder für sinnvolle Zwecke verkaufen. KONSUMENT hat die einzelnen Sammelorganisationen dazu befragt.

In allen Bundesländern gibt es die Carla Kleiderausgabe bzw. Shops, wo die in den Caritas-Containern gesammelte Kleidung weiterverkauft bzw. an Bedürftige gratis ausgegeben wird. Ein besonderes Konzept verfolgt die Caritas Vorarlberg.

Kostenlose Gutscheine für Gebrauchtkleidung

"Bei uns gibt es keine klassische Gratisausgabe, sondern wir vergeben kostenlose Gutscheine an bedürftige Menschen, mit denen sie Kleidung abholen können. Damit vermeiden wir die Stigmatisierung dieser Menschen, sie reihen sich unter die einkaufenden Kunden ein", erklärt Karoline Mätzler von der Caritas Vorarlberg.

Kleiderausgabe und Sozialberatung

"Die Kleiderausgabe an Bedürftige ist immer verbunden mit einer Sozialberatung", ergänzt Mätzler. "Es geht uns nicht um Almosen, sondern darum, gemeinsam mit den Betroffenen herauszufinden, weshalb sie überhaupt in Not geraten sind."


Lesen Sie auch Textilien: Faire Kleidung gesucht oder weitere KONSUMENT-Artikel zum Ethischen Konsum.

35 Prozent gehen ins Recycling

An Sortierwerke weiterverkauft

Einen Teil der Ware übernimmt der Rohstoff-Recycling-Betrieb Öpula, der sie an Sortierwerke weiterverkauft, hauptsächlich im Ausland. Von dort geht die tragbare Kleidung weiter in überwiegend afrikanische Länder. Das Geld, das die Caritas von der Firma Öpula erhält, wird für Hilfsprojekte oder die Gratis-Kleiderausgabe verwendet.

Menge nimmt zu, Qualität nimmt ab

"Von der gesammelten, tragbaren Kleidung können wir nur ein Prozent selbst verwerten", so Mätzler. "Das Überangebot spiegelt sehr gut unser Konsumverhalten wider – die Menge der Kleidungsstücke hat massiv zugenommen, während die Qualität stetig abnimmt."

35% gehen ins Recycling

35% der Altkleidung gehen ins Recycling, in die Rohstoffindustrie, wo sie für Dachpappe oder Autoinnenverkleidung zum Einsatz kommt. Rund 10 % der Ware ist Textilmüll, ca. 5 bis 10 % Restmüll.

Humana, Kolping

Humana

Humana People to People, Verein für Entwicklungszusammenarbeit, finanziert mit dem Reinerlös aus dem Verkauf von Kleidung und Schuhen vor allem Entwicklungsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Die Humana betreibt Kleidersammlung und Verkauf in einer Hand, mit 60 Vollzeitmitarbeitern.

60 bis 65 % der gesammelten Kleidung werden weiterhin als Kleidung getragen, davon werden 16 bis 18 % in den Humana Secondhand-Modegeschäften weiterverkauft. 34 % der Gesamtsammelmenge werden dem Recycling zugeführt.

Kolping

Rund 3.000 Tonnen Kleidung landen jährlich in den Kolping-Kleidercontainern. Kolping Österreich hat mit der Firma Öpula die Vereinbarung, dass ein Teil der gesammelten Altkleider eingelagert wird und bei Bedarf für direkte Kleiderspenden genutzt werden kann, beispielsweise in Flüchtlingsheimen – nicht nur in Österreich, sondern auch in Rumänien oder Moldawien.

Laut Information der Firma Öpula sind rund 40 bis 50 % der gespendeten Kleidungsstücke noch tragbar. Sie werden zum Teil weiterverkauft. Mit dem Erlös werden soziale Einrichtungen und Projekte wie Einrichtungen für Mütter und Kinder oder Beratungsstellen für Jugendliche und Familien finanziert.

 

Rotes Kreuz, Volkshilfe

Rotes Kreuz

Generell spielen Sachspenden beim Österreichischen Roten Kreuz eine untergeordnete Rolle. Altkleider werden nur in einigen Bundesländern aktiv gesammelt. Das Angebot an gebrauchter Kleidung ist um einiges größer als die Nachfrage.

Ein Teil der Kleidungsstücke wird kostenlos oder gegen einen geringen Unkostenbeitrag an Bedürftige ausgegeben, ein Teil in Kleiderläden verkauft, ein weiterer Teil wird an Partnerfirmen (z.B. Öpula) weitergegeben, die die Container entleeren und für die gesammelte Kleidung zahlen. Mit dem Erlös finanziert das Rote Kreuz Hilfsaktivitäten im In- und Ausland.

Volkshilfe

In Wien werden Alttextilien in Containern der Volkshilfe Box gesammelt, einem sozialökonomischen Beschäftigungsbetrieb. Ziel ist die nachhaltige Integration von langzeitarbeitslosen Menschen und Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt. Die gesammelten Textilien werden in den „Volkshilfe Box Shops“ zu günstigen Preisen verkauft. Ähnlich ist es in Oberösterreich.

Nicht mehr benötigte Kleidung kann auch im Kleiderlager der Volkshilfe Wien abgegeben werden, wo bedürftige Familien zweimal jährlich die Möglichkeit haben, sich kostenlos einzukleiden. Ein Teil der Kleidung geht in die Akuthilfe vor Ort (z.B. an Familien nach der Hochwasserkatastrophe) und an soziale Einrichtungen wie Frauenhäuser oder Notschlafstellen.

 

Kommerzielle Sammlungen

Altkleidersammlung von H&M

Neuerdings hat sich auch der Moderiese H&M der Altkleidersammlung verschrieben, allerdings nicht aus rein gemeinnützigen Gründen: Wer einen Sack alter Kleider in einer H&M-Filiale abgibt, bekommt einen 15-Prozent-Gutschein für den nächsten Einkauf – was wiederum den Verkauf ankurbelt. Auf die Frage, wo der Unterschied zu Kleidersammlungen von gemeinnützigen Organisationen läge, antwortet Pressesprecherin Maja Nizamov: "Wir sehen diese Initative als Umweltprojekt und Ergänzung zu Hilfsorganisationen. Wir möchten den Kunden, die sonst gebrauchte Textilien in den Müll werfen, eine einfache Alternative anbieten."

2 Cent Spendenbeitrag pro Kilo Altkleidung

H&M arbeitet bei der Verwertung der Kleidungsstücke mit dem Unternehmen i:Collect zusammen, das die Sortierung übernimmt und die Ware je nach Beschaffenheit als Secondhand-Ware weiterverkauft, wiederverwendet, recycelt oder zur Energiegewinnung einsetzt. Für jedes gesammelte Kilogramm spendet i:Collect 2 Cent an eine karitative Organisation – in Österreich an die St. Anna Kinderkrebsforschung.

Genau schauen was auf den Containern steht!

Der deutsche Dachverband FairWertung hat Standards für ein faires und verantwortliches Sammeln und Verwerten von Altkleidern entwickelt. Dazu gehören Gemeinnützigkeit, klare Informationen, Umweltschutz und verantwortliche Entsorgung sowie Transparenz und Kontrolle. Leider gibt es auch unter Altkleidersammlern schwarze Schafe, wie Karoline Mätzler von der Caritas Vorarlberg bestätigt: "Die Konkurrenz von gewinnorientierten Unternehmen, die sich ein soziales Mäntelchen umhängen, ist hoch." Mätzler empfiehlt, genau zu schauen, was auf den Containern steht.

Kritik am Konsumwahn

Kritik am Konsumwahn

Immer wieder wird auch Kritik an der Praxis laut, Gebrauchtkleidung in Entwicklungsländer, vorzugsweise in Afrika, weiterzukaufen. Begründung: Durch Importe würden lokale Produzenten ihre Existenzgrundlage verlieren. Eine Analyse von FairWertung kommt jedoch zu dem Ergebnis: Secondhand-Kleidung ist unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen in vielen afrikanischen Ländern nicht wegzudenken. Hauptgrund ist die geringe Kaufkraft und der Mangel an erschwinglichen Bekleidungsangeboten aus lokaler Produktion. Die auf den Märkten angebotene Neuware ist überwiegend Billigware aus China.

Keine Verdrängung durch Importe

Auch Olumide Abimbola, Wirtschaftsanthropologe aus Nigeria und Verfasser einer Dissertation zum Thema "Internationaler Handel mit Altkleidern", sieht keine Anzeichen von Verdrängung durch Importe: "Faktoren, die zum Niedergang der nigerianischen Textilindustrie geführt haben, sind schlechtes Management, Mangel an Infrastruktur und hohe Rohstoffpreise."

Rechtfertigung weiter zu konsumieren?

Viel gravierender ist ein anderer Aspekt, nämlich "der hohe Konsum von Kleidung, der dazu führt, dass jährlich Hunderttausende Tonnen noch tragbarer Kleidung aussortiert werden", meint Friedel Hütz-Adams vom deutschen Südwind-Institut. "Die Produktion der Kleidung hat oft verheerende ökologische und soziale Folgen, von der Baumwolle bis hin zur Situation in Verarbeitungsbetrieben, beispielsweise in Bangladesch.

Damit sind wir bei der Frage, ob die Sammlung von Altkleidern nicht zum Teil auch zur Beruhigung unseres Gewissens dient: Wir konsumieren zwar viel zu viel, tun aber mit den aussortierten Stücken noch Gutes – und können daher weiter konsumieren."

So erkennt man Geschäftemacher

"Helfen Sie, damit wir helfen können!" Wenn ein Sammelaufruf mit diesem Appell an der Haustür klebt, ist Skepsis geboten. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um eine gewerbliche Kleidersammlung – unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit.

An folgenden Merkmalen können Sie eine solche Sammlung erkennen:

  • Emotional klingender Vereinsname wie "Hilfe für Flutopfer"
  • Appelle an die Hilfsbereitschaft wie "Helfen Sie, damit wir helfen können"
  • Auf dem Sammelzettel steht nur eine Handynummer, aber keine Adresse
  • Die Vereinsadresse liegt in einem weiter entfernten Bundesland
  • Den Sammelzettel zieren Symbole wie Kirche, Kreuz, Weltkugel, die an kirchliche oder soziale Organisationen erinnern

Zusammenfassung

  • Sammeln macht Sinn. Die großen Sammelorganisationen verfolgen durchwegs gemeinnützige Ziele. Auch wenn es hin und wieder zu Missbrauchsmeldungen kommen mag, unterstützt man mit seiner Kleiderspende wenigstens zum Teil einen guten Zweck. Am besten erscheint uns eine Gratisverteilung vor Ort, weil damit auch lange Transportwege vermieden werden. Bemerkenswert vor allem das Gutschein-System der Caritas Vorarlberg.
  • Bitte keinen Müll. Ein Großteil der gesammelten Textilien ist nicht mehr als Kleidung verwendbar. Nur was von guter Qualität und in gutem Zustand ist, eignet sich für die Kleidersammlung. Alles andere gehört in den Restmüll.

Buchtipp: "Nachhaltig leben"

Durch das eigene Konsumverhalten einen Beitrag zu einer "besseren" Welt zu leisten, ist der Wunsch vieler Verbraucher. Doch welche Möglichkeiten hat der Einzelne, dies im Alltag umzusetzen? Unser Buch gibt Tipps und Anregungen für all jene, die ganz individuell zu einem verantwortungsvollen Lebensstil finden wollen.

www.konsument.at/nachhaltig-leben

Aus dem Inhalt

  • Lebensmittel: fair und natürlich
  • Lifestyle: modisch, aber ökologisch
  • Mobilität, Tourismus, Freizeit
  • Nachhaltigkeit im Haushalt
  • Abfall vermeiden, Ressourcen schonen
  • Trend: gemeinsam nutzen statt besitzen

160 Seiten, 14,90 € + Versand

KONSUMENT-Buch: Nachhaltig leben (Bild:VKI)

Leserreaktionen

Konsumwahn?

Ich habe inzwischen ein bisschen Probleme mit der ständigen Kritik an unserer Wegwerf-Gesellschaft, speziell an uns Konsumenten, hier aufgerollt am Thema Kleidung.

Wenn die Kleidung in den Sammelcontainern von immer schlechterer Qualität ist (Absatz: Caritas), dann ist das wohl nicht ein Zeichen dafür, dass die Leute immer mehr kaufen und gleich wieder wegwerfen („dass jährlich Hunderttausende Tonnen noch tragbarer Kleidung aussortiert werden“, Absatz: Kritik am Konsumwahn), sondern dass im Textilhandel vor allem schlechte Qualität angeboten wird: T-Shirts, die nach 5 x Waschen ausgebleicht und völlig aus der Form sind, Kinder-Jeans, die nach kurzer Benutzung reißen usw.

Hochwertige Ware in den Sammelcontainern kann es nur dann geben, wenn auch hochwertige Neuware angeboten wird. Die Qualität von Textilien ist aber leider weder am Preis erkennbar, noch durch „Ansehen“, sondern erst bei der Benutzung.

So finde ich es recht billig, die Verantwortung am Textil-Müll (in den Sammelbehältern und im Restmüll), der Resourcen-Verschwendung, ... bei den Konsumenten abzuladen.

Brigitte Maier
E-Mail
(aus KONSUMENT 4/2014)

Wesentlich kritischer

Ich sehe den Verein Humana wesentlich kritischer. Da in unserer Gemeinde auch Humana-Container aufgestellt sind, habe ich im Internet recherchiert und umfangreiches Material aus Deutschland (Berlin), Dänemark und Großbritannien über Humana gefunden. In diesen Berichten wird der Firma vorgeworfen, Handel mit Altkleidung in Afrika zu betreiben, ein als Entwicklungshilfe getarntes Geschäftsmodell zu verfolgen. In der Berliner Zeitung vom 19.03.2009 wird über Ausbeutung von Mitarbeitern berichtet. Auch den Vorwurf, eine Sekte zu sein konnte ich besonders in englisch-sprachigen Medien finden. Es laufen Prozesse gegen Beteiligte in verschiedenen Ländern, usw.

In vielen europäischen Ländern habe ich Kritik über Humana gefunden. Bei meinen längeren Aufenthalten in Afrika 2006 und 2011/12 (Mocambique, Swaziland, S-Afrika) konnte ich immer wieder beobachten, wie Markenware (z.B. GAP) auf dem Markt second-hand verkauft wurde. Es wundert mich, dass in Österreich nicht die geringste Skepsis gegenüber Humana zu merken ist, weder von Seiten der Gemeinde in der ich arbeite, noch von den Medien, und auch nicht von Seiten des Konsumentenschutzes. Ich halte es daher gerade für eine so großartige Institution wie den VKI nicht für angebracht, diese Organisation ohne jede Kritik als vertrauenswürdig darzustellen!

Mag. Christine Huber
Breitenfurt
(aus KONSUMENT 3/2014)

Der Vorwurf, Altkleidung werde nach Afrika verkauft, statt sie an Bedürftige zu verteilen, richtet sich gegen alle großen Organisationen. Daher ist es schwer, einen Trennstrich zwischen seriösen und unseriösen Organisationen zu ziehen. Kaum gebrauchte Kleidung in Sammelcontainer zu werfen ist jedenfalls besser, als sie wegzuwerfen. Noch viel besser aber wäre es, nur Kleider zu kaufen, die man auch wirklich braucht, und diese bis zum Ende der Nutzungsdauer zu tragen.

Die Redaktion

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