Googeln: Suchen und Finden mit und ohne KI
Rund um die Suche und das Aufrufen von Websites im Internet existieren Missverständnisse. Angesichts der online lauernden Gefahren und Googles neuer KI-Funktion sollte man darüber Bescheid wissen.
Warum die Suche über Google problematisch sein kann
Ein Leser hat uns auf einen Rechtschreibfehler auf unserer Website vki.at aufmerksam gemacht. Manchmal rutscht uns etwas durch, der Fehler wurde selbstverständlich behoben.
Was uns stutzig gemacht hat, war die vom Leser verwendete Formulierung „beim Aufrufen Ihrer Website“ im Zusammenhang mit dem von ihm mitgeschickten Handy-Screenshot. Zu sehen war nämlich nicht die Startseite von vki.at, sondern das Suchergebnis von Google mit den dort üblichen kurzen Vorschautexten, Adressdaten und Hintergrundinformationen in Form von FAQs – im konkreten Fall eben zum VKI.
Komfort-Trick der mehr schadet als nützt
Das heißt, hier wurde der – weithin übliche, aber eigentlich überflüssige – Umweg über die Suchmaschine genommen. Überflüssig deshalb, weil man damit dem Datenkraken Google zusätzliche Informationen über den eigenen Suchverlauf liefert, weil jede ins Netz geschickte Suchabfrage Energie verbraucht, und weil man nicht hundertprozentig sicher sein kann, woher die Informationen stammen beziehungsweise wo man letztlich landet. Dazu später mehr.
Ein Punkt entscheidet: Adresse oder Suchbegriff
Im Google-Suchfeld ebenso wie im Adressfeld des Browsers (Chrome, Edge, Firefox etc.) macht es jedenfalls einen Unterschied, ob man nur vki eingibt, oder eine vollständige Internetadresse wie vki.at (www. voranzustellen ist schon lange nicht mehr nötig).
Eingaben wie vki, vki konsumentenschutz oder vki at werden von Google (und anderen Suchmaschinen) als Sucheingabe interpretiert. Gibt man hingegen vki.at oder konsument.at ein, das heißt, mit Punkt zwischen dem eindeutigen Namen der Website und der Länderkennung rechts davon, dann spricht man nicht die Suchfunktion an, sondern jenen Service im Internet, der die Website direkt aufruft.
Was Google wirklich anzeigt: Snippets und KI-Auswahl
Dabei sollte einem bewusst sein, dass die von Google angezeigten Ergebnisse zwar von der gesuchten Website stammen, Google die Texte aber selbst zusammenstellt, indem es sich sogenannte Snippets, also Textschnitzel, heraussucht.
Welche Textteile die dabei eingesetzte Künstliche Intelligenz (KI) wählt, kann der Websitebetreiber nur begrenzt beeinflussen. Die angezeigten Informationen sind auch nicht bei jeder Suchanfrage zwingend dieselben. Und es findet – wie die Praxis zeigt – bei den ebenfalls von der KI erstellten FAQs eine Vermischung von Quellen beziehungsweise eine Fehlinterpretation der Sucheingabe statt.
Das heißt, es stammen nicht alle angezeigten Informationen vom VKI beziehungsweise beziehen sich gar nicht alle bereitgestellten Informationen auf den VKI.
Googles KI-Modus: Mehr Antwort, weniger Kontrolle
Der Einsatz des neuen KI-Modus, der derzeit noch als Option im Google-Suchfeld angeboten wird, aber eines Tages die klassische Suche ersetzen wird, wird die Problematik wohl noch verschärfen. Das Ergebnis einer Suchanfrage ist dann nicht mehr eine Linkliste mit einer vorangestellten informativen Übersicht, sondern es wird eine konkrete Antwort gegeben.
Nur: Einer aktuellen Studie der Europäischen Rundfunkunion (EBU) zufolge sind immer noch 45 Prozent der von Künstlicher Intelligenz erstellten Informationen fehlerhaft und oft nicht ausreichend mit Quellen belegt. Auch stellt sich erneut die Frage, auf welche Quellen überhaupt zurückgegriffen wird.
Testergebnisse im Durcheinander: Praxistest zeigt die Risiken
Ein kurzer Praxistest hat gezeigt, dass bei der Suche nach Testergebnissen mittels Googles KI-Modus eine bunte Mischung aus Ergebnissen des VKI, der Stiftung Warentest sowie diverser Medien, die uns entweder zitiert haben oder auf fragwürdiger Basis Produktempfehlungen abgegeben haben, präsentiert wurde. Seriöse und aktuelle Testergebnisse schauen anders aus.
Mehr Sicherheit im Netz: Direkt tippen oder Lesezeichen nutzen
Angesichts dessen ist auch die Verwendung der Suchfunktion zum Aufrufen einer Website nicht die sicherste Variante. Fake-Shops und andere betrügerische Seiten sind schließlich ein häufiges Phänomen. Wer sich die Mühe des korrekten Eintippens von Internetadressen ersparen möchte, ist besser beraten, im Browser Lesezeichen anzulegen. Außerdem speichern die Browser einmal aufgerufene Adressen.
Gernot Schönfeldinger ist KONSUMENT-Chefredakteur und Technik-Redakteur und betreut die monatlich erscheinende Rubrik „Digitale Welt“ mit Tipps aus dem digitalen Alltag. Darüber hinaus ist er Autor zahlreicher KONSUMENT-Bücher zu den Themenbereichen Smartphones, Computer, Internet und Datenschutz. Im Vordergrund seiner Arbeit steht immer die Vermittlung von Basiswissen an Einsteiger und Fortgeschrittene in verständlicher Sprache.

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