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Übergewicht - Schlaganfall-Risiko steigt

Die Zahl übergewichtiger Menschen steigt dramatisch an, die Pandemie dürfte diesen Trend verschärfen. Damit erhöht sich auch das Risiko eines Schlaganfalls.

Body-Mass-Index (BMI) und Taille-Hüft-Verhältnis

Was bedeutet eigentlich Übergewicht? ­Dazu braucht es nicht einmal eine Waage, denn die einfache Faustformel für das ­Normalgewicht lautet: Körpergröße in cm minus 100. Wer also 160 cm groß ist, der sollte nicht mehr als 60 kg auf die Waage bringen. Vernachlässigt werden dabei Alter und Geschlecht, daher haben sich der so­genannte Body-Mass-Index (BMI) und das Taille-Hüft-Verhältnis – die Waist-to-Hip-Ratio (WHR) – mittlerweile als bessere ­Berechnungen herausgestellt. Der BMI berechnet sich aus dem Verhältnis des Körpergewichts in Kilogramm und der Körper­größe in Metern zum Quadrat. Die WHR zielt hingegen auf die Fettverteilung im Körper ab: Dazu wird der Taillenumfang durch den Hüft­umfang geteilt.

Das gesunde Gewicht

Bei Männern sollte der Wert unter 1 liegen, bei Frauen unter 0,85. Gerade Fett um den Bauch schlägt sich in vielen Stoffwechselerkrankungen nieder und ist Ursache für Diabetes, Gefäßerkrankungen und schließlich Herzinfarkt oder Schlaganfall. Über ein gesundes Gewicht verfügen Sie dann, wenn der Bauchumfang nicht über 88 Zentimeter (Frauen) bzw. nicht über 102 Zentimeter (Männer) liegt. Um den Bauchumfang zu messen, legt man einfach ein Maßband um die Taille, zwischen Rippen und Beckenknochen.

Adipositas: Krankhaftes Übergewicht 

Im Volksmund hält sich der Mythos, dass ein paar Kilo zu viel einfach ein Hinweis auf mangelnde Selbstdisziplin sind. Das mag richtig sein, wenn wir uns über die Feiertage ein wenig mehr Süßig­keiten als üblich gegönnt haben und häufiger auf der Couch als im Fitness­center zu finden waren. Doch bei Adipositas – dem Fachbegriff für sehr starkes Übergewicht und einen krankhaft erhöhten Körperfettanteil – hat die Medizin längst ­andere Antworten. Übergewicht ab einem BMI 25 kg/m2 und Adipositas ab BMI 30 kg/m2 haben komplexe Ursachen, die zu zahlreichen Folgeerkrankungen führen und mehr Augenmerk auf Vorsorge verlangen. „Adipositas ist eine Erkrankung, bei der viele Faktoren eine Rolle spielen. 


Lesen Sie außerdem nachfolgende Beiträge, die zuletzt zum Thema Schlaganfall erschienen sind:

Gewichtszunahme im Lockdown

Gewichtsreduktion, Lebensstil-ÄnderungPrim. Priv.-Doz.Joakim Huber, Präsident der Österreichischen Adipositas Gesellschaft (ÖAG) und Vorstand der Abteilung für Innere Medizin im Franziskus Spital Wien; (Bild: ÖAG)

Wichtig ist das individuelle Umfeld der Betroffenen“, sagt Prim. Priv.-Doz. Dr. Joakim Huber (siehe Bild rechts). Das sogenannte „adipogene Umfeld“ beschreibt ­alle Faktoren, die Menschen mit Adipositas dazu verleiten, Entscheidungen zu treffen, die zu einem Kalorienüberschuss führen, so Huber. Betroffenen zu raten, dass sie „einfach nur“ weniger essen und sich mehr bewegen sollen, ist daher nach Ansicht des Experten nicht ausreichend.

„Die Basis für eine erfolgreiche und nachhaltige Gewichtsreduktion ist eine Änderung des Lebensstils und des Verhaltens. Dazu gehören eine Analyse des individuellen Umfeldes sowie mehrere Beratungen zur Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und zur Steigerung der körperlichen Bewegung. Ziel sollte sein, energiedichte Nahrung – das sind vor allem ­Süßigkeiten oder gesättigte Fette – durch Nahrung mit geringer Kaloriendichte und hohem Nährstoffgehalt wie Obst und Gemüse zu ersetzen“, sagt Huber.

 

Übergewicht in der Kindheit

Gewichtsbedingte Krankheiten entstehen bereits im frühen Kindesalter: 3,7 Millionen Österreicher über 15 Jahre sind übergewichtig oder adipös. Das ist mehr als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung. Aber schon mit acht
Jahren sind jeder dritte Bub und jedes vierte Mädchen übergewichtig oder adipös – damit wird der Grundstein für kranke Erwachsene gelegt, die im Schnitt um 2,6 Jahre kürzer leben, allein aufgrund ihres Gewichtes. Dazu kommen Folge­erkrankungen, die zu Arbeitsausfällen oder einem früheren Pensionsantritt führen.

Lockdown und Essverhalten

Eine Trendwende ist noch nicht in Sicht. So wurde zum Beispiel in einer aktuellen Untersuchung aus den USA, die das Essverhalten während der Lockdown-Zeit unter die Lupe genommen hatte, festgestellt: Rund jeder Vierte nahm im letzten Jahr an Gewicht zu. Während Homeoffice und geschlossene Gastronomie zwar dazu geführt haben, dass man auf ungesunde Fertiggerichte verzichtet, mehr Zeit für genussvolles Essen hat und wieder mehr Wert auf Selbstgekochtes legt, führt der massive Bewegungsmangel dazu, dass das Gewicht dennoch stetig nach oben geht.

Risiko für Gefäßerkrankungen

Nicht neu, aber einmal mehr bestätigt: Couch-Potatoes haben ein eindeutig höheres Risiko für Gefäßerkrankungen als Menschen, die körperlich aktiv sind. Es besteht ein erwiesener Zusammenhang zwischen Bewegung und Cholesterinwerten, Blutdruck, den Fließeigenschaften des Blutes sowie Entzündungsprozessen. Wer sich nicht bewegt, hat eindeutig schlechtere Karten, gesund zu bleiben. Dass es aber auch umgekehrt gehen kann, weiß die Medizin ebenfalls. Allein durch die schrittweise ­Reduzierung von Gewicht lässt sich sogar bei bereits entstandenen Krankheiten eine Umkehr erreichen. Schon fünf bis zehn Prozent weniger Körpergewicht können bei übergewichtigen Menschen zu einer Ver­besserung von gewichtsbedingten Krankheiten wie Bluthochdruck führen.

Schlechte Karten bei Übergewicht

Übergewicht und Schlaganfall

Die meisten Risikofaktoren eines Schlag­anfalls haben ihre Ursachen in einem ungesunden Lebensstil. Hier kommt ein „Unglück“ selten allein: Zu wenig Bewegung und eine ungesunde Ernährung führen zu Über­gewicht und einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel. Der Ausgleich von Stress durch Alkohol oder Rauchen hilft nur vordergründig. Insgesamt setzt jeder einzelne dieser Risikofaktoren den Körper zusätzlich unter Druck und begünstigt einen hohen Blutdruck, hohe Cholesterinwerte oder das Auftreten von Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Gefäßverschluss

Rund 80 Prozent aller Schlaganfälle ent­stehen durch einen Gefäßverschluss und werden analog zu einem Herzinfarkt daher auch als Hirninfarkt bezeichnet. Die Ursachen sind Gefäßwände, die verengt und verhärtet sind und an einer Engstelle plötzlich verschlossen werden.

Eine andere Form der Durchblutungsstörung entsteht direkt in den Blutgefäßen im Gehirn oder in den Arterien, die das Hirn mit Blut versorgen. Sind diese Gefäße aufgrund von Ablagerungen verengt, kann es zu ­Verschlüssen kommen, umgangssprachlich auch als „Gefäßverkalkungen“ bezeichnet.

Risse in Gefäßen

Auch Risse in der Innenwand der Gefäße können eine Ursache für einen Schlaganfall sein. Das tritt meist an Stellen auf, an denen ein Gefäß durch Bewegung abgewinkelt wird, etwa am Hals. Blut fließt in diesen Spalt, der Riss wird größer. Das weiter einströmende Blut drückt einen Teil dieser ­Innenwand an die gegenüberliegende Wand und verschließt somit auch das Gefäß.

Stressabbau, gesunde Ernährung, Bewegung

Auch wenn die Ursachen unterschiedlich sind, so gilt doch für alle: Wer seinen Lebensstil positiv beeinflusst – durch Stressabbau, gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung –, beeinflusst auch die Risikofaktoren für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die gute Nachricht dabei ist, dass das Drehen an einem Rädchen auch alle anderen beeinflusst. Wer zum Beispiel seine Ernährung umstellt, kann Gewicht reduzieren und gleichzeitig wird sich damit auch ein hoher Blutdruck und Blutzuckerspiegel regulieren. Gleiches gilt für die Bewegung. Wichtig ist es, den ersten Schritt zu machen.

Schlechte Karten für Übergewichtige

Auch aus aktuellem Anlass sollte das Körpergewicht im Rahmen bleiben. Eine Zusammenfassung mehrerer Studien mit rund 400.000 COVID-19-Patienten zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen einem zu hohen Körpergewicht und dem Corona- Risiko. Übergewicht schwächt das Immunsystem, denn die Fettzellen besiedeln wichtige Organe und hemmen dort die Produk­tion von Abwehrzellen. Das ist auch der Grund, warum übergewichtige Menschen auf Impfungen – etwa gegen Grippe – weniger gut ansprechen. Durch das zu hohe ­Gewicht wird auf Zwerchfell und Lunge ­gedrückt und das schädigt die Atemwege, die im Zuge einer COVID-19-Infektion dann doppelt belastet sind.

Übergewichtige ­haben daher ein um 113 Prozent erhöhtes Risiko, im Krankenhaus behandelt werden zu müssen. Ihre Wahrscheinlichkeit, auf der Intensivstation zu landen, ist um 74 Prozent und das Risiko, mit oder an einer Corona­virusinfektion zu sterben, ist bei Menschen mit Übergewicht um 48 Prozent erhöht.

Buchtipp: Schlaganfall

Der Schlaganfall gilt als zweithäufigste Todesursache und Hauptgrund für Behinderungen: Jeder vierte Österreicher ist betroffen, jeder sechste davon stirbt an den Folgen.

Schlaganfall - erkennen, behandeln, weiterleben (Cover: VKI)

Vorbeugen ist mit einfachen Änderungen unseres Lebensstils möglich: nicht rauchen, wenig Alkohol, täglich 30 Minuten Bewegung und ein gesundes Körpergewicht. Tritt dennoch ein Schlaganfall auf, so gilt: „Zeit ist Hirn“ – je rascher Hilfe und medizinische Versorgung möglich ist, desto besser sind die Chancen, ohne Folgeschäden davonzukommen. Österreich ist weltweit Vorbild bei der Schlaganfall-Akutversorgung. Wie Patienten von der Forschung profitiert, wie Hilfe im Notfall aussieht, welche Behandlungen erfolgversprechend sind und wie das Leben trotz Schlaganfall lebenswert bleibt, lesen Sie in diesem Buch!

192 Seiten, Flexcover

19,90 €

Shop: https://konsument.at/shop/schlaganfall

 

 

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