Konsument sprach mit Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Salzer,
Vorstand der gynäkologischen und geburtshilflichen Abteilung im Wiener
Wilhelminenspital.
Konsument: In der Gebrauchsanweisung von Tampons finden sich
Warnhinweise vor dem Toxischen Schocksyndrom (TSS). Auch unsere Testerinnen
waren verunsichert. Was ist das für eine Erkrankung?
Prof.
Salzer: Sie ist extrem selten und entsteht, wenn in den Organismus
Keime aus der Familie der Enterokokken gelangen, die die Möglichkeit haben,
Toxine, also giftige Substanzen, zu produzieren. Dann verursachen sie eine Art
Schocksyndrom mit hohem Fieber und Blutungen. Dies ist in den USA in
Einzelfällen bei der Verwendung gewisser Tampons aufgetreten. Dennoch braucht
sich keine Frau davor zu fürchten, wenn sie Tampons verwendet.
Konsument: Hängt
das von Größe oder Form des Tampons ab?
Prof. Salzer: Nein. Heute wissen wir, dass es Zufall war:
Wenn sich dieser – extrem selten vorkommende – Keim in der Scheide findet und
mit dem Tampon hochgeschoben wird, der dann auch noch zu selten gewechselt wird,
kann er sich vermehren. Aber das kann sogar ohne Tampon passieren. Bei jeder
Frau gibt es bei der monatlichen Blutung eine erhöhte Infektionsgefahr.
Konsument: Was
raten Sie?
Prof. Salzer:
Die normalen Hygienevorschriften einhalten, also Tampons möglichst häufig
wechseln sowie vorher und nachher Hände waschen. Es kommt nicht so selten vor,
dass Tampons vergessen werden, bis zu vier Wochen. Hier besteht tatsächlich
erhöhte Infektionsgefahr. Dennoch habe ich nie einen einzigen Fall von TSS
erlebt.
Konsument:
Welche Risiken kann es bei der Verwendung von Tampons geben?
Prof. Salzer: Ich akzeptiere, dass Tampons
für Frauen bequem sind. Tatsache ist jedoch, dass sie unphysiologisch sind, weil
sie mit dem Menstruationsblut auch die gesunde Scheidenflüssigkeit aufsaugen.
Die Schleimhäute in diesem Bereich brauchen aber Feuchtigkeit und Säure, um eine
Abwehr gegen Bakterien zu bieten. Das wird durch Tampons mehr beeinträchtigt als
durch eine Vorlage. Ich empfehle deshalb meinen Patientinnen: Wenn die Regel
stark ist und sie es beruflich brauchen, können sie natürlich Tampons verwenden.
Zu Hause, in der Freizeit oder an schwächeren Tagen sollten sie eher zu Vorlagen
greifen. Ich bin da vielleicht ein Rufer in der Wüste, aber die heutzutage so
häufig auftretenden Pilz- und Bakterieninfektionen werden durch das monatliche
Austrocknen der Scheidenflora verstärkt.
Konsument:
Welche Frau sollte auf Tampons verzichten?
Prof. Salzer: Viele Frauen haben eine stabile Scheidenflora,
denen macht der monatliche Gebrauch nichts aus. Bei häufigen Scheideninfektionen
oder Juckreiz nach dem Geschlechtsverkehr sollte auf Tampons verzichtet werden.
Das gilt besonders für die Schwangerschaft. Die häufigste Ursache für eine
Fehlgeburt, vorzeitige Wehen oder einen Blasensprung ist eine Infektion in der
Scheide, die langsam aufsteigt, chronische Entzündungen hervorruft und die
Eihäute infiziert. Leider herrscht noch die irrige Auffassung vor, ein Tampon
schütze beim Besuch eines Schwimmbades vor Keimen. Das Gegenteil ist der Fall.
Deshalb verbiete ich die Benutzung in der Schwangerschaft.
Konsument: Was
können Frauen selbst tun?
Prof.
Salzer: Ich rate zur preiswertesten Methode, die Scheidenflora nach der
Menstruation wieder in Ordnung zu bringen. Stäbchen aus der Apotheke und
Naturjogurt aus dem Supermarkt über Nacht verwenden. Am nächsten Tag ist alles
wieder ausgeglichen.