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Stottern - Möglichst früh behandeln lassen

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Marilyn Monroes erotisch gehauchte Worte verfehlten ihre Wirkung nicht – und halfen ihr, das Stottern zu bewältigen. Heute gibt es verfeinerte Methoden zur wirksamen Hilfe.

Scham und Spott

Am ersten Schultag wird das Kind nach seinem Namen gefragt: Es steht auf, wird rot und bringt kein gerades Wort heraus, verzieht das Gesicht und – stottert: ertappt. Stotterer schämen sich, weil sie auffallen, weil sie verspottet werden. Sie fühlen sich ihrem Handicap hilflos ausgeliefert, denn sie können die Störung nicht willentlich beeinflussen.

Respekt und Geduld

Wenn sie sich bemühen, geraten sie in zunehmende Verspannung, wodurch sich das Stottern noch verstärkt. Weil sie Angst vor dem Stottern und der Reaktion der anderen haben, ziehen sie sich zurück und sprechen nur mehr, wenn es unvermeidbar ist. Das Schlimmste ist nicht die Behinderung, es sind die sie begleitenden peinigenden Gefühle. Begegnen Sie deshalb einem Stotterer so, wie Sie sich selbst den Kontakt zu anderen wünschen: mit Respekt und Geduld.

Vieles nicht geklärt

Wie kommt es zu dieser Sprachbehinderung, die den natürlichen Redefluss unterbricht, warum verkrampfen sich die Gesichtsmuskeln und bewegen sich manchmal Augen und Beine unwillkürlich mit? Noch sind die vielen Ursachen nicht restlos geklärt. Im Wesentlichen geht es um eine Fehlfunktion bei der Verarbeitung der Nervensignale, die das Sprechen steuern; auch eine motorische Störung der am Sprechen beteiligten Organe kann zu Grunde liegen.

Keine psychische Störung

Stottern hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun und ist primär auch keine psychische Störung. Es ist bei jedem Betroffenen anders ausgeprägt und tritt von der Situation abhängig unterschiedlich stark auf. Die meisten Kinder durchlaufen eine Zeit, in der der Sprechfluss holpert, aber nur bei etwa 5 Prozent wird die Störung chronisch. Das Stottern verliert sich bis zum 12. Lebensjahr oft spontan oder durch eine Therapie.

Mit dem Kind zur Logopädin

Stottern ist in jedem Alter beeinfluss- und veränderbar, doch man sollte mit Kindern möglichst früh zur Behandlung gehen. Meist ist zur Abklärung eine Untersuchung beim Logopäden – eventuell auch beim Neurologen und Psychologen – notwendig. Für eine vom Arzt verordnete logopädische Therapie kommt beim Vertragslogopäden bis auf den gesetzlichen Selbstbehalt die Krankenkasse auf. Für die Behandlung muss man mit einem längeren Zeitraum rechnen. Meist ändert sich die Störung nicht abrupt, sondern fast unbemerkt, gelegentlich gibt es Rückfälle.

"Wundertherapien" sind unseriös

Vorsicht vor „Wundertherapien“ oder Methoden, die angeblich in kürzester Zeit Heilung bringen – sie sind unseriös. Noch ist die ideale Therapie nicht gefunden, die allen anderen überlegen ist. Als wirksamste Maßnahmen haben sich verhaltenstherapeutische Verfahren mit  Sprechübungen und Hilfe zur Bewältigung der Stotter- und Sprechangst erwiesen. Gute Therapeuten kombinieren verschiedene Konzepte individuell für jeden Patienten. Das Erlernte sollte in einer Gruppe und im Alltag geübt und gefestigt werden. Für Kinder und Jugendliche sind spezielle Ferienlager hilfreich, die Therapie mit Freizeitaktivitäten kombinieren.

Selbsthilfe ist möglich

Viele Erwachsene profitieren – mit oder ohne professionelle Therapie – von Selbsthilfe: durch Lektüre guter Ratgeber und Teilnahme in einer Selbsthilfegruppe. Sich mit der Behinderung auseinander zu setzen und mit anderen auszutauschen, verschiedene Konzepte kennen zu lernen und gemeinsam Sprechtechniken zu üben ist ein persönlicher Gewinn.

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