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Mittel bei Sodbrennen - Echt ätzend

, aktualisiert am

  • Jeder Dritte ist von Sodbrennen betroffen
  • Bei häufigem Auftreten ärztliche Untersuchung unumgänglich
  • Chronisches Sodbrennen kann Speiseröhrenkrebs auslösen

Lebensstil lässt sauer aufstossen

Der Festtagsbraten war erstklassig, auf den Nachschlag hätten wir allerdings lieber verzichten sollen. Die Strafe für die Völlerei lässt nicht lange auf sich warten: saures Aufstoßen, seifiger Geschmack im Mund und ein ätzendes Brennen in der Brust. Sodbrennen zählt zu den häufigsten Problemen des Magen-Darm-Traktes, nahezu jeder Dritte ist betroffen.

Ursachen

Hauptursache ist ein herabgesetzter Spannungszustand des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Mageneingang. Bei zu geringem Druck im unteren Teil der Speiseröhre beziehungsweise Druckerhöhung im Mageninneren fließen saure Mageninhaltstoffe in die Speiseröhre zurück. Dieses Phänomen wird allgemein als Reflux bezeichnet. Neben fettreicher Nahrung gehören auch Alkohol- und Nikotinkonsum, Schwangerschaft, ein Zwerchfellbruch, Übergewicht oder Stress zu den Auslösern der Krankheit.

Gefahr durch chronischen Reflux

Tritt Sodbrennen nur wenige Male im Jahr auf, vor allem nach fettreichem Essen oder Alkoholgenuss, und verflüchtigen sich die unangenehmen Begleiterscheinungen nach kurzer Zeit wieder, besteht kein Anlass zur Sorge. Meist lassen sich die Beschwerden mit einem Glas Milch oder Haferflocken lindern. Als Vorbeugung gegen Reflux hilft eine Änderung des Lebensstils mit ausgewogener Ernährung, mehr Bewegung und weniger Stress.

Warnsignal

Chronisches Sodbrennen ist jedoch als Warnsignal des Körpers zu deuten. Wenn sich zu den eingangs beschriebenen Symptomen auch Oberbauch- und Magenschmerzen, Schluckstörungen, Übelkeit und Erbrechen sowie asthmatische Beschwerden gesellen und die Refluxphasen länger andauern, ist ein Arztbesuch dringend anzuraten. Eine Magenspiegelung gibt Aufschluss darüber, ob bereits eine Schädigung der Speiseröhrenschleimhaut vorliegt.

Chronifizierung

Ein immer wieder auftretender Reflux erhöht das Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Die ständige Reizung der Schleimhäute im Organ kann zu Entzündungen führen, die im weiteren Verlauf einen Tumor auslösen können. Schätzungen zufolge leidet in Europa bereits jeder Fünfte an chronischem Sodbrennen, die Zahl der Fälle von Speiseröhrenkrebs ist seit einigen Jahren deutlich im Steigen begriffen.

Jeder Zehnte nimmt Medikamente

Entsprechend stark ist die Nachfrage nach Medikamenten gegen Reflux. Die Mittel sind inzwischen die am dritthäufigsten verkaufte Präparateklasse. Wer nur sporadisch und kurzzeitig unter den Beschwerden leidet, dem kann in der nächsten Apotheke mit rezeptfrei erhältlichen Mitteln weitergeholfen werden. Bei häufigeren Reflux-Attacken ist von einer Selbstmedikation jedoch abzuraten. In diesem Fall sollte vor einer medikamentösen Therapie unbedingt die ärztliche Abklärung erfolgen.

Über 200 Präparate

Auf dem Markt sind weit über 200 Präparate mit unterschiedlichen Wirkstoffen erhältlich. Mit Abstand am wirksamsten bei Sodbrennen und Speiseröhrenentzündung sind die rezeptpflichtigen Protonenpumpenhemmer. Diese Präparate sind die am häufigsten verkauften unter den Refluxmitteln. Sie sorgen für eine weitgehende Hemmung der Säureproduktion im Magen und sind unter anderem auch zur Vorbeugung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren geeignet. Präparate der Wirkstoffgruppe Antacida neutralisieren die Magensäure, sind jedoch nur geeignet zur kurzzeitigen Anwendung bei gelegentlich auftretendem Sodbrennen. Ebenfalls zugelassen zur Behandlung von Sodbrennen und Speiseröhrenentzündung sind sogenannte H2-Blocker. Diese Wirkstoffe schalten bestimmte Bindungsstellen des Gewebehormons Histamin aus. Histamin ist unter anderem für die Säurefreisetzung im ËMagen verantwortlich. Unsere Experten empfehlen H2-Blocker jedoch nur zur kurzfristigen Anwendung bei starkem und anhaltendem Sodbrennen. Werden sie länger eingesetzt, muss vorher ausgeschlossen werden, dass die Beschwerden auf eine bösartige Veränderung der Speiseröhre oder Magenschleimhaut zurückgehen. Durchwegs mit einem „wenig geeignet“ bedacht wurden Präparate mit dem Wirkstoff Sucralfat. Bei derartigen Mitteln ist die therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt.

Nicht Teil der Untersuchung waren chirurgische Maßnahmen, die bei etwa 10 Prozent der Patienten infrage kommen, wenn durch den Einsatz von Medikamenten keine Linderung erreicht wird.

Reflux

Je nach Häufigkeit des Auftretens unterscheidet man verschiedene Schweregrade.

Natürlicher Reflux: Tritt selten auf, vor allem nach fettreicher Nahrung und Alkoholgenuss.

Refluxkrankheit: Rückfluss tritt gehäuft auf und ist mit Beschwerden verbunden.

Refluxösophagitis: Entzündung der Speiseröhren-Schleimhaut durch andauernde Reizung der Schleimhaut durch Magensäure.

Hinweise zur Bewertung

Grundlage dieses Tests ist das Handbuch „Medikamente“, für das ein Expertengremium der Stiftung Warentest (Stiwa) Arzneimittel auf Basis von Literaturrecherchen beurteilte (die Methoden sind auf unserer Homepage zu finden, Suchkriterium „ Medikamententests “). Es gibt vier Stufen der Bewertung, wobei sich die Aussage über die Eignung ausschließlich auf die angeführten Anwendungsgebiete bezieht.

Geeignet

sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachgewiesen ist. Ihre Nutzen-Risiko-Abwägung fällt positiv aus, sie sind gut erprobt. Der therapeutische Nutzen dieser Mittel ist hoch, sie gehören zu den Standardtherapeutika. „Geeignet“ sind auch Kombinationsmittel, deren Wirkstoffe sich sinnvoll ergänzen.

Auch geeignet

sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ebenfalls nachgewiesen ist, die aber entweder Konservierungsmittel enthalten oder noch nicht so lange erprobt sind wie die als „geeignet“ bewerteten. In diese Kategorie fallen vor allem neue oder weniger gut untersuchte Wirkstoffe.

Mit Einschränkung geeignet

sind Mittel, die zwar therapeutisch wirksam sind, aber im Vergleich zu Standardtherapeutika ein höheres oder nicht gut einschätzbares Risiko bergen. Diese Bewertung gilt auch für Mittel, bei denen noch weitere Studien erforderlich sind, um ihre therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachzuweisen.

Wenig geeignet

sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, die nicht ausreichend dosiert sind und deren therapeutische Wirksamkeit im Verhältnis zu den Risiken zu gering ist, sodass die wahrscheinlichen Risiken mehr Gewicht haben als der mögliche Nutzen. „Wenig geeignet“ sind darüber hinaus Mittel mit mehr als einem Wirkstoff, wenn sich die Wirkstoffe nicht sinnvoll ergänzen oder keinen oder keinen zusätzlichen therapeutischen Nutzen aufweisen.

Medikamentenauswahl

Aufgrund der Vielzahl an Präparaten (Generika) sahen wir uns zu einer Reduzierung der Medikamentenauswahl gezwungen. In der Tabelle finden sich unter dem jeweiligen Wirkstoff nur die jeweils erstzugelassenen Präparate.

Nicht bewertet

Von der Stiwa nicht bewertet wurden Präparate mit den Wirkstoffen Pirenzipin, Misoprostol und Cimetidin.

Sodbrennen vermeiden

  • Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nehmen statt wenige, üppige Mahlzeiten.
  • Für Übergewichtige: nach Absprache mit dem Arzt Gewicht reduzieren.
  • Nikotinabstinenz; Alkoholkonsum verringern.
  • Verzicht auf enge Kleidung. Wenn der Bauch drückt, den Gürtel lockern.
  • Besonders abends auf reichhaltige Mahlzeiten verzichten und nicht zu spät essen. Wer unter Sodbrennen leidet, sollte erst vier Stunden nach der letzten Mahlzeit zu Bett gehen.
  • Mit erhöhtem Oberkörper schlafen.
  • Stress abbauen.

Mittel bei Sodbrennen: Kompetent mit Konsument

  • Ursachen. Auslöser für Reflux sind fettreiche Nahrung, Alkohol- und Nikotinkonsum, Schwangerschaft, Zwerchfellbruch, Übergewicht oder Stress.
  • Warnsignal des Körpers. Wer häufig unter Sodbrennen leidet, sollte sich ärztlich untersuchen lassen. Reflux kann zu Entzündungen in der Speiseröhre führen und im weiteren Verlauf Krebs auslösen.
  • Medikamente. Als geeignet zur Behandlung von Reflux und Entzündungen der Speiseröhre haben sich Protonenpumpenhemmer erwiesen.

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