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Medikamenten-Beipacktexte - Was heißt eigentlich ...

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„Bitte Packungsbeilage beachten“, heißt es auf den Medikamentenschachteln. Doch was bedeutet eigentlich „mit etwas Flüssigkeit vor den Mahlzeiten einnehmen“? Wir erläutern die wichtigsten Gebrauchsinformationen.

Wann ist „vor der Mahlzeit einnehmen“?

Häufig findet sich auf dem Beipackzettel eine genaue zeitliche Angabe, wann ein Medikament einzunehmen ist. Oft genug heißt es jedoch: „vor der Mahlzeit einnehmen“. Die Floskel bedeutet nicht, dass die Präparate erst geschluckt werden sollten, wenn der Teller bereits auf dem Tisch steht. Gemeint ist hier etwa eine halbe Stunde vor der Mahlzeit.

Für andere Angaben gilt: „Zum Essen“ – etwa zur Mitte der Mahlzeit; „unmittelbar nach dem Essen“ – innerhalb von 30 Minuten nach dem Essen; „nach dem Essen“ – zwei Stunden nach der Mahlzeit; „einmal täglich“ – einmal täglich zur gleichen Uhrzeit; „zweimal täglich“ – im Abstand von 12 Stunden; „dreimal täglich“ – im Abstand von 8 Stunden.

Das Timing ist entscheidend

 Der genaue Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme ist wichtiger als dies im ersten Moment erscheint. Manche Arzneien entfalten ihre Wirkung beispielsweise nur dann, wenn sie vor oder zu den Mahlzeiten eingenommen werden, bei anderen ist die Wirkung vor der Nahrungsaufnahme beeinträchtigt.

Welche „Flüssigkeit“ ist gemeint?

Um die erhoffte Wirkung eines Medikamentes zu erreichen, ist auch die Art und Weise der Einnahme von Bedeutung. Häufig findet sich der Hinweis „mit etwas Flüssigkeit einnehmen“. Flüssigkeit bedeutet immer kohlensäurefreies Wasser. Säfte, Tee, Kaffee, Milch oder gar Alkohol sind zur Medikamenteneinnahme nicht geeignet, da sie die Wirkung der Arznei beeinträchtigen können. Bestimmte Arzneimittel – vor allem Schmerztabletten und Antibiotika – entfalten ihre Wirkung nur dann, wenn sie mit genügend Wasser eingenommen werden.

Wenn nicht anders angegeben, sollten Tabletten, Kapseln und Dragees immer mit einem Glas Wasser in aufrechter Haltung geschluckt werden. So wird gewährleistet, dass die Medikamente schnell die Speiseröhre passieren, bevor sie sich im Magen oder Darm auflösen.

Was bedeutet „häufige“ Nebenwirkungen?

Ein Absatz der Gebrauchsinformation gibt Auskunft über mögliche Nebenwirkungen. Dabei handelt es sich immer um unerwünschte Nebenwirkungen, die je nach Medikament von leichten Beschwerden bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen reichen.

Die Angabe „sehr häufig“ bedeutet etwa, dass die beschriebene Nebenwirkung in mehr als 10 Prozent aller Fälle auftritt, „häufig“ steht für 1 bis 10 Prozent, „gelegentlich“ für 0,1 bis 1 Prozent, „seltene“ Nebenwirkungen betreffen einen von 1000 bis 10.000 Anwendern, „sehr seltene“ Nebenwirkungen treten bei weniger als einem von 10.000 Patienten auf, und „Einzelfälle“ umschreiben statistisch nicht auswertbare Einzelfallmeldungen.

Wie lange sind Medikamente haltbar?

Das auf der Verpackung angegebene Haltbarkeitsdatum gilt nur dann, wenn die Arznei korrekt gelagert wurde und sich das Medikament noch in der Originalverpackung befindet. Wenn nichts anderes vermerkt ist, sollten die Säfte, Tropfen, Tabletten, Kapseln oder Dragees bei 15 bis 25 Grad Celsius an einem lichtgeschützten und trockenen Ort gelagert werden. Der Badezimmerschrank ist wegen der hohen Luftfeuchte und Temperatur im Bad nicht geeignet. Wenn besondere Aufbewahrungshinweise gelten, zum Beispiel bei Impfstoffen oder Insulinpräparaten, die im Kühlschrank verwahrt werden müssen, ist dies auf der Packungsbeilage vermerkt. Zäpfchen werden im Sommer am besten im Kühlschrank (Gemüsefach) aufbewahrt.

Nach der Öffnung sinkt die Haltbarkeit

Für angebrochene Säfte oder Tropfen sowie Tabletten, deren Einzelverpackung beschädigt wurde, gelten die angegebenen Mindesthaltbarkeitsdaten nicht mehr. Werden die Präparate nicht innerhalb von vier Wochen verbraucht, sollten sie entsorgt werden. Für Antibiotikasäfte verkürzt sich diese Frist auf zehn Tage, angebrochene Cremen und Salben können bis zu sechs Monate verwendet werden. Auch Desinfektionslösungen für die Haut sind nicht unbegrenzt haltbar und verkeimen nach gewisser Zeit. Brause- und Trinktabletten sollten unmittelbar nach dem Auflösen in Wasser konsumiert werden.

Dürfen Tabletten, Kapseln und Dragees geteilt werden?

Grundsätzlich gilt: Das Teilen von Tabletten birgt Risiken, kann großen Schaden anrichten und darf nur erfolgen, wenn dies in der Packungsbeilage ausdrücklich erwähnt wird. Derartige Präparate weisen meist Bruchkerben auf. Tabletten dürfen unter keinen Umständen geteilt werden, wenn in der Fach- oder Patienteninformation folgende Hinweise aufgeführt sind: „Die Tabletten sind nicht zur Dosierung der halben Dosis durch Teilen geeignet“ oder „Die Tabletten sollen nicht geteilt werden“.

Schwere Nebenwirkungen möglich

Auch Präparate mit einem magensaftresistenten Überzug dürfen nicht geteilt werden. Das Medikament würde sich im Magen zersetzen, seine Wirkung verlieren und könnte unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Dies gilt auch für Tabletten mit einem Überzug, der für eine verzögerte Wirkstoff-Freisetzung sorgt. Teilt man diese Tabletten, verändert sich die Wirkstoff-Freisetzung und es könnte zu einer Überdosierung mit möglicherweise gefährlichen Folgen kommen.Unter gewissen Umständen ist es allerdings notwendig, eine Tablette zu teilen, zum Beispiel, wenn ein Medikament Kindern verabreicht werden kann. In diesem Fall ist der entsprechende Hinweis in der Packungsbeilage zu beachten.

Warum muss ich Antibiotika einnehmen, obwohl ich mich wieder gesund fühle?

Die auf der Gebrauchsinformation angegebene Einnahmedauer ist – falls vom Arzt nicht anders verordnet – unbedingt einzuhalten. Dies gilt vor allem für Antibiotika. Nach wiederholter Einnahme stellt sich eine relativ hohe Konzentration des Antibiotikums im Körper ein. Die meisten Bakterien sterben ab und man fühlt sich schnell besser. Ein paar Bakterien überleben allerdings. Wird das Medikament abgesetzt, können sich die überlebenden Bakterien vermehren und es kann erneut eine Infektion auftreten. Außerdem besteht die Gefahr einer Resistenz, gegen die dann nur noch ein anderes Antibiotikum wirkt.

Wann darf ich ein Medikament nicht einnehmen?

Unter dem Stichwort Gegenanzeigen sind Bedingungen aufgelistet, bei denen ein Medikament nicht eingenommen werden darf. Die Formulierung ist dabei nicht immer eindeutig. Wenn es etwa heißt, dass die Einnahme eines Medikaments während der Schwangerschaft oder Stillzeit „kritisch abgewogen werden sollte, da bisher keine systematischen Untersuchungen am Menschen durchgeführt wurden“, ist eine Rücksprache mit dem Arzt dringend anzuraten, eventuell gibt es geeignetere Ersatzpräparate auf dem Markt.

Sollen, dürfen oder müssen?

In der Gebrauchsinformation sind Anweisungen für den Patienten häufig im Konjunktiv angegeben. Grundsätzlich gilt jedoch: Formulierungen wie „stets sollten Sie darauf achten“, „sollte so lange eingenommen werden, bis ...“ oder „während der Behandlung sollte kein Alkohol getrunken werden“ bedeuten immer ein absolutes Muss. Die Miss- achtung einer Anweisung kann schwer wiegende Konsequenzen nach sich
ziehen.

Was tun mit abgelaufenen Medikamenten?

Abgelaufene oder nicht mehr benötigte Medikamente dürfen nicht im Hausmüll entsorgt werden. Es handelt sich dabei um Sondermüll, der von jeder Apotheke entgegengenommen wird.

 

Tabletten, Säfte & Co: Wie gehe ich richtig damit um?

Was muss ich bei der Medikamenteneinnahme beachten und wie wende ich Tabletten, Kapseln, Brausetabletten, Zäpfchen, Säfte, Augen-, Ohren- oder Nasentropfen, Salben, Cremen und Puder richtig an?

Tabletten und Kapseln: Einnahme immer mit aufgerichtetem Oberkörper und einem großen Glas kohlensäurefreiem Wasser.

Brause- und Trinktabletten: In einem großen Glas Wasser auflösen und sofort einnehmen.

Säfte, Lösungen, Suspensionen: Immer beiliegenden Messlöffel oder Messbecher verwenden. Hinweis beachten, ob das Medikament vor Gebrauch geschüttelt werden muss. Bei so genannten Trockensäften muss das Pulver unmittelbar vor Gebrauch bis zur auf dem Messbecher vorgeschriebenen Markierung mit Wasser aufgefüllt werden.

Ohrentropfen: Fläschchen in der Hand anwärmen. Zum Einträufeln Kopf schräg legen und einen Tropfen in den Gehörgang geben. Wenn das Medikament in beide Ohren getropft werden soll einen Augenblick warten, bis sich die Flüssigkeit im Gehörgang verteilt hat. Der Gehörgang kann dann auch mit ein wenig Watte abgedichtet werden.

Nasentropfen und Nasensprays: Vor der Anwendung von Tropfen oder Sprays immer schnäuzen. Präparat in der Hand anwärmen. Den Kopf beim Einträufeln der Tropfen leicht in den Nacken legen und einen Tropfen in jedes Nasenloch geben, danach Kopf wieder aufrichten, damit die Flüssigkeit nicht in den Rachen rinnt.

Bei der Einnahme von Nasenspray den Kopf nicht zurücklegen, sondern aufrecht halten. Während des Einsprühens langsam einatmen und einen Sprühstoß in jedes Nasenloch geben. Die Sprayflasche darf nur von jeweils einem Patienten verwendet werden und sollte nach der Erkältung im Müll entsorgt werden.

Augentropfen: Vor der Anwendung immer die Hände waschen. Augentropfen in der Hand anwärmen, den Kopf zurücklegen und Präparat in die inneren Augenwinkel tropfen. Nach der Applikation blinzeln und die Augen bei geschlossenen Lidern rollen. Angebrochene, konservierungsmittelfreie Tropfen dürfen nicht länger als 24 Stunden, konservierungsstoffhaltige Mittel nicht länger als vier bis sechs Wochen (siehe Gebrauchsinformation) verwendet werden.

Zäpfchen: Vor dem Einführen eines Zäpfchens möglichst Darm entleeren. Immer mit der stumpfen Seite voran einführen. Falls die Anwendung Probleme bereitet, einen Tropfen Hautöl auftragen.

Vaginaltabletten, Vaginalkapseln und Vaginalcremen: Vaginaltabletten, -kapseln oder -cremen aufgrund der längeren Verweildauer am besten unmittelbar vor dem Schlafengehen anwenden. Vaginaltabletten vor dem Einführen in Wasser tauchen, damit sie besser gleiten. Für Vaginalcremen Applikatoren verwenden, die auf die Tube aufgesetzt werden (diese dürfen allerdings nicht während einer Schwangerschaft benutzt werden). Cremen zur äußerlichen Anwendung zwei- bis dreimal täglich (Gebrauchsinformation beachten) dünn auftragen.

Salben, Cremen, Gels und Pasten: Präparate, die auf die Haut aufgetragen werden, kommen im Allgemeinen zwei- bis dreimal täglich zur Anwendung. Dünn auftragen; danach Hände waschen.

Puder: Puder dünn auf die betroffenen Stellen, nie jedoch in nässende Wunden oder auf offene Hautstellen streuen.

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