Der Erfolg hängt alleine vom Patienten ab
Bei welchen Indikationen kann Hypnose therapeutisch genutzt werden und was
muss dabei beachtet werden. Antwort auf unsere Fragen gibt Dr. Herbert Sponring,
Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin an der Abteilung für Anästhesie und
Intensivmedizin des Wilhelminenspitals (WSP) in Wien, der seit Langem
erfolgreich mit Hypnose praktiziert.
Konsument: Bei welchen Indikationen und seit wann
praktizieren Sie mit Hypnotherapie beziehungsweise Hypnose?
Dr. Herbert Sponring: Ich praktiziere mit Hypnose seit 1999. Meine
hauptsächlichen Indikationsgebiete sind Schmerztherapie, Raucherentwöhnung,
Gewichtreduktion, Phobien, Angstzustände, Allergien, Asthma, Neurodermitis,
Reizdarmsymptomatik, Morbus Parkinson, Sterbebegleitung. Im Prinzip ist Hypnose
bei jeder Erkrankung und jedem Symptom einsetzbar!
Konsument: Wo liegen Ihrer Ansicht nach die Vorteile
bei einer Hypnotherapie?
Dr. Herbert Sponring: Der Patient ist selbst verantwortlich! Es handelt sich
um ein Lernen zweiter Ordnung, das bedeutet, auch für andere Problemsituationen
werden Verhaltensstrategien kreiert, die vom Patienten allein und unabhängig vom
Arzt genutzt werden können. Außerdem sind Nebenwirkungen bei korrekter
medizinischer Hypnose praktisch ausgeschlossen. Therapeut und Patient haben
alles Nötige immer dabei.
Konsument: Wie gehen Sie bei einer Hypnose vor, also
wie bereiten Sie den Patienten vor, wie leiten Sie die Hypnose ein?
Dr. Herbert Sponring: Um einen Patienten auf eine Hypnotherapie
vorzubereiten, führe ich mit ihm ein Gespräch von zirka einer Stunde. Während
dieses Gespräches gebe ich eine genaue Erklärung des Vorgehens und dessen, was
passiert.
Konsument: Wie lange dauert eine Sitzung im
Durchschnitt und wie „holen Sie den Patienten wieder zurück“?
Dr. Herbert Sponring: Eine Sitzung dauert im Durchschnitt eine Stunde. Das
Ende einer Sitzung wird formelhaft über Standardsuggestionen eingeleitet, die
den Patienten vom Trancezustand in den Wachzustand versetzen.
Konsument: Wie hoch ist die Erfolgsrate einer
Behandlung und wie viele Sitzungen sind notwendig, bis sich ein
Behandlungserfolg zeigt?
Dr. Herbert Sponring: Der Erfolg hängt alleine vom Patienten ab. Er muss
hinter der Methode voll und ganz stehen und sie als für sich als richtig
erkennen, das gilt im Übrigen für jede medizinische Therapie. Eine generelle
Prognose über die Dauer einer Behandlung ist unseriös. Es können im Einzelfall
jeweils nur Richtwerte genannt werden, mit denen der Patient rechnen muss, ohne
eine Garantie für einen Behandlungserfolg geben zu können, wie bei jeder
medizinischen Handlung. Der Mensch ist einfach keine Maschine!
Konsument: Nicht alle Patienten lassen sich
hypnotisieren. Wie hoch ist der Anteil der Menschen, die gegen eine Hypnose
„immun“ sind?
Dr. Herbert Sponring: Diejenigen die sich nach einem Vorgespräch dafür
entscheiden, sind fast immer therapierbar. In meiner Ordination liegt der Anteil
etwa bei 95 Prozent. In Not- und Ausnahmesituationen ergibt sich eine andere
Situation. Patienten, die „nach jedem Strohhalm greifen“ sind generell
hypnotisierbar.
Konsument: Sie setzen Hypnose auch zur
Operationsvorbereitung ein. In welchen Fällen ist dies möglich?
Dr. Herbert Sponring: Die Technik der hypnotischen Kommunikation setze ich
bei jedem Patienten tagtäglich um, wenn ich Vorbereitungsgespräche führe, über
den Eingriff aufkläre oder auch perioperativ (über den gesamten mit der
Operation verbundenen zeitlichen Verlauf, von der Operationsvorbereitung bis zum
Aufwachraum). Es kann so sehr gut auf Ängste und Bedürfnisse eingegangen werden
– im Übrigen findet jede Kontaktaufnahme, in der man versucht, sich in jemand
anderen hineinzuversetzen, in einem Rahmen einer gemeinsamen „Trance“ statt.
Jede OP eignet sich für die Hypnose, es ist nur nicht jeder Patient dafür
geeignet, da ja wie bereits erwähnt die Eigenverantwortlichkeit wahrgenommen
werden muss. Ich selbst habe einen Kollegen und einen meiner Söhne hypnotisch
während eines Eingriffs begleitet und mich selbst zwei Mal einer OP mittels
Hypnose unterzogen.
Konsument: Hat die Hypnose dabei auch eine
anästhetisierende Wirkung und kann dadurch der Einsatz von Anästhetika reduziert
beziehungsweise vollständig darauf verzichtet werden?
Dr. Herbert Sponring: Hypnose hat eindeutig eine anästhetisierende Wirkung.
Sie kommt vor allem bei Vorbehalten gegenüber einer herkömmlichen Anästhesie und
bei Patienten zum Einsatz, bei denen Unverträglichkeiten oder Allergien gegen
Narkosemittel vorliegen.
Konsument: Wie muss man sich den Ablauf im Vorfeld
einer OP vorstellen, wie lange dauert es, bis eine anästhetisierende Wirkung
eintritt und wie lange kann der hypnotisierte Zustand überhaupt aufrechterhalten
werden?
Dr. Herbert Sponring: Wie bereits erwähnt, steht am Anfang ein ausführliches
Gespräch. Dabei werden die Bedürfnisse des Patienten abgeklärt, wenn dieser nur
mit Hypnose behandelt werden will. Der Zustand der Hypnose ist prinzipiell
beliebig lange aufrechtzuerhalten.
Konsument: Warum setzen vergleichsweise wenig
Kliniken Hypnose bei Operationen ein, obwohl das Verfahren so erfolgreich ist?
Dr. Herbert Sponring: Leider ist die Möglichkeit einerseits bei der
Bevölkerung zu wenig bekannt, andererseits trauen es sich nur wenige Kollegen
und Kolleginnen, die es könnten, selber zu.