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Gesund Leben: Hypochonder - Eingebildet krank

, aktualisiert am

Wenn jedes Zipperlein schmerzt und die Angst vor Krankheiten einen fast umbringt.

Ein Kommen und Gehen

Der Körper und unsere Sinne senden dem Gehirn pausenlos Signale – so entsteht unser Ich-Empfinden. Leider sind gelegentlich auch unangenehme Signale darunter. Statistisch gesehen hat jeder Mensch alle vier Tage eine kleine Unpässlichkeit – Bauchgrimmen, Nackensteife, Kopfweh, Ziehen in einem Gelenk, Muskelzittern, Hautjucken, Frieren und vieles andere mehr. Die Rede ist hier nicht von Krankheiten, die dringender Behandlung bedürfen, sondern von Missempfindungen oder Funktionsstörungen, die ohne Zutun von selbst wieder vergehen, genau so wie sie gekommen sind.

Hypochondrie ist eine Krankheit

Hypochonder beschäftigen sich übermäßig mit diesen Befindlichkeiten, interpretieren sie falsch und entwickeln ungezügelte Angst vor einer schweren oder tödlich verlaufenden Krankheit. Zwar meint der Volksmund hämisch „Ein Hypochonder ist ein Mensch, der sich nicht wohl fühlt, wenn er sich wohl fühlt“. Doch Hypochonder sind wirklich krank. Es ist ein echtes, zwanghaftes Leiden, das so alt ist wie die Menschheit – mal als Marotte oder Spleen abgetan, mal als Krankheit eingestuft. Nach einer WHO-Untersuchung leiden etwa fünf Prozent aller Hausarzt-Patienten an Hypochondrie: Leichtes Kopfweh macht ihnen Angst vor Gehirntumor, bei Seitenstechen fühlen sie sich vom Herzinfarkt bedroht. Die Krankheitsfurcht kann verschiedene Körperregionen betreffen und wechseln.

Teufelskreis entsteht

Manche Betroffene scheuen jeden Arzt, andere sammeln alle verfügbaren Informationen, bewerten sie im Sinn der eigenen Überzeugung und suchen immer neue Ärzte auf. Dabei machen sie die Erfahrung, dass sie Ärzten als „Aufmerksamkeitssucher“ lästig sind und nicht ernst genommen werden. Sie fühlen sich unverstanden, arm und ungerecht behandelt. Das treibt sie in eine undurchdringliche und misstrauische Verteidigungshaltung. Ein Teufelskreis, dem kaum zu entrinnen ist. Andererseits erleben sie auch einen so genannten „sekundären Krankheitsgewinn“: Wenn sie bettlägerig sind, nehmen die anderen Rücksicht, sind besorgt und widmen ihnen viel Zuwendung; bei Kuren werden sie verwöhnt. Hypochonder simulieren nicht. All ihr Denken und später auch Handeln kreist um die Ängste vor dem eigenen Körper, schließlich wenden sich Freunde und Familie genervt ab und die Betroffenen vereinsamen.

Ursachen

Hypochonder ziehen sich auf eine Vorstellung von sich als „Kranker“ zurück, um mit unlösbaren Situationen ihres Lebens – vergangenen oder gegenwärtigen – umgehen zu können. Viele dieser Menschen haben auch früher dramatische Erfahrung mit Kranksein entweder selbst durchgemacht oder in der Herkunftsfamilie erlebt. Ihr Rückzug in vermeintliches Kranksein mag dann ein Versuch sein, diese zu bewältigen.

Selbsthilfe

Vermeiden Sie, verschiedene Ärzte aufzusuchen und die Krankenanstalten der ganzen Umgebung zu bemühen. Es gilt, den Arzt zu finden, dem Sie vertrauen können – und bei ihm zu bleiben. Schildern Sie ihm wirklich alle Ihre Symptome, und wenn er nicht die Augenbraue hochzieht und Sie nicht belächelt, dann ist er der Richtige.

Mitarbeit wichtig

Der Arzt wird gezielt Untersuchungen anordnen, um organische Erkrankungen auszuschließen, und dann regelmäßige Besuche in seiner Praxis empfehlen – nehmen Sie dieses Angebot wahr. Zusätzlich kann eine Behandlung beim Psychotherapeuten oder klinischen Psychologen helfen, mit den Ängsten besser umzugehen und „über die Runden zu kommen“. Allerdings ist bei dieser Therapieform Ihre aktive Mitarbeit notwendig.

Ärztliche Beratung: Dr. Erika Trappl

Wann zum Arzt?

  • Wenn die Angst vor Krankheiten das Denken bestimmt.

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