Die elektronische Gesundheitsakte ELGA soll Patientensicherheit und Behandlungsqualität in Österreich verbessern. Kritiker bezweifeln den medizinischen Nutzen und bemängeln den Datenschutz. Was steckt tatsächlich in ELGA?
Kaum ein Thema im Gesundheitsbereich ist derart umstritten wie die elektronische Gesundheitsakte (ELGA). Die ersten Daten werden nicht vor Mitte 2015 eingespeist, aber bereits jetzt ist eine heftige Debatte über Sinn und Nutzen von ELGA entbrannt.
Datenschutz vs. Patientensicherheit
Ärztevertreter sorgen sich um den Datenschutz und können keine erwähnenswerten Verbesserungen gegenüber dem Status quo erkennen.
Sie bemängeln, dass das Projekt nicht nur hohe Kosten verursache, sondern auch schwer in den ärztlichen Alltag zu integrieren sei. Demgegenüber verweisen Gesundheitsministerium und Sozialversicherung darauf, dass ELGA die Behandlungsqualität und die Sicherheit der Patienten verbessern werde.
Vermeidung von Wechsel- und Nebenwirkungen
Als wesentliches Argument für eine umfassende zentrale und zeitnahe Erfassung von Gesundheits- und Behandlungsdaten wird etwa die Vermeidung von gefährlichen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten genannt. Tatsächlich nimmt etwa ein Drittel aller Menschen ab 65 Jahren sechs und mehr Medikamente ein. Da am Behandlungs- und Betreuungsprozess in der Regel mehrere Ärzte beziehungsweise Einrichtungen beteiligt sind, geht der Überblick bei der Verschreibung häufig verloren. Dazu kommt noch der Bezug von verordnungsfreien Medikamenten in der Apotheke.
Wirkungsverlust, Krankenhaus oder Tod
Die Folgen sind Wirkungsverluste sowie gefährliche Wechsel- und Nebenwirkungen. Schätzungen des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zufolge sind Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten in Deutschland für bis zu 300.000 Krankenhausaufnahmen im Jahr und für Tausende Todesfälle verantwortlich.
Dass die Zahlen so hoch sind, liegt daran, dass bei manchen Präparaten ein hohes Risiko für Wechselwirkungen besteht. Darunter fallen etwa Antithrombosemittel, nichtsteroidale Antirheumatika (z.B. die Schmerzwirkstoffe Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen), Antidepressiva oder Herz-Kreislauf-Medikamente. Und genau diese Präparate werden häufig verabreicht.
Lebensgefährliche Kombinationen, Unverträglichkeiten, Allergien
Lebensgefährliche Kombinationen sind etwa Acetylsalicylsäure und das Antidepressivum Citalopram. Ebenfalls hochproblematisch bis lebensgefährlich ist es, wenn bei Verordnungen Allergien beziehungsweise Unverträglichkeiten gegen Medikamente nicht beachtet werden.
- In der Diskussion um ELGA wird oft vor dem gläsernen Patienten gewarnt. Mit ELGA ließen sich aber z.B. Behandlungsfehler von Ärzten transparenter nachweisen. Geht es vielleicht eher um gläserne Ärzte? Lesen Sie dazu den Kommentar von KONSUMENT-Redakteur Bernhard Matuschak: "ELGA - Der gläserne Arzt".
- Wer sich von ELGA abmelden möchte, kann dies direkt auf www.gesundheit.gv.at machen.