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Cryolipolyse: Kälte gegen Fett - Neues Zauberwort beim Abspecken

Kältebehandlung soll eine merkbare Körperfett-Reduktion bewirken. Wie sieht die Beweislage aus?

Wir sagen: Die Wirksamkeit der Cryolipolyse beim Menschen ist wissenschaftlich nicht bewiesen.

KONSUMENT Faktencheck-Medizin: Bei dem hier beschriebenen Thema ist die Beweislage unzureichend; es gibt keine Hinweise, dass die Behauptung stimmt

Es hört sich so einfach und vor allem mühelos an: Anstatt Hüftgold und Bauchfett mit anstrengenden Fitnessübungen und gesunder Ernährung zu Leibe zu rücken, soll eine einfache Kältebehandlung dem Körper ästhetischere Formen verleihen. „Cryolipolyse“ heißt ein neues Zauberwort, wenn es ums Abspecken geht. Überschüssiges Fett soll dabei, so verspricht die Werbung, durch niedrige Temperaturen quasi weggeschmolzen werden.

Kleinkindern beim Eis lutschen beobachtet

Auf die Idee kamen Wissenschaftler, als sie ein Phänomen beobachteten, das bei kleinen Kindern auftreten kann, wenn sie Eis lutschen. In seltenen Fällen entzündet sich danach das Unterhautfettgewebe der Wangen. Mediziner verwenden dafür die Bezeichnung Kälte-Panniculitis. In Tierversuchen wurden festgestellt, dass Fettzellen Tage bis Wochen nach einer Kältebehandlung absterben. Ob dies beim Menschen funktioniert, ist allerdings wissenschaftlich nicht bewiesen. Bisher dazu veröffentlichte Studien sind äußerst mangelhaft. In drei Untersuchungen wurden anhand von Fotografien bzw. Messungen der Fettfaltendicke Vorher-Nachher-Vergleiche durchgeführt.

Figurverbesserung nur zweifelhaft feststellbar

Ob die dabei festgestellten figürlichen Verbesserungen nach mehreren Monaten Behandlung tatsächlich auf die Kältebehandlung zurückzuführen waren, konnte aber nicht zweifelsfrei festgestellt werden. Die Autoren hatten nämlich versäumt, eine unbehandelte Vergleichsgruppe in die Studie aufzunehmen. Außerdem haben sie es unterlassen, abzuklären, ob die teilnehmenden Personen nebenbei auch eine Diät gehalten oder aufgrund sportlicher Betätigung abgenommen hatten.

In zwei der Studien wussten die beurteilenden Studienleiter zudem im Vorhinein, welche der Fotos vor und welche nach der Behandlung aufgenommen worden waren. In einer dritten Studie wurden aus nicht näher genannten Gründen nur die Ergebnisse von sechs der zehn behandelten Personen beurteilt. Zudem waren übergewichtige Personen von diesen Studien ausgeschlossen.

Kältebehandlung im Vakuum

Abgesehen von der Zweifelhaftigkeit der Ergebnisse gilt es auch zu beachten, dass die Cryolipolyse keineswegs frei von Nebenwirkungen ist. Bei diesem Verfahren wird auf der Hautoberfläche ein Vakuum erzeugt und der betroffene Bereich bis zu 60 Minuten auf Temperaturen zwischen minus fünf und plus fünf Grad abgekühlt.

Rötungen und Taubheitsgefühl  als Nebenwirkungen

Das kann sehr schmerzhaft sein. Häufig treten auch über Wochen anhaltende Rötungen und ein Taubheitsgefühl auf. Gelegentlich verändert sich die Berührungsempfindlichkeit der behandelten Stelle für eine Dauer von bis zu zwei Monaten. Wissenschaftler gehen zudem davon aus, dass der Abbau abgestorbener Fettzellen möglicherweise die Leber- und Blutfettwerte ungünstig beeinflusst. So könnten die Werte des „guten“ HDL-Cholesterins über einige Wochen absinken.

Stimmt das, was die berichten?

Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Bei den Lesern steigen Erwartungen und Sorgen. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt. "Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. Cochrane-Österreich ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.

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