Einen betagten Angehörigen zu Hause zu pflegen kostet viel mehr als allgemein vermutet. Manchmal sogar die eigene Gesundheit.
383.500 Menschen erhalten Pflegegeld
Etwa 600.000 Personen in Österreich sind versorgungsbedürftig. 383.500 Menschen erhalten Pflegegeld (Stand: Oktober 2006), das es seit 14 Jahren gibt. Die Zahl der Pflegegeldbezieher steigt von Jahr zu Jahr – in den sieben Jahren von 1998 bis 2005 zum Beispiel um 33 Prozent). Derzeit wenden Staat und Länder dafür jährlich 1,86 Milliarden Euro auf.
Über die Jahre ist das Pflegegeld real stark entwertet worden. Es wurde weder an die Teuerung angepasst, noch an den Demographiefaktor gekoppelt. Für Vater Staat mit gutem Grund: Eine Valorisierung würde 26,6 Millionen Euro kosten, und zwar jährlich! Schon jetzt fehlen 228 Millionen, rechnet man die Teuerung ein. Überdies müssten alle verwirrten Menschen (medizinischer Fachbegriff: Demenzkranke - insgesamt 17.000 Fälle), nach Meinung von Walter Marschitz vom Österreichischen Hilfswerk höher eingestuft werden als bisher. Dafür fehlen derzeit weitere 34 Millionen Euro.
Striktere Einstufung
Seit der Einführung gab es aber noch eine weitere Verschlechterung: Höhere Einstufungen wurden zu niedrigeren im Verhältnis 2:1 verändert. Waren 1995 noch 17 Prozent der Bezieher in Stufe 3, so sind es derzeit nur 8,4 Prozent. Zwei Drittel der Pflegegeldbezieher finden sich in den unteren drei Stufen. Und das sicher nicht deshalb, weil sich die Pflegebedürftigkeit der Alten so radikal vermindert hat, sondern weil schlicht immer weniger Geld auf immer mehr Köpfe aufgeteilt werden muss.
Pflegegeld ist Ergänzung
Das Pflegegeld ist gedacht als Zuschuss, der die private Vorsorge ergänzen soll. Es deckt daher nur einen Teil der tatsächlicher Kosten ab: Bei 421,80 Euro für 120 Stunden (Stufe 3) ergibt das einen Stundensatz von 3,50 Euro. Die Kosten für eine legale Pflegekraft liegen jedoch bedeutend höher. Dazu kommt, dass mehr als die Hälfte der Gepflegten ein Einkommen unter 860 Euro hat.