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Raue See - Kommentar von Chefredakteur Gerhard Früholz

Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie haben 14 Tage Strandurlaub in Griechenland gebucht. Im Steigflug verkündet der Kapitän: Leider, wegen eines Streiks gehe die Reise nach Mallorca, auch dort könne man schön baden.

Gerhard Früholz (Bild: Wilke) 

Gerhard Früholz
Chefredakteur

So ähnlich fühlten sich wohl viele jener 2.000 Passagiere, die erst an Bord der „Mein Schiff 2“ und auf hoher See erfahren mussten, dass nicht – wie gebucht – Norwegen, sondern Schottland das Ziel ihrer Traumreise sei. Grund: Ein Lotsenstreik, der sich allerdings schon einige Tage zuvor angekündigt hatte. „In Kulanz“ wurden rasch und un­bürokratisch 10 Prozent des Reisepreises zur Kompensation als Bordguthaben eingerichtet.

Nur keine Wellen

Das sei ohnehin im Einklang mit der ständigen Rechtsprechung, wurde noch zusätzlich beruhigt. Motto: Nur keine Wellen. Ein großzüges Angebot?
Bei 2.000 Passagieren kostet es den Veranstalter immerhin mehrere Hunderttausend Euro. Aber: Es wird noch zu klären sein, ob der Veranstalter seinen Gästen rechtzeitig die Wahrheit über den Streik gesagt hat und die angebotene Entschädigung tatsächlich angemessen ist. Die Vorgangsweise ist vom Rechenstift diktiert, die Kalkulation ganz einfach: Viele Passagiere werden sich wohl mit Schottland als Ersatz und den 10 Prozent abfinden, ein paar Hundert vielleicht noch nach der Rückkehr reklamieren.

Harter Kern vor Gericht

Für besonders Hartnäckige gibt es in der nächsten Runde möglicherweise ein paar Euro mehr. Wahrscheinlicher sind Gutscheine für eine weitere TUI-Buchung. Nur ein harter Kern der 2.000 TUI-Gäste aus aller Herren Länder wird jeder für sich zu Gericht gehen. Und das mit guten Aussichten, eine höhere Entschädigung zu erstreiten. Für TUI ist schon jetzt Land in Sicht. Denn selbst wenn das Unternehmen in hundert Fällen den vollen Reisepreis refundieren würde: Die Taktik „Probieren wir´s mal“ bewahrt den Konzern vor einem Einnahmeentfall in Millionenhöhe.

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