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Lebensversicherungen - Das Meiste herausholen

, aktualisiert am

Wie Sie einen bestehenden Vertrag optimieren
Welche Veränderungen sich positiv oder negativ auswirken
Wie Sie auf jeden Fall den Ertrag erhöhen können

Frust, Ärger und Enttäuschung

Die erste Analyse unserer Aktion Lebensversicherungs-Check  in „Konsument“ 2/2006 hat es bereits gezeigt: Lebensversicherungsverträge zählen in Österreich nach wie vor zu den beliebtesten Vorsorgeformen, aber kaum einer der Versicherten ist über dieses Anlageprodukt ausreichend informiert. Dementsprechend hoch ist der Pegel an Frust, Ärger und Enttäuschung, wenn nach vielen Jahren des Einzahlens nicht das herauskommt, was beim Vertragsabschluss in Aussicht gestellt wurde.

Damit Sie solchen Überraschungen möglichst entgehen, geben wir Ihnen im Folgenden Tipps und Hinweise, wie Sie Ihren bestehenden Vertrag optimieren können, welche Änderungen sich lohnen und wovon eher abzuraten ist. Ausgangspunkt dafür waren die Problembereiche, die im Lebensversicherungs-Check am häufigsten angeführt wurden.

Wir erstellten auch eine Grafik, die die Erträge von Sparbuch, Lebensversicherung und Rentenfonds vergleicht (siehe links unter DOWNLOADS).

Gewinnbeteiligung hält nicht

Viele der an uns gesandten Polizzen wurden vor zehn oder mehr Jahren abgeschlossen. Damals war das Zinsniveau generell höher, somit wurde auch in den Offerten die Gewinnbeteiligung um bis zur Hälfte höher angesetzt als heute.

  • Verständlicher Ärger:  Es ist nur zu verständlich, dass viele Versicherte über die weit unter den Erwartungen liegenden Erträge verärgert sind. Rechtliche Möglichkeiten bestehen aber keine. Denn auch in den damaligen Verträgen wurde darauf hingewiesen, dass sich die Leistung der Lebensversicherung aus einer fixen, garantierten Vertragssumme und einer unverbindlichen Gewinnbeteiligung zusammensetzt, die nun in den meisten Fällen unter dem prognostizierten Wert liegt.

Vorzeitige Auflösung vermeiden

Ein Rückkauf ist vor allem in den ersten Jahren der Laufzeit ein Verlustgeschäft. Erst ab der Hälfte der Laufzeit erhalten Sie ungefähr das ausbezahlt, was Sie bis dahin eingezahlt haben, aber ohne Verzinsung! Auch wenn derzeit eine Sammelintervention des VKI läuft, um für Konsumenten, die ihre Lebensversicherungen zurückgekauft haben, mehr herauszuholen, gilt prinzipiell:

  • Prämienreduktion:   Besser als ein Rückkauf ist eine Prämienreduktion oder Prämienfreistellung. Die aktuellen Werte für Rückkauf und Freistellung können Sie beim Versicherer erfahren.

Prämienänderungen nicht übereilen

Prämienreduktionen führen zu einer niedrigeren Vertragssumme und bewirken insofern Kosten, als die Abschlusskosten von der ursprünglich höheren Vertragssumme berechnet und bezahlt wurden. Prämienaufstockungen sind dann sinnvoll, wenn längerfristig ein höherer Sparbetrag in die Pensionsvorsorge gesteckt werden soll.

  • Gute alte Konditionen machen das Aufstocken eines bestehenden Vertrags möglicherweise günstiger als den Abschluss eines Neuvertrags.

Sinn von Umstellungen prüfen

Vertragsänderungen, beispielsweise von Er- und Ableben auf reine Erlebensversicherung, führen oft zu einem Neuvertrag mit ungünstigeren Berechnungsgrundlagen.

  • Garantierter Wert:  Fragen Sie den Versicherer nach dem garantierten Wert nach Vertragsänderung und lassen Sie sich die Differenz zum aktuellen Garantiewert erläutern. Holen Sie auch die Einschätzung von unabhängigen Beratern ein.

Keine Panik bei Anfangsverlusten

Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen können neben den anfangs anfallenden Kosten auch deutliche Wertverluste auftreten. Wer nun in Panik seinen Vertrag kündigt, „realisiert“ den Verlust. Besser ist, die Prämie normal weiterzuzahlen. Dadurch wird eine höhere Anzahl von „billigen“ Fondsanteilen angekauft und bei einem Wertanstieg profitieren Sie durch die größere Anzahl von Fondsanteilen („Cost-Average-Effekt“).

  • Verluste "aussitzen" :  Bei sinkenden Fondswerten nicht gleich den Vertrag kündigen sondern die Verluste „aussitzen“. Auslaufende Verträge mit Wertverlusten entweder verlängern oder statt einer Geldleistung des Versicherers die Fondsanteile (ohne Versicherung) weiterführen, bis sie wieder an Wert zugelegt haben.

Laufzeit gezielt anpassen

Bei Vertragslaufzeiten bis zum 80. oder 85. Lebensjahr kann schon einmal das Ende außer Sicht geraten. Eine sofortige Vertragskürzung würde aber eine Vertragsänderung bedeuten, die alten Konditionen wären somit dahin.

  • Weiterlaufen lassen:  Am besten den Vertrag zunächst weiterlaufen lassen und erst dann ändern, wenn der Auszahlungszeitpunkt (etwa Pensionsantritt oder Kapitalbedarf) feststeht.

Brauchen Sie den Ablebensschutz wirklich?

Vor Ablauf einer Polizze wird oft ein Verlängerungsangebot geschickt. Doch bevor Sie zusagen, sollten Sie Ihren Bedarf neu überprüfen: Brauchen Sie den Ablebensschutz überhaupt noch? Wollen Sie vielleicht rein für die Pension vorsorgen? Ziehen Sie einen Versicherungsmakler oder Vermögensberater zur unabhängigen Beratung bei.

  • Nicht voreilig verlängern:  Ablaufende Verträge nicht voreilig verlängern, auch wenn der alte Vertrag gut gelaufen ist! Oft hat sich der Bedarf geändert oder es gibt besser geeignete Produkte am Markt.

Billiger: jährlich zahlen

Das wirkt ertragserhöhend. Diese Änderung birgt Sparpotenzial und läßt sich auch bei bestehenden Verträgen einfach und kostenfrei durchführen. Ein großes Manko ist, dass Versicherungsnehmer bei Vertragsabschluss selten darauf hingewiesen werden, wie viel mehr Ertrag durch eine jährliche Zahlung der Prämien herauskäme.

Monatliche Zahlung ist eine Art von Kredit

Die Jahresprämie steht dem Versicherer jährlich im Vorhinein zu. Bei monatlicher Zahlweise gewährt der Versicherer dem Kunden gewissermaßen einen Kredit, der dann teuer abgestottert werden muss. Bei unserem Beispiel belief sich der Kreditzins auf satte 14,6 Prozent!

Wie hoch der Mehrertrag ist, zeigt folgendes Beispiel eines 30-Jährigen, der eine Lebensversicherung auf 25 Jahre abgeschlossen hat und jährlich 1200 Euro Prämie zahlt. Bei monatlicher Zahlung fällt die Auszahlungssumme gleich um 4000 Euro geringer aus!

   Grafik: Der Auer

  • Normale Versicherung jährlich zahlen: Zahlen Sie wenn irgend möglich Ihre Prämie jährlich ein, denn die Zinsbelastung aus dem Unterjährigkeitszuschlag ist bei Weitem höher als der Ertrag, den Sie durch andere Geldanlagen erwirtschaften könnten. Legen Sie die Versicherungsprämien Monat für Monat auf ein Sparbuch, dann haben Sie nach einem Jahr die entsprechende Jahresprämie beisammen.
  • Fondsprodukte monatlich zahlen: Achtung: Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen gibt es keinen Unterjährigkeitszuschlag; hier ist die monatliche Zahlweise wegen des Cost-Average-Effekts günstiger!

Nicht notwendige Zusätze streichen

Das wirkt ertragserhöhend. Diese Änderung birgt Sparpotenzial und läßt sich auch bei bestehenden Verträgen einfach und kostenfrei durchführen.

Viele Versicherungsverträge enthalten Zusätze wie „Unfalltod“ (nach einem Tod durch Unfall wird die doppelte Ablebenssumme ausgezahlt), Prämienerlass im Krankheitsfall oder „Dread Disease“ (bei schwerer Krankheit übernimmt der Versicherer die Prämienzahlung). Diese Zusätze kosten Geld. Wenn Ihre Lebensversicherung eher der Pensionsvorsorge als der Risikoabdeckung dient, zahlen Sie unnötig hohe Prämien.

Am Beispiel eines 30-jährigen Mannes, der eine Er- und Ablebensversicherung auf 25 Jahre abgeschlossen hat und jährlich 1200 Euro Prämie zahlt, lässt sich gut nachvollziehen, um wie viel die Rendite durch den Zusatz „Unfalltod“ geschmälert wird:

Grafik: Der Auer  

  • Vor allem bei Lebensversicherungen mit dem Schwerpunkt auf Pensionsvorsorge kosten Zusätze unnötig viel Prämie. Sie lassen sich problemlos aus bestehenden Verträgen herausnehmen.
  • Zur Hinterbliebenenvorsorge eignet sich eine reine Risikoversicherung besser.

Wertanpassung überdenken

Die Wertanpassung erhöht auch den Ertrag, hat aber auch Nachteile. Diese Änderung birgt Sparpotenzial und läßt sich auch bei bestehenden Verträgen einfach und kostenfrei durchführen.

Fast alle Polizzen enthalten Klauseln zur Wertanpassung. Sie soll die Kaufkraft des Kapitals erhalten und einen stetigen Vermögensaufbau gewährleisten. Vorteilhaft ist, dass die Erhöhungen jeweils ohne neuerliche Gesundheitsprüfung durchgeführt werden. Sofern das Geld nicht knapp ist und die von Jahr zu Jahr steigende Prämie oder Versicherungssumme kein Loch ins Haushaltsbudget reißt, macht die Wertanpassung durchaus Sinn.

Prämien werden zu hoch

Treten aber finanzielle Engpässe auf, bietet die Wertanpassung Einsparpotenzial. Die Beiträge werden üblicherweise um einen fixen Prozentsatz erhöht oder sind an eine bestimmte Bezugsgröße wie den Verbraucherpreisindex (VPI) gekoppelt. Dabei wird meist ein Mindesterhöhungssatz angewandt, zum Beispiel „VPI, mind. 4%“. Der VPI lag in den letzten Jahren bei rund 2 Prozent. Eine vierprozentige Erhöhung bedeutet daher eine überdurchschnittliche Anpassung: Nach 18 Jahren ist die Prämie bereits doppelt so hoch wie zu Beginn, das Einkommen aber ziemlich sicher nicht.

  • Aussetzen: Falls es finanziell eng wird, können Sie bis zu zwei Mal die Wertanpassung aussetzen lassen. Wird öfter ausgesetzt, fällt die Möglichkeit zur Wertanpassung für die restliche Laufzeit weg. Wertanpassung rechtzeitig beenden: Die Wertanpassung erzeugt (schließlich wurde die Summe erhöht) jeweils einen neuen Vertrag. Das wird jedoch durch den höheren Risikoanteil und die Kostenbelastung mit zunehmendem Alter unwirtschaftlich.
  • Letzte fünf Jahre: Daher die letzten fünf Jahre vor Laufzeitende keine Wertanpassung mehr durchführen lassen!

KONSUMENT-Buch: Gut versichertIm Polizzen-Dschungel jene Versicherung zu finden, die exakt zum persönlichen Anforderungsprofil passt, ist nicht gerade einfach. In unserem mittlerweile schon in 5., aktualisierter Auflage vorliegenden Buch "Gut versichert" erfahren Sie, welche Versicherungen Sie sich zulegen sollten, welche zumindest eine Überlegung wert sind und auf welche Sie getrost verzichten können.

Aus dem Inhalt:

  • Wer braucht welche Versicherung?
  • Das beste Angebot finden
  • Die Fallen im Kleingedruckten
  • Wenn der Versicherer nicht zahlt
  • So können Sie kündigen
  • Fachbegriffe einfach erklärt

132 Seiten, A4, 19,90 (exkl. Versandkosten), 5. Auflage, Wien 2021

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