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Lebensversicherung: Sparanteil, Risikoprämie, Garantiezins - Begriffe und Fachausdrücke

Der Bereich klassische Lebensversicherung ist gespickt mit verwirrenden Begriffen. Wir klären auf.

Lebensversicherungen: Was bedeuten all die Fachbegriffe? (Foto: Brian-A-Jackson/Shutterstock)

Lebensversicherung: keine gute Geldanlage

In KONSUMENT 4/2019 (Lebensversicherung als Vorsorge - Hände weg!) widmeten wir uns der klassischen Lebensversicherung. Unsere eindringliche Botschaft lautet heute wie damals: Hände weg von diesem Anlageprodukt! Da sich aber der Bestand in Österreich auf immer noch knapp sieben Millionen Altverträge beläuft, möchten wir mit diesem Artikel etwas mehr Licht ins Begriffs-Dunkel der klassischen Lebensversicherung bringen. Denn schaut man genauer hin, hat es dieses als einfach propagierte Anlageprodukt in sich.

Gesamtver­zinsung

Allen voran ist der Begriff Gesamtver­zinsung erklärungsbedürftig, wird er doch immer wieder falsch verstanden. Er vermittelt, dass die gesamten Einzahlungen, die Lebensversicherte leisten, mit diesem Wert verzinst werden. Dem ist allerdings nicht so. Der tatsächliche Zinssatz fällt weit geringer aus. Denn nur der Sparanteil wird tat­sächlich verzinst.

Sparanteil?

Moment, Moment. Sparanteil? Was ist das schon wieder? Wir bitten um Nachsicht. Leider ist es auch uns unmöglich, die Gesamtverzinsung zu erklären, ohne eine mittlere Legion an neuen Versicherungschinesisch-Begriffen zu verwenden – die dann ebenfalls einer Erklärung bedürfen. Also der Reihe nach. 

Gesamtverzinsung

Die Gesamtverzinsung setzt sich zusammen aus dem Garantiezins (der, um den Verwirrungsgrad noch zu steigern, im Branchensprech auch Rechnungszins genannt wird) und der variablen Gewinnbeteiligung. Der Garantiezins ist jener Zinssatz, mit dem der Sparanteil auf jeden Fall über die gesamte Vertragslaufzeit verzinst wird.

Garantiezins derzeit maximal 0,5%

Aktuell liegt der von der Finanzmarktaufsicht festgelegte höchstzulässige Garantiezinssatz bei mickrigen 0,5 Prozent. Bei alten Verträgen kann er weitaus höher sein – bis Mitte 2000 betrug er z.B. 4 Prozent. In der Praxis verzichten viele Versicherungsunternehmen mittlerweile überhaupt darauf, ­einen Garantiezins anzubieten. 

Was ist jetzt dieser Sparanteil?

Aber was ist jetzt dieser Sparanteil? Der Sparanteil ist die Einzahlungssumme (Prämie) abzüglich Steuern, Risikoprämie und dem (so großen wie intransparenten) Posten „Kosten“. Im Regelfall liegt der Sparanteil zwischen 70 und 85 Prozent der Bruttoprämie. Das bedeutet im Klartext, dass von 100 Euro Prämie nur 70 bis 85 Euro tatsächlich von den Versicherern am Kapital­markt veranlagt werden. 

Risikoprämie für den Ablebensschutz

Die erwähnte Risikoprämie ist übrigens ­jener Teil der Prämie, den die Versicherer für den Ablebensschutz einbehalten. Dieser errechnet sich nach den sogenannten Sterbetafeln – d.h., je höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Versicherte innerhalb der Laufzeit des Vertrages stirbt, desto höher ist die Risikoprämie und desto weniger wird unterm Strich veranlagt. 

Gewinnbeteiligung

Wenden wir den Blick auf die Gewinnbeteiligung. Wenn, so wie zuvor beschrieben, der Garantiezins also praktisch bei null liegt, dann wird doch wenigstens dieser Teil der Gesamtverzinsung die Performance-Kohlen der Lebensversicherung aus dem Feuer holen, denkt der Laie. Nun ja. Es kommt sehr darauf an.

Teil des Gewinns

In der Theorie sollen die Versicherten jedes Jahr einen Teil des Gewinnkuchens der Versicherer abbekommen. Bei Vertragsabschluss ist die Größe dieses Kuchenstücks freilich ungewiss. Da kommt es auf die Entwicklung der Kapitalmärkte an. Bei Vertragslaufzeiten von z.B. 20 Jahren gleicht das einem Blick in die Glaskugel. 

6 bis 8 Prozent Zinsen

In den goldenen Zeiten der klassischen Lebensversicherung, den 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren, als Konjunktur und Finanzmärkte florierten, wurden Gesamtverzinsungen von 6 bis 8 Prozent in Aussicht gestellt. Es zeigt sich nun, dass die Prognosen viel zu optimistisch waren. Die Ablaufleistung bei derzeit ablaufenden Lebensversicherungen (also jene Summe, die bei Vertragsende ausbezahlt wird) erreicht bei Weitem nicht die erhofften Dimensionen.

Nichts gelernt

Aus der Geschichte gelernt haben die Versicherer leider nicht. Denn die Prognosen sind auch aktuell zu hoch gegriffen. Freilich, sie lassen die Angebote besser aussehen. Aber seriös ist das aus unserer Sicht nicht. Aufgrund der hartnäckig auf niedrigem Niveau verharrenden Zinsen sind Gesamtverzinsungen im Bereich von 3 Prozent, so wie aktuell im Neu­geschäft vielfach in Aussicht gestellt, wohl nur ein frommer Wunsch.

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