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JuniorCare - Vorsorge für die Kinder?

Ein neues Vorsorgeprodukt der Bank Austria erweckt in seiner Aufmachung möglicherweise falsche Vorstellungen. Bei genauem Hinsehen wird klar: Es ist eine ganz normale Lebensversicherung.

Seit kurzem ist die Bank Austria Creditanstalt Versicherung AG mit einem neuen Vorsorgeprodukt am Markt, welches auch über die Bank Austria vertrieben wird. „Viele Kinder haben einen Teddy. Manche auch die richtige Vorsorge. JuniorCare“ ist der über die Homepage der Bank Austria beziehbare Produkt-Folder betitelt. Und wer würde nicht gerne für seine (Paten-)Kinder oder Enkel vorsorgen? Wir haben uns das Produkt einmal näher angesehen.

Vorsorge und Fürsorge für Kinder

Sowohl im Titel als auch im Text ist immer wieder von der Vorsorge und Fürsorge für die Kinder die Rede. Bis maximal zum 25. Geburtstag des betreffenden Kindes kann der Vertrag abgeschlossen werden. Und einen Zusatzschutz für das Kind gibt es auch: sollten Sie vor dem Laufzeitende versterben zahlt die Versicherung Ihre Beiträge für den Vertrag weiter. Hört sich dies für Sie gut an? Dann schauen wir uns den achtseitigen Folder einmal genauer an.

Kontrolle bleibt bei Eltern

Auf Seite 4 von 8 wird ein Vorteil für Sie genannt: „Sie behalten die Kontrolle“ und ausgeführt, dass JuniorCare keine Lebensversicherung von einem Kind, sondern für ein Kind ist. Dies bedeutet im Klartext, dass das Kind nur der Begünstigte im Fall Ihres Todes ist. Erleben Sie hingegen das Laufzeitende des Vertrages (was wir Ihnen wünschen und was beim Alter der Kinder auch wahrscheinlich ist), dann erhalten Sie die Auszahlung der Versicherung. Nach eigenem Ermessen können Sie dem dann erwachsenen Kind dann das Geld schenken – oder auch nicht.

Eine ganz normale Lebensversicherung

Nochmals im Klartext: Es handelt sich hier um eine ganz normale Lebensversicherung, wie sie von jedem anderen Lebensversicherer auch angeboten wird. Hier wird nur werbemäßig das Kind in den Vordergrund gestellt. Das gleiche Ergebnis erzielen Sie jedoch auch mit jeder anderen Lebensversicherung, bei denen das Kind der Begünstigte im Todesfall ist.

Ein Rechenbeispiel

Kritische Sicht auf Renditen

Nachdem jetzt klar ist, dass es sich um eine normale Lebensversicherung handelt, erinnern Sie sich sicher an unsere zuletzt sehr kritische Sicht der Rendite von Lebensversicherungen. Handelt es sich jetzt bei JuniorCare um ein für Sie (und im Falle der Schenkung) für das begünstigte Kind hochrentable Vermögensanlage?

Nebenkosten

Leider nein! Aber betrachten wir vorher noch einige Details: der Folder der Bank Austria Versicherung ist insofern positiv, als dass die Kostenbelastungen auf Ihre Beiträge klar genannt werden (Seite 5). Dies sind unter anderem:

- 4,0 % Versicherungssteuer
- 4,5 % Abschlusskosten (verteilt auf die ersten 10 Jahre)
- 6,0 % jährliche Verwaltungskosten der Jahresprämie
- x,x % Kosten für Ihr individuelles Sterberisiko.

Zuschläge

Auch wird klar gesagt, dass es zu Zuschlägen von 2 % bei halbjährlicher, 3 % bei vierteljährlicher und 5 % bei monatlicher Zahlung kommt. Der Begriff von ‚Zuschlag’ ist insofern verwirrend, als Sie natürlich z.B. zwischen 12 Monatsraten zu 50 Euro und einer Monatsrate zu 600 Euro wählen können. Bei Monatszahlungen ist dann aber die garantierte Versicherungsleistung niedriger, da es aufgrund höherer Kosten („Zuschlag“) zu einer geringeren Sparsumme kommt.

An einem Beispiel nachgerechnet

Und was kommt jetzt heraus? Dies sehen Sie bereits zwei Seiten vorher auf S. 3 des Folders: bei einer 24jährigen Mutter (wichtig wegen der offenen Kosten des individuellen Sterberisikos), einer neugeborenen Tochter (die als Begünstigte keine Auswirkungen auf die Berechnung hat) und einem 21jährigen Vertrag erhalten Sie bei monatlichen 50 Euro Einzahlung garantierte 12.679,90 Euro. Hierfür haben Sie 21 Jahre lang eingezahlt: 50 Euro * 12 Monate * 21 Jahre = 12.600 Euro. Also knapp 80 Euro garantierter Gewinn in 21 Jahren. Nicht viel – aufgrund der Lebensversicherung aber immerhin: steuerfrei! Als Beispiel für eine mögliche (wichtig: nicht garantierte!) Ablaufleistung werden 15.462,24 Euro angeführt. Die Annahme hierbei: eine jährliche Rendite des Versicherers auf Ihren Sparanteil (rund 80 bis 85 % Ihrer Einzahlung) von 3,625 Prozent. Nach 21 Jahren werden wir wissen, ob dies realistisch war. Wichtig aber ist für Sie, dass von diesen (erhofften) 3,625 % nur ein Teil bei Ihnen ankommt: 15.462,24 Euro Ablaufleistung – 12.600,00 Euro Einzahlung = 2.862,24 Euro Gewinn. Dies sind 22,72 Prozent Ihrer Einzahlung – in 21 Jahren erwirtschaftet.

Rendite variiert

Die Rendite bei den Verträgen variiert jedoch, was für Sie als Grundverständnis wichtig ist, entsprechend folgender Einflüsse:

1) Lebensalter des Vertragsnehmers: Je älter der Vertragsnehmer ist, desto höher ist das Sterberisiko, desto höher sind die Risikokosten hierfür und desto geringer ist der Sparanteil. Bei einem Vertrag der Großeltern kommt also wesentlich weniger raus als bei den Eltern!

2) Zahlungsart: Es ist – wenn überhaupt – jährliche Zahlung empfehlenswert, da die Kosten-Zuschläge bei monatlicher bis halbjährlicher Zahlung hoch sind und über einen geringeren Sparanteil Rendite kosten.


3) Vertragslaufzeit: Der Versicherer weist selbst (in der Fußnote) darauf hin, dass die Versicherungssumme insbesondere bei kurzer Vertragslaufzeit auch unterhalb Ihrer Einzahlungen liegen kann. Je länger die Vertragslaufzeit, desto geringer der prozentuale Kostenanteil. Dies liegt daran, dass z.B. die Abschlusskosten auf die ersten 10 Jahre verteilt werden. Ab dem 11ten Jahr haben Sie daher einen höheren Sparanteil.

Was bringt der Start-Bonus?

Nicht unerwähnt bleiben darf der „Start-Bonus“, welchen Sie bei Vertragsabschluss bis zum 30.9.2011 für sich lukrieren können. Dieser beträgt die stolze Summe von einem rechnerischen Monatsbeitrag (bei jährlicher Zahlung also dieser geteilt durch 12). In obigem Vertrag also 50 Euro bei einer Gesamteinzahlung von 12.600 Euro. Sollten Sie deshalb schnell und unüberlegt den Vertrag zeichnen?

Weder neu noch attraktiv

Unser Fazit: Bei JuniorCare handelt es sich nicht um neues Produkt. Es ist eine übliche Lebensversicherung, die an Eltern / Großeltern / Paten unter dem Werbemantel der Fürsorge verkauft werden soll. Die Kinder profitieren hiervon jedoch nur im Falle Ihres Todes oder wenn Sie Ihnen bei Vertragsende das Geld schenken. Dies können Sie jedoch auch ohne diesen Vertrag – sogar vorher. Und haben hierbei zusätzlich die Möglichkeit, Ihre Sparbeiträge durch besser rentierliche Veranlagungen zusätzlich zu vermehren.

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