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Investmentfonds im Dauertest: Zu viel versprochen - Matte Bilanz nach sechs Jahren

  • Ausstieg nach sechs Jahren
  • Verluste mit Aktienfonds
  • Rentenfonds knapp vor Sparbuch
  • Renditeversprechen zu hoch

Showdown für unsere zehn Testfonds

Über sechs Jahre lang haben wir Kursentwicklung und Filialberatung für Sie akribisch beobachtet und analysiert. Als interessierte Anleger konnten Sie Aufstieg und Fall der Aktienfonds und die stete Performance unserer Rentenfonds sozusagen „live“ mitverfolgen. Nun haben wir im September des vergangenen Jahres die Fonds verkauft und die Depots aufgelöst. Damit können wir berechnen, ob die uns seinerzeit in Aussicht gestellten Renditen eingetroffen sind.

Mäßige Gewinne, spürbare Spesen

Hier nun die Ergebnisse: Unsere Testkäufer kehrten mehrheitlich mit langen Gesichtern aus den Filialen zurück. Die sechs Rentenfonds schafften zumindest Erträge über Sparbuchniveau. Die beiden Aktienfonds sowie einen der Mischfonds mussten wir trotz beachtlicher Aufholjagd im letzten Jahr mit Verlust verkaufen. Bei einigen Banken wurden die eher mäßigen Gewinne durch Spesen für Verkauf und Kontoschließung neuerlich angeknabbert. Betrachtet man die zehn Einzelfonds als Gesamtpaket (mit einem durchaus realistischen und gut gestreuten Mix aus sechs Renten-, zwei Misch- und zwei Aktienfonds), so haben die von uns veranlagten 72.650 Euro (rund 1 Million Schilling) in etwa sechseinhalb Jahren einen nicht gerade üppigen Ertrag von insgesamt elf Prozent gebracht (auf ein Jahr umgelegt 1,6 Prozent!).

Aktienfonds schafften Trendumkehr

Zunächst aber ein Rückblick auf die Zeit seit unserem letzten Artikel („Konsument“ 11/2004). Die riskanteren Aktienfonds schafften die Trendumkehr und legten deutlich an Wert zu (1250 und 1400 Euro). Trotzdem sind beide Aktienfonds sowie einer der Mischfonds noch immer im Minus. Setzt sich der positive Trend weiter fort, hätten wir in den nächsten Jahren vielleicht unser Anfangskapital wieder erreicht.

Bester: Raiffeisen-EuroPlus-Rent T

Die empfohlene Mindestbehaltedauer ist damit nicht nur Theorie, sondern eine notwendige Zeitspanne, um Kursschwankungen auszugleichen. Bei den Rentenfonds sind neuerlich Wertsteigerungen zu verzeichnen (zwischen 350 und 650 Euro). Als bester Fonds hat sich der Raiffeisen-EuroPlus-Rent T an die Spitze gesetzt und den langjährigen Renner (Volksbank-Interbond) knapp auf Rang zwei verwiesen.

Aktienfonds noch mit Verlust

Trotz einiger schöner Einzelerfolge fällt die Gesamtbilanz zwiespältig aus. Zählten Aktienfonds zu Beginn unseres Tests im Jahr 1999 noch zu den großen Siegern, mussten wir beide (allerdings vorzeitig, noch vor Ablauf der empfohlenen Mindestbehaltedauer) mit einem Verlust von etwa 1000 Euro verkaufen. Sie haben sich von dem dramatischen Kursturz ab dem Jahr 2000 (Wertverlust zirka 50 Prozent) bislang nicht erholt.

Ein Mischfonds mit knappem Gewinn

Bei den Mischfonds erzielten wir mit Superior 2 einen knappen Gewinn, vom Hypo-Invest trennten wir uns ebenfalls mit Verlust. Die Rentenfonds haben nach einem schwachen Start über die Jahre kontinuierlich zugelegt. Unser lange Zeit „bestes Pferd im Stall“, der auf internationale Anleihen spezialisierte Volksbank-Interbond, litt zuletzt stark unter der Dollarschwäche und wurde von dem in europäische Renten engagierten Raiffeisen-EuroPlus-Rent T abgehängt.

US-Zinsniveau ist wichtig für Ertrag

Aber: Klettern die Zinsen in den USA weiter nach oben und zieht die Europäische Zentralbank mit, sind auch mit Rentenfonds Kurseinbußen möglich, weil die Zinserhöhungen auf die Anleihenkurse drücken.

Bestbieter zahlt für Sparbuch 2,4 - 2,8%  

Gerade weil Fonds immer wieder als bessere Alternative zum Sparbuch gepriesen werden, haben wir die Ergebnisse mit (marktüblich verzinsten) Sparbuchveranlagungen verglichen. Ein Kapitalsparbuch (auf 5 und danach 1,5 Jahre gebunden) hätte 8444 Euro gebracht, eine sechsjährige Bindung und Weiterveranlagung (täglich fällig) beim Bestbieter ING DiBa im Mai 2005 mit 8644 Euro etwas mehr. Dies entspricht umgerechnet einer jährlichen (Netto-) Rendite von etwa 2,4 bzw. 2,8 Prozent. Zum Vergleich: Die Rentenfonds liegen mit einem Wertzuwachs zwischen 2,9 und 3,8 Prozent nur knapp über einem gut verzinsten Sparbuch.

Alle Versprechen gebrochen

Die in den Verkaufsgesprächen angeführten Renditen (bei Rentenfonds bis zu 8 Prozent, für Aktienfonds bis zu 12 Prozent p.a.!) waren aus heutiger Sicht allesamt überzogen. Selbst der erstgereihte Raiffeisen-EuroPlus-Rent T blieb deutlich unter den Erwartungen. Die Raiffeisenbank Wien stellte uns beim Ankauf noch einen jährlichen Zuwachs von 5,5 Prozent in Aussicht. Die tatsächlich realisierte Rendite liegt bei 3,8 Prozent p.a., wir hatten 9250 Euro auf dem Depotkonto.
Auch der zweitgereihte Volksbank-Interbond (erzielte Nettorendite: 3,6 Prozent p.a., Wert 9105 Euro) ist von der im ersten Beratungsgespräch argumentierten Performance zwischen acht und neun Prozent meilenweit entfernt.

Renditeberechnung? Daumen mal Pi minus Luftdruck 

Skepsis ist angesichts dieser Ergebnisse auch bezüglich der Renditeangaben in den Fondsfactsheets angesagt. Diese in Verkaufsgesprächen gern als Entscheidungshilfe präsentierten Renditeberechnungen können für den Anleger eine Orientierung sein. Sie spiegeln jedoch meist nicht die tatsächliche Wertentwicklung des Depots wieder!

Espa Bond Euro-Mündelrent: Hälfte vom Versprochenen  

Zum einen sind in diesen Zahlen anfallende Spesen (z.B. Ausgabeaufschläge, Kosten für An- und Verkauf sowie Verwaltung) nicht enthalten. Zum anderen stimmen die Zeiträume der persönlichen Veranlagung selten mit den Fondsdaten überein. Daher darf nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass die im Factsheet angegebene Jahres- oder 5-Jahres-Performance 1 : 1 realisiert wird. Ein Beispiel: Die vom Espa Bond Euro-Mündelrent mit 3,2 Prozent p.a. tatsächlich erreichte (Netto-) Rendite ist deutlich geringer als die im Factsheet angeführte (Brutto-)Angabe von 6,53 Prozent für fünf Jahre. Auch beim Volksbank-Interbond wurden statt der 4,8 Prozent de facto bloß 3,6 Prozent p.a. erzielt.

Berater: gut beim Versprechen, schlecht beim Erklären

Beim Abschlussgespräch hatten die Bankberater große Mühe, eine aussagekräftige Gewinn-Verlust-Berechnung samt Rendite und Spesen vorzulegen. Oft erhielten wir lediglich ein aktuelles Factsheet und/oder eine Grafik über die allgemeine Kursentwicklung ausgedruckt. Daraus ist jedoch das individuelle Abschneiden der Veranlagung nicht ersichtlich. Konkrete Zahlen wurden uns selten genannt; wenn doch, waren sie deutlich höher als die von uns errechneten Werte. Unser Eindruck: Bei der abschließenden Bewertung des Anlageerfolgs steht der Anleger ziemlich alleine da.

Spesen, Spesen, Spesen, Spesen, Spesen ...

Dauerthema bei Fondsprodukten sind Spesen. Wer glaubt, dass nach dem Ausgabeaufschlag und der jahrelangen Depotgebühr mit den Spesen endlich Schluss ist, der irrt. Die mit dem Verkauf verbundenen Spesen können beachtliche  Höhen erreichen; etwa 100 Euro bei Constantia; 0,75 Prozent vom Verkaufswert bei der BA-CA. Für Konto- und Depotschließung können zusätzlich bis zu 24 Euro verrechnet werden. Ärgerlich: Nur einzelne Berater wussten über die noch anfallenden Spesen genau Bescheid. Korrekt informiert haben lediglich Constantia (sehr hohe Spesen) und die Erste Bank (keine Spesen).

Fazit : Mit gut geführten Fonds können bei entsprechend günstiger Marktsituation höhere Erträge als am Sparbuch erzielt werden. Verlustjahre sind bei allen Fonds möglich. Die Ertragsprognosen in den Beratungsgesprächen sind eindeutig zu optimistisch.

Investmentfonds: So lesen Sie die Tabelle

ISIN: International Securities Identification Number (Internationale Wertpapierkennnummer); wesentliches Fonds-Identifikationsmerkmal. Die Buchstaben zeigen die Herkunft des Fonds an: AT = Österreich, DE = Deutschland, LU = Luxemburg

Art: T = thesaurierender Fonds (jährliche Erträge werden automatisch wiederveranlagt); A = Fonds mit jährlicher Ausschüttung.

Chance/Risiko-Klasse: Die Fonds sind nach der Wahrscheinlichkeit eines Verlustes innerhalb eines Jahres eingeteilt. Risikoklasse 6 bedeutet, dass der Fonds höchstwahrscheinlich nicht mehr als 30 Prozent Verlust im Jahr erreicht, in Risikoklasse 7 bis 8 sind es 40 bzw. 50 Prozent.

„Konsument“-Testurteil: Setzt sich zusammen aus den Punktezahlen für Wertentwicklung und Stabilität (75 Prozent Wertentwicklung, 25 Prozent Stabilität). Die Bewertung jedes Fonds bewegt sich zwischen 0 und 100 Punkten, der Durchschnitt der jeweiligen Fondsgruppe liegt immer bei 50 Punkten. Die Gesamtpunktezahl eines Fonds kann nicht höher sein als die Punktezahl für die Wertentwicklung. Eine Abwertung ist mit einem Sternchen gekennzeichnet.

Wertentwicklung: Die Fonds werden jeweils über die fünf letzten Jahre betrachtet. Jeden Monat wird die Wertentwicklung des Fonds mit dem Durchschnitt der jeweiligen Fondsgruppe verglichen. Die Summe der positiven Abweichungen wird ins Verhältnis zur Summe aller Abweichungen gesetzt.

Stabilität: Es wird untersucht, in wie vielen Monaten des Betrachtungszeitraums (60 Monate) der Fonds besser war als der Gruppendurchschnitt. War ein Fonds in 35 Monaten besser als der Durchschnitt, bekommt er 58,3 Punkte (100 x 35 : 60).

Spanne der Einjahresbewertungen: Der fünfjährige Betrachtungszeitraum wird in Einjahresperioden unterteilt, die jeweils um einen Monat später beginnen, also August 1999 bis Juli 2000, September 1999 bis August 2000 etc. Das Diagramm zeigt die Bandbreite dieser Einjahresbewertungen. Die Enden des Balkens stellen die schlechteste und die beste Bewertung dar, der senkrechte Strich die aktuelle.

Verlustanalyse: Längste Verlustphase: längster Zeitraum, in dem der Fonds durchgehend unter einem einmal erreichten Wert lag. Dauert diese Phase noch an, ist dies mit zwei Sternchen gekennzeichnet. Die maximale Verlusthöhe gibt an, wie weit der Fonds unter einen einmal erreichten Wert gefallen ist. Beides bezieht sich auf die Werte zum Monatsende.

Wertentwicklung: Durchschnittliche Wertentwicklung der letzten ein, drei und fünf Jahre in Prozent pro Jahr.

Investmentfonds: Kompetent mit Konsument

  • Erst absichern. Depot zunächst mit sicheren Anlagen abstützen, erst dann Riskanteres zukaufen. Sich nicht in Aktienfonds drängen lassen.
  • Konkurrenz beobachten. Das Abschneiden Ihres Fonds mit Mitbewerbern der gleichen Kategorie vergleichen.
  • Langfristig halten. Mit einer Mindestbehaltedauer (Rentenfonds 3 bis 5 Jahre, Aktienfonds 10 Jahre) kalkulieren, während der Sie auf das eingesetzte Geld verzichten können.
  • Verkaufsspesen kontrollieren. Uns wurden im Beratungsgespräch oft andere Kosten genannt als tatsächlich berechnet wurden.

Investmentfonds: Mehr zum Thema

Wie gut ist mein Fonds? Welchen Fonds soll ich kaufen? - Rund 2000 Investmentfonds finden Sie in unserer „Konsument“ Fonds-Info, die jeden Monat aktuell herauskommt. Ehe ein Fonds in diese Aufstellung aufgenommen wird, wird er über fünf Jahre lang analysiert und bewertet.

Echter Vergleich, fundierte Zahlen

Anders als bei reinen Performance-Daten in anderen Medien ist damit ein aussagekräftiger Vergleich von Investmentfonds möglich. Sie sehen mit einem Blick, wie sich Ihre Fonds im Vergleich zu anderen entwickeln. Oder Sie finden eine Entscheidungshilfe beim Fondskauf samt vielen nützlichen Hinweisen und Tipps rund um Investmentfonds.

 

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