Dürfen nur Banken Geld zur Veranlagung entgegennehmen? Darüber haben Helmut Ettl (Finanzmarktaufsicht), Michael Ikrath (Sparkassenverband, ÖVP-Nationalrat) Jan Krainer (SPÖ-Nationalrat), Josef Kubitschek (VKI), Volker Plass (Grüne Wirtschaft), Reinhard Heiserer („Jugend eine Welt“) und Heini Staudinger (Firma GEA) lebhaft diskutiert. - Moderiert hat Verena Kainrath vom "Standard".
Die Vorgeschichte: Der Unternehmer Heini Staudinger hatte Freunde und Kunden eingeladen, sich an seiner Firma zu beteiligen. Deshalb hat ihm die Finanzmarktaufsicht (FMA) eine Verwaltungsstrafe aufgebrummt: Spareinlagen dürfen nur Banken entgegennehmen.
Auch andere Projekte, Vereine oder Kleinunternehmen suchen Menschen, die finanzielle Unterstützung leisten wollen. Anleger wiederum suchen für ihr Geld Alternativen zu den mageren Zinsen, die Banken derzeit bieten. Viele wollen mit ihrem Geld etwas Sinnvolles tun. Die Finanzmarktaufsicht muss sich Kritik gefallen lassen. Bei vielen Finanzskandalen der letzten Jahre hielt sie sich bedeckt. Konsumentenvertreter meinen: Anleger müssen darüber informiert werden, welche Risiken sie mit ihrer Anlage eingehen.
Dokumente: Lesen Sie auch Dokumente zur VKI-Podiumsdiskussion in unserem Download; das PDF enthält:
- Auszüge aus dem Bankwesengesetz,
- Zitate aus dem Urteil der FMA gegen Heinrich Staudinger,
- Zitate aus einem Artikel der "Presse" ("Bürgerkraftwerke zwischen Konzessions- und Prospektpflicht")
Film: Auf YouTube sehen Sie die VKI-Podiumsdiskussion
Kurzfassung: Bürgerbeteiligung versus "Bankenmonopol"
Langfassung: Bürgerbeteiligung versus "Bankenmonopol"
Bericht: Hier unsere Zusammenfassung der Diskussion.
Spareinlagen dürfen nur Banken entgegennehmen. Auch Kleinunternehmen, Projekte von Gemeinden oder Non-Profit-Organisationen suchen Menschen, die finanzielle Unterstützung leisten wollen. Anleger wiederum suchen für ihr Geld Alternativen zu den mageren Zinsen, die Banken derzeit bieten. Viele wollen mit ihrem Geld etwas Sinnvolles tun. Die Finanzmarktaufsicht musste sich Kritik gefallen lassen. Bei vielen Finanzskandalen der letzten Jahre hielt sie sich bedeckt. Konsumentenvertreter meinen: Anleger müssen über die Risiken ihrer Anlage Bescheid wissen. Wir haben die Teilnehmer dieses Konflikts an einen Tisch gebracht.
Unternehmen in der Zwickmühle
„Dieses Thema trifft den Nerv der Zeit“ stellte Verena Kainrath (Der Standard) am Beginn fest, die die Diskussion umsichtig und behutsam leitete. Nicht nur im Fall Staudinger gehen ja die Wogen hoch. Viele Klein- und Mittelbetriebe fühlten sich von den Banken im Stich gelassen. Die wiederum müssten wegen der Vorschriften von Basel III (internationales Bankenregulierungspaket) bei der Vergabe von Krediten strengere Regeln anlegen als früher. Andererseits wollen Anleger selbst bestimmen, wo und wie sie ihr Geld anlegen wollen. „Da suchen wir Wege aus dieser Zwickmühle.“
Staudinger greift zur Selbsthilfe
Heinrich Staudinger, Besitzer von GEA und der Waldviertler Schuhwerkstatt, liegt im Clinch mit der Finanzmarktaufsicht. Der erfolgreiche Unternehmer hat im strukturschwachen Waldviertel zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen. Mittlerweile macht seine Firma 20 Millionen Euro Umsatz im Jahr. „Vor einigen Jahren wollte mir die Bank nicht mehr unser Warenlager im Wert von 4 Millionen finanzieren“ berichtet er. Sein Geldinstitut sei "Gefangener der Richtlinien“ gewesen. Eine Bankberaterin habe ihm geraten, private Investoren ins Boot zu holen. Doch das lehnte er ab: "Die wollen nur aus Geld noch mehr Geld machen“.
"... für eine lebensbejahende Wirtschaft"
Voller Leidenschaft bekennt er sich zu einer lebensbejahenden Wirtschaft, in der die Saat seiner Geldgeber – Freunde, Bekannte, Unterstützer - aufgeht. Im Umgang mit diesen setzt er "nicht auf ein Papierl, sondern auf Vertrauen. Wir geben auch Warenkredite an die kleinen Händler, wir halten die Händler am Leben und die uns.“