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Fondsgebundene Lebensversicherungen - Bilanz - Ins Minus gerutscht

, aktualisiert am

Unsere Aktion "Polizzen-Check" zeigt: Fondsgebundene Lebensversicherungen machen derzeit Verluste. Schuld daran sind nicht nur die flauen Aktienkurse.

Boomendes Geschäft

Seit mehr als zehn Jahren gibt es sie auch in Österreich: Fondsgebundene Lebensversicherungen, auch Fondspolizzen genannt. Anders als bei klassischen Lebensversicherungen wird dabei die Ansparleistung in Investmentfonds angelegt. Zehn Prozent aller heimischen Lebensversicherungen sind fondsgebundene. In den vergangenen Jahren hat sich ihr Prämienaufkommen nahezu verdreifacht. Viele Versicherungskunden wollen am Börsenboom mitnaschen – und wurden bisher meist bitter enttäuscht.

Viel Negatives

Rund 250 Verträge haben wir im Rahmen unserer Aktion Polizzencheck analysiert. Und haben teilweise enorme Verluste gefunden. Das hat zwei Ursachen: Zum einen das Tief, das die Aktienbörsen durchschritten haben. Die beeindruckenden Zahlen, mit denen die Anbieter derzeit werben, sind daher relativ zu sehen: Auf niedrigem Niveau ergeben selbst bescheidene absolute Wertsteigerungen schöne Prozentsätze.

Nur 75 Prozent

Der andere Grund sind die hohen Kosten. Nur rund 75 Prozent der einbezahlten Prämie fließen in die Veranlagung. Den beträchtlichen Rest machen Versicherungssteuer, Prämie für den Ablebensschutz, Vertragserrichtungs- und Verwaltungskosten, Ausgabeaufschlag der Fonds sowie fondsinterne Spesen wie etwa Managementgebühren aus. Vor allem werden die Abschlusskosten (hautsächlich die Vermittlerprovision) wie bei allen Lebensversicherungen am Anfang schlagend. Die eingezahlte Prämie wird also nur zu einem geringen Teil veranlagt.

Guter Tipp

Bei ab 2007 abgeschlossenen Verträgen sollen die Abschlusskosten auf fünf Jahre verteilt werden. Dazu ein Tipp: Verlangen Sie zwecks Kostentransparenz beim Beratungsgespräch eine Hochrechnung mit Null-Prozent-Performance (also unter der Annahme, dass die Fonds überhaupt keinen Ertrag bringen). Die Differenz zwischen gesamten Einzahlungen und Auszahlung zeigt die Kostenbelastung der Versicherung. Manche Anbieter geben diese Information schon automatisch.

Nerven behalten

Wenn Sie bereits eine fondsgebundene  Lebensversicherung abgeschlossen haben, sollten Sie angesichts des Minus auf Ihrem Konto die Nerven behalten. Lebensversicherungen sind eine langfristige Anlageform. Mit einem Ausstieg würden die Verluste sofort schlagend.

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass der Wert Ihrer Anlage wieder steigt. Denn die derzeit niedrigen Kurse haben auch ihr Gutes. Mit der eingezahlten Prämie werden regelmäßig Fondsanteile gekauft. Wegen der niedrigen Kurse bekommt man also ums gleiche Geld mehr Fondsanteile.

Monatliche Zahlung vorteilhaft

Erholen sich die Kurse später wieder, wird der Wert des Fondsdepots somit überproportional steigen. Dank dieses Cost-Average-Effekts ist hier  – anders als bei anderen Versicherungen – die monatliche Prämienzahlungvon Vorteil (und wird auch nicht mit einem Unterjährigkeitszuschlag bestraft). Einen Teil der Prämie können Sie vielleicht sparen, indem Sie den Risikoanteil Ihrer Fondspolizze hinterfragen: Sollte dieser nicht mehr oder nicht in der ursprünglichen Höhe nötig sein, kann man ihn auch herabsetzen lassen. Einen Neuabschluss sollte man jedenfalls gut überlegen. Fondsgebundene Lebensversicherungen kommen erst nach zirka 20 Jahren günstiger als ein direktes Fondsinvestment plus Ablebensversicherung.

Fertig geschnürte Pakete

Bei einem direkten Fondsinvestment kann man die Fonds selbst aussuchen, bei der Versicherung kann man meist nur unter verschiedenen Paketen (zum Beispiel: „Fonds-mix dynamisch“ oder „Fondsmix konservativ“) wählen. Allerdings kann man bei der Versicherung generell kostenlos zwischen verschiedenen Paketen„switchen“.

 

Mit leeren Händen

Falsche Beratung brachte schwere Verluste.

Herr Koller (Name von der Redaktion geändert) hatte bei einem Finanzdienstleister im August 2000 eine Fondspolizze abgeschlossen. Entscheidend war für ihn die Flexibilität bei Einzahlungshöhe, Auszahlungsmöglichkeiten und Fondsauswahl. Auf Empfehlung seines Beraters zahlte er jeden Monat 327 Euro ein.

Enorme Abschlusskosten

In den ersten beiden Jahren erhielt er keinen Kontoauszug. Darauf „vergessen“ die Versicherer gerne, und das nicht ohne Grund: Aus der ersten Abrechnung, die Herr Koller schließlich bekam, erfuhr er, dass er bis Juli 2003 9349 Euro eingezahlt hatte. Gutgeschrieben worden waren ihm aber nur 3116 Euro. Worauf er seinen Berater ins Gebet nahm. Der räumte ein, dass die Differenz von 6000 Euro auf die Abschlusskosten zurückzuführen sei. Verärgert reduzierte Herr Koller seine Prämie auf monatlich 52 Euro, denn damit könne er Kosten sparen, hatte ihm der Berater erklärt.

Prämienreduzierung ohne Erfolg

Leider war dieser Tipp falsch. Eine niedrigere Prämie beeinflusst nur die laufenden Verwaltungskosten, nicht aber die Abschlusskosten – somit schlugen sich die 6000 Euro als sattes Minus auf Herrn Kollers Konto zu Buche. Hätte er gleich einen Vertrag mit einer Prämie von nur 52 Euro  abgeschlossen, wären nur rund 1100 Euro Abschlusskosten angefallen. 

 

Besser niedrige Prämien wählen

Die hohen Prämienzahlungen bei Fondspolizzen sind kein Zufall: Oft werden diese Finanzprodukte über Strukturvertriebe verkauft. Dort (aber nicht nur dort) sind die Berater – wie im Fall von Herrn Koller – an hohen Provisionen interessiert und drängen die Kunden daher zu hohen monatlichen Einzahlungen und überlangen Laufzeiten. Wir raten, die Prämienhöhe so zu wählen, dass man sie problemlos während der gesamten Laufzeit aufbringen kann. Spätere Erhöhungen bringen weniger Nachteile als eine Prämienreduktion.

Als wär es nicht genug...

Noch eine Folge der falschen Beratung: Herr Koller konnte von den niedrigen Börsekursen zu Vertragsbeginn nicht profitieren. Damals hätte er preiswert Fondsanteile kaufen können. Seine Prämien gingen jedoch für die Abschlusskosten drauf. So konnte er nur wenig Fondsteile erwerben, bis die Kurse ab Mitte 2003 wieder stiegen.

Fondsgebundene Lebensversicherungen: Kompetent mit Konsument  

  • Nicht übereilt kündigen. Wenn Sie schon eine Fondspolizze haben: Verluste können sich über lange Laufzeit wieder ausgleichen.
  • Lange Laufzeit einkalkulieren . Erst nach 20 Jahren ist eine fondsgebundene Lebensversicherung vorteilhafter als direkter Fondskauf plus Ablebensschutz. Vorzeitiger Ausstieg, Prämienreduktion oder -freistellung bringen finanzielle Nachteile.  
  • Kosten klären. Verlangen Sie als Entscheidungshilfe vor dem Abschluss die Darstellung der 0-Prozent-Performance.

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