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Fonds im Dauertest – Nebenwerte - Perle oder Plunder

  • Investmentfonds, die Aktien kleinerer Firmen kaufen
  • Hohe Kursschwankungen möglich
  • Derzeit geringe Renditen

Small ist nicht immer beautiful

Viele Kunstliebhaber träumen davon, beim Stöbern beim Altwarenhändler unter einem verstaubten Papierstapel eine echte Zeichung von Egon Schiele zu finden. Ähnliche Wunschträume haben auch viele Anleger: Sie suchen nach Aktien kleiner, unbekannter oder neu gegründeter Unternehmen, die (noch) billig zu haben sind. Und hoffen dabei, dass genau dieses Unternehmen Erfolg hat, der Aktienkurs steigt und der Anleger durch die Wertsteigerung an diesem Erfolg verdient. 

Verborgene Perlen

Nach diesem Prinzip arbeiten auch Investmentfonds, die den Anlegern die Mühe abnehmen wollen, selbst nach solchen versteckten Juwelen zu fahnden. Diese Fonds investieren gezielt in Small Caps, auf deutsch Nebenwerte. Dieser Fachausdruck bezeichnet kleinere, spezialisierte oder auch neu gegründete Aktiengesellschaften. Es gibt Nebenwertefonds, die nur in Unternehmensaktien eines Landes – etwa in Deutschland – investieren, aber auch solche, die sich kleinere Firmen in ganz Europa oder in der Eurozone herauspicken. Weltweit agieren nur 12 der über 130 Nebenwertefonds, die in unserer Fonds-Info erfasst sind.

„Klein” ist relativ

Allerdings ist der Begriff „Nebenwert“ nicht eindeutig definiert: Der in Österreich beheimatete Pioneer Funds Austria Dynamic Europe Stock hält beispielsweise Aktien von Porsche, Puma und der Deutschen Börse (Stichtag 10. Mai 2007). „Klein“ ist hier also durchaus relativ zu verstehen.

Charakteristisch für Aktien-Nebenwerte ist vor allem die höhere Volatilität (Schwankungsbreite) des Aktienkurses. Das kann mehrere Gründe haben. Bei vielen dieser Gesellschaften sind nur relativ wenige Aktien im Handel. Kauft ein Investmentfonds nun gezielt Aktien eines solchen Unternehmens, kann das den Kurs natürlich schneller beeinflussen als bei einem Börsenschwergewicht. Oft handelt es sich auch um sehr spezialisierte Unternehmen, die sich nur auf einige wenige Geschäftsfelder beschränken oder nur in bestimmten Regionen tätig sind. Eine bestimmte Marktentwicklung – ob positiv oder negativ – kann daher direkt auf den Kurs durchschlagen. Außerdem wecken kleine, gut geführte Unternehmen häufig die Begehrlichkeit der Konkurrenz und sind daher immer für Übernahmegerüchte und -spekulationen gut.

Index zeigt nach oben

Ob Aktien oder Anleihen: Ein Index zeigt, wohin der jeweilige Markt tendiert. In unserer Fonds-Info stellen wir daher auch viele Indizes dar, um einen Vergleich zur jeweiligen Marktentwicklung zu bieten. Und gerade bei Nebenwerten zeigt dieser Vergleich sehr interessante Ergebnisse: Der Index für Nebenwerte, der MSCI World Small Caps, stieg zwischen Anfang 2002 und Ende 2006 um 98 Prozent, also auf nahezu das Doppelte. Der MSCI World (für Aktien allgemein) stieg im selben Zeitraum um immer noch respektable 47,8 Prozent, aber der Dow Jones Global Titans (Index der „Börsenschwergewichte“) lediglich um 15,6 Prozent! Somit hätte man mit den richtigen Nebenwerten viel mehr gewinnen können als mit den vielgepriesenen „Blue Chips“.

Allerdings zeigte dieser Nebenwerte-Index auch eine wesentlich höhere Schwankungsbreite. Zwischen Höchststand und Tiefststand lagen 63,72 Prozent Wertdifferenz. Und in der Börsen-Baisse brechen die Nebenwerte genauso ein wie alle anderen Aktien. Im schlechten Börsejahr 2002 machten alle drei genannten Indizes um die 20 Prozent Verlust.

Viele verlieren, wenige gewinnen

Leider ist die gute Entwicklung, die die Märkte von Aktien kleinerer Unternehmen genommen haben, nicht eins zu eins auf die Entwicklung einzelner Fonds umlegbar.

Von den zwölf weltweit anlegenden Fonds in unserer Fonds-Info haben vier noch immer nicht aus der Verlustzone gefunden, darunter auch der einzige österreichische Fonds dieser Gruppe, der Allianz Invest New Generation (–3,7 Prozent p.a. auf fünf Jahre). Sogar der beste dieses Marktsegments, der JPM Global ex-US Sel. Small Cap, kommt gerade mal auf 10,5 Prozent jährlichen Wertzuwachs. Damit schlägt er aber wenigstens den Index. Der beste der „normalen“ weltweit anlegenden Aktienfonds, der WM Global Aktien UI, erreichte jedoch eine um ein Drittel bessere Performance, nämlich 15,2 Prozent jährlich.

Marktgegebenheiten nicht ausblenden

Von den regional investierenden Nebenwertefonds kann der in Europa investierende Threadneedle European Small Companies mit einer jährlichen Performance von 22,6 Prozent überzeugen. Nebenwertefonds, die in Unternehmen in Japan oder den USA anlegen, zeigten hingegen eine deutlich schlechtere Performance. Was beweist, dass sich die Kursentwicklung der Aktien kleinerer Unternehmen nicht von den Marktgegebenheiten abkoppeln kann.

Sämtliche bei uns gelisteten Nebenwertefonds gemeinsam haben in den letzten fünf Jahren im Schnitt 7,5 Prozent jährlichen Wertzuwachs erreicht. Im abgelaufenen Jahr waren es allerdings nur 5,2 Prozent. „Berücksichtigt man Spesen und Depotgebühren, nähern wir uns also dem Niveau eines besseren Kapitalsparbuches“, kommentiert dies unser Fonds-Experte Bernd Lausecker. Bei Nebenwertefonds geht man auch ein höheres Verlustrisiko ein: Der durchschnittliche Maximalverlust während unserer fünfjährigen Beobachtungsdauer betrug 42,3 Prozent, fast die Hälfte des Wertes!

Mit Vorsicht zu genießen

Mit Nebenwertefonds lässt sich also teilweise gut verdienen, oft aber viel verlieren. Daher eignen sich diese Fonds nur für sehr gut informierte und risikofreudige Anleger, die ausreichend Kapital (und Nerven) besitzen, um auch Verluste wegstecken zu können. Keinesfalls sollte man in solchen Fonds Geld anlegen, das man möglicherweise kurzfristig wieder benötigt. Zur Abrundung eines größeren Fondsportfolios haben gute Nebenwertefonds aber durchaus ihre Berechtigung. Sie können mithelfen, das Risiko klug zu streuen, und damit den Vermögensaufbau optimieren.

Gewaltiger Unterschied

Doch Fonds ist nicht gleich Fonds: Die Auswahl des richtigen kann über Gewinn oder Verlust entscheiden. Dazu ein Rechenbeispiel (bei dem wir KEST und Fondsspesen nicht berücksichtigen): In den letzten fünf Jahren wurden 10.000 Euro angelegt. Mit dem besten Nebenwertefonds, dem schon erwähnten Threadneedle European Small Companies, hätte man 27.698 Euro erwirtschaftet, mit dem schlechtesten, dem VCH Value Opportunities hingegen nur 6449 Euro! Ein Kapitalsparbuch (Verzinsung 3,5 Prozent) hätte in fünf Jahren 11.877 Euro gebracht.

Investieren in Nebenwertefonds: Kompetent mit "Konsument"

  • Kleine Unternehmen. Nebenwertefonds investieren in Aktien kleinerer oder weniger bekannter Firmen, entweder weltweit oder nur in bestimmten Regionen oder Staaten.
  • Hohe Schwankungsbreite. Nebenwertefonds sind stärkeren Wertschwankungen ausgesetzt als Aktienfonds, die in Großunternehmen anlegen. Die Gewinnchancen sind höher, aber auch das Verlustrisiko.
  • Nur für informierte Anleger. Ungeeignet für Fonds-Einsteiger oder dann, wenn man das investierte Geld zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder benötigt. Sinnvoll als Beimischung in einem größeren Depot.

Mehr zum Thema: Fonds im Dauertest

Mehrere Tausend Fonds sind in Österreich auf dem Markt. Als Service für Einsteiger, Fondsbesitzer und Profis haben wir den anerkannten Fonds-Dauertest der deutschen Stiftung Warentest für Österreich adaptiert. Jeder der bei uns gelisteten rund 3000 Fonds (ausgenommen Geldmarktfonds) wird fünf Jahre beobachtet, Kursentwicklung und Stabilität werden analysiert und mit dem jeweiligen Marktdurchschnitt verglichen. Die Daten werden monatlich aktualisiert. Durch die breite Bewertungsbasis sagt unser Fondstest mehr aus als ein reiner Performancevergleich. Ausgedrückt wird das Testergebnis in Bewertungspunkten. Dadurch lassen sich die Fonds eines Marktes kinderleicht vergleichen. Zusätzlich geben wir die prozentuelle Wertentwicklung in einem, drei und fünf Jahren sowie die Chance/Risiko-Klassen an.

So nutzen Sie unsere Fonds-Info online:

  • Beim Kauf von Investmentfonds: Wenn Sie beispielsweise einen Mischfonds mit ausgewogener Ausrichtung kaufen wollen, genügt ein Knopfdruck und Sie finden alle „stark überdurchschnittlichen“ Fonds, die sowohl ertragsstark als auch wertstabil sind. Und Sie sehen, ob man Ihnen etwa einen Ertragsschwächling andrehen will.
  • Bei der Kontrolle Ihres Investments: Wenn Sie wissen wollen, wie sich Ihr Fonds im Vergleich mit anderen Fonds des gleichen Marktes geschlagen hat, geben Sie einfach die ISIN in die Suchfunktion ein und Sie sehen sofort, wie viele Bewertungspunkte er hat.

Wählen Sie aus drei Angeboten:

Tagesticket

Unser Fonds-Info Tagesticket kostet 9 Euro  und ist 24 Stunden gültig. Sie geben Ihre gewünschten Suchkriterien ein und erhalten die Bewertung für einen oder mehrere Fonds. Sie können beliebig oft abfragen. Hier kommen Sie zum [ Tagesticket ].

Monatsticket-Gesamtliste

Die Gesamtliste als PDF zum Download kostet 19 Euro und ist einen Monat aktuell. Hier finden Sie Aktienfonds, Geldmarktfonds, Rentenfonds, Mischfonds mit unterschiedlicher Gewichtung von Aktien und Anleihen sowie Immobilienfonds. Wenn möglich, ist zum Vergleich auch der jeweilige Index angeführt. Innerhalb der einzelnen Gruppen reihen wir die Fonds nach ihrer Bewertung. Hier kommen Sie zum [ Monatsticket ].

Abo für Profis

Wer regelmäßig mit Investmentfonds zu tun hat, kann um 200 Euro sowohl die interaktive Abfrage (Tagesticket) als auch die Gesamtliste aller Fonds (Monatsticket) ein Jahr lang unbegrenzt nutzen.

Zusätzliche Informationen finden Sie jeweils beim [ Tagesticket ] oder [ Monatsticket ].

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