Dubioser Rabatt
„Bevor man sich mit Fonds und Aktien einlässt, sollte man sich damit
beschäftigt haben“, meinte der Finanzberater der AFB AG. Schön, nur nützt der
Rat nichts, wenn man bereits mit Aktien sein Geld verloren hat. Er empfiehlt
nach Durchsicht der Unterlagen, die Aktien und Fonds zu verkaufen, für den Sohn
eine Sparvariante zu finden und den Bausparvertrag zu kündigen. Beim zweiten
Gespräch rät er, das Kapitalsparbuch auslaufen zu lassen, zum Aussteigen aus der
Telekom-Aktie „mit Verlust“ sowie zum Verkauf der Austria-Tabak-Aktie. Weiters
soll der Bausparvertrag sofort stillgelegt oder storniert und die
Lebensversicherung gekündigt oder prämienfrei gestellt werden. Die
Haushaltsversicherung soll durch das „System Plus“ der Wiener Städtischen
ersetzt werden. Dies wäre zwar teurer als die bisherige Versicherung, dafür
winke ein außerordentlicher Rabatt von 45 Prozent, der die Prämie auf 4422
Schilling drücken würde. Leider erhielten wir bis Redaktionsschluss keine
Angaben zu diesem Superrabatt.
Dachfonds statt Bausparen
Weiters schlägt der AFB AG-Berater eine fondsgebundene Lebensversicherung der
Firma Gerling mit 1000 Schilling monatlicher Rate vor, das Gleiche für
Lebensgefährten und Kind. Das wird einigermaßen keck als „Sparplan“ bezeichnet,
was Nähe zum guten alten „Büchl“ suggerieren soll. Und warum es gerade diese
Versicherungen bei diesem Versicherer sein sollen, erklärt er ebenfalls nicht.
Er gibt auch keine Vergleichsofferte mit. Obwohl er in seinem PC jede Menge
Versicherungen gespeichert hat und ein Ausdruck wohl kein Problem darstellen
dürfte. Und statt Bausparen mögen wir in einen Dachfonds investieren, der gewiss
nicht risikoarm ist. Die vorzeitige Auflösung eines Bausparvertrages aber zieht
meist einen Verlust nach sich.
Aktien und Fonds verkaufen
Kandidat Nummer vier auf der Liste ist die Allgemeine Vermögensberatung GmbH.
In der Zentrale in der Wiener Innenstadt schickt man die Testperson nach Wien
Erdberg. Weil sie um eine Viertelstunde zu früh dran ist, muss sie im Regen auf
der Straße warten. „Wenn Sie die Nerven dazu haben, dann behalten Sie Ihre
Aktien“, erklärt der Mann. Im selben Atemzug empfiehlt er, „auszusteigen und
alles auf eine konservativere Basis zu stellen“. Im Übrigen will er einen
Original-Auszug der Aktien und Fonds von der Bank. Was unsere Testerin ablehnt,
schließlich soll er sich anstrengen und die Fondskurse und Aktienkurse im
Internet – ebenso wie alle anderen Mitbewerber – „nachschlagen“.
Spekulative Fonds
Beim zweiten Gespräch rät er zum Verkauf der Aktien und Fonds. Dazu diktiert
er sogar einen Brief an die Bank. Weiters schlägt er eine Ablebensversicherung
von Allianz mit 100 Schilling monatlich vor. Dass man dabei das Risiko für die
Hinterbliebenen abdeckt, jedoch kein Kapital anspart, geht nicht klar aus dem
Gespräch hervor. 860 Schilling sollen wir in eine langfristige Pensionsvorsorge
stecken, nämlich die „Start-Ziel-Pensions-Polizze der Generali, 25 Jahre lang.
Die 150.000 Schilling aus dem Verkauf der Aktien und Fonds will er in den DIT
Kapital Plus Fonds der Dresdner Bank stecken, je 700 Schilling monatlich will er
in Fonds der Dresdner Bank (ebenfalls DIT Kapital Plus sowie DIT-Industria und
DIT-Biotechnologie) investieren. Letzterer ist ein hoch spekulativer Fonds,
entspricht also nicht unseren Vorgaben.
Berater Nummer fünf (Finanzservice) hat kein Büro in Wien, daher treffen wir
ihn in einem Innenstadt-Restaurant. Er schlägt vor, alle Verträge auslaufen zu
lassen, einige Fonds und Aktien zu verkaufen und die frei werdenden Beträge in
den DWS Vermögensbildungsfonds der Deutschen Bank umzuschichten. Dieser Fonds
existiert schon mehr als 30 Jahre und liegt bei vielen Bewertungen ganz
vorne.
Kredit auf Eigentumswohnung
Aber es ist in jedem Fall sinnvoller, nicht sein gesamtes Ansparkapital in
einen einzigen Fonds zu stecken. Zuletzt kommt ein gewagter Vorschlag: Die
Eigentumswohnung soll belehnt und dafür ein endfälliger Kredit über eine Million
Schilling in Yen aufgenommen werden. Diese Summe könnte in einen Fonds
investiert werden, wobei bei einer Rendite von zehn Prozent pro Jahr in 20
Jahren ein Wert von zirka 6,5 Millionen Schilling erreicht wäre. An Kosten
(Tilgung, Zinszahlung) würden nur 2,5 Millionen anfallen, was einen Gewinn von
runden 4 Millionen ergäbe.
Das Währungsrisiko wird wie so oft verniedlicht: Der Yen könne nicht mehr
viel weiter steigen. Dank Switchen könne man sogar von Währungsschwankungen
profitieren. Was er nicht dazusagt: Switchen ist kostenintensiv (die Kosten
wurden zu niedrig angegeben), und bei Banken ist Switchen nicht so ohne weiteres
jederzeit möglich. Vor solch riskanten und undurchschaubaren Konstruktionen
warnen wir seit langem. Eine fondsgebundene Lebensversicherung von Aspecta
rundet das Angebot ab.