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Flair Reisen - Teuer und schlecht

Dubiose Reiseangebote haben derzeit wieder Hochsaison. Immer wieder erhalten wir Anfragen, was davon zu halten ist. Herr Walter B. schickte uns einen Bericht über seine Reise an die Côte d’Azur. Auch die Arbeiterkammer Niederösterreich warnt vor Angeboten bei Veranstaltungen in Wirtshäusern.

Am 08. 02. 2011 buchte ich für meine Frau und mich bei einer Veranstaltung in in einem Wiener Gasthaus die Reise "Côte d’Azur" vom 14. – 18. 10. 2011 zum Preis von 100,00 Euro zuzüglich 25 Euro Bearbeitungsgebühr  pro Person. Die Bearbeitungsgebühr war sofort zu zahlen, der Rest 14 Tage vor Reiseantritt.  Weiters buchte ich noch 2  Pakete (3 Ausflüge und Halbpension) für je 160 Euro).

Zahlung früher gefordert

Datiert mit 22. August 2011 erhielt ich ein Schreiben von Flair Reisen: "Die präzise Organisation dieser Reise bei Ausflugtickes sowie Hotelzimmerreservierungen bringt es mit sich, Restzahlungsbeträge per 9. 9. 2011 einzuheben. Nur so ist es möglich, den zuständigen Agenturen vor Ort eine endgültige Bestätigung des Reisegastes zukommen zu lassen. ....Ihre schriftlichen Reiseunterlagen erhalten Sie nach Eingang der Restzahlung auf unserem Konto."

Vertraglich waren 14 Tage vereinbart; plötzlich waren es 35 Tage vor Reisebeginn! Ich überwies, vertragsgemäß, am 27. September, 17 Tage vor Reisebeginn. Die Reiseunterlagen, die nach Eingang der Restzahlung auf dem Konto von Flair Reisen zugesagt waren, erhielt ich trotz Urgenzen bis heute nicht. Über den genauen Zeitpunkt und den Treffpunkt für die Reise wurde ich per E-Mail informiert.

Schlecht organisiert

Pünktlich um 0:15 Uhr begann die Reise in einem wunderschönen Bus. In Salzburg mussten wir Bus und Fahrer wechseln. Als uns der neue Fahrer, Herr F., kurz nach der Mittagspause mitteile, dass er nicht wisse, wo er uns hinbringen solle, hielten wir das für einen gelungenen Spaß. Nur, es war wirklich so! Auch Herr B., Gesellschafter von Flair Reisen, der bei der Autobahnabfahrt Diano Marina zustieg, wusste es nicht. Das kann schon mal passieren, dass man nicht weiß, wo 42 Reiseteilnehmer unterzubringen sind. Im Prospekt stand: "... und erreichen schließlich die französische Grenze. Übernachtung." Wir erreichten an diesem 1. Anreisetag nicht die französische Grenze, auch nicht am 2. Tag. Diano Marina ist 66 km von der französischen Grenze entfernt!

Während der Hotel-Suchfahrt kassierte Herr B. den Pauschalbetrag für 3 Ausflüge und Halbpension in der Höhe von 170 Euro (laut Reiseanmeldung hätten es 160 Euro sein sollen, also eine Erhöhung um 6%). Somit kosteten fünf Tage Côte d’Azur (eigentlich nur 2½ Tage) für zwei Personen 490 Euro!

Schlechte Küche

So waren wir also an der ligurischen Küste gelandet und freuten uns auf das Nachtmahl. Und was bekamen wir? Natürlich eine ligurische Spezialität: Wiener Schnitzel. Nur: der Koch hatte keine Ahnung, wie man ein Wiener Schnitzel zubereitet! Und das Resultat war nahezu ungenießbar. Für den 2. Tag stand im Prospekt folgendes Programm: "Am Morgen geht es nach San Remo, wo Sie mit Ihrem Guide die schöne Altstadt, das Spielcasino, die Kathedrale San Siro, die Russische Kirche und den Blumenmarkt kennen lernen. Im Anschluss geht es durch Olivenhaine und Weinberge ins Hinterland nach Dolceacqua, einem malerische am Hang gelegenen Ort aus dem 12. Jh. Die verfallene Burgruine, die schmalen, verwinkelten Gässchen, die typischen Steinhäuser und die mittelalterliche Brücke sind beeindruckend."

Obligatorische Werbeveranstaltung

Obligatorische Werbeveranstaltung

Tatsächlich ging es am 2. Tag nach dem Frühstück um 8 Uhr nach Andora (kein Schreibfehler, der Ort heißt wirklich so) ins Restaurant "Favola" zur allseits so beliebten Reise-Schau. Das Restaurant "Favola" (zu deutsch Fabel Geschichte!!!) liegt inmitten einer Ferienanlage (knapp über einer Autobahn-Tankstelle), die jedoch schon für den Winter "eingemottet" war. Nur das Restaurant war für uns geöffnet. Wenn auch tagsüber die Luft-Temperaturen auf über 20 Grad steigen, so sind die Nächte herbstlich kalt. Und diese Kälte war auch im Restaurant. Und ließ sich nicht vertreiben. Wie gesagt, es war ja alles sonst geschlossen! Und extra zu heizen?

Flair Reisen muss im Sinne der Kunden sparen! Bevor Herr B. in seiner launig-charmanten Art mit der Reise-Schau begann, konnte noch Kaffee oder Mineralwasser bestellt werden. Aber so kurz nach dem Frühstück? Es nicht getan zu haben stellte sich als Fehler heraus!. Wir waren zwar in einem Restaurant, aber nicht das Bedienungspersonal! Also hieß es darben und frieren bis zum Mittagessen... Herr B. präsentierte 3 Reisen, dann war Pause – ohne Möglichkeit etwas zu bestellen. Dafür aber die Möglichkeit die Toiletten aufzusuchen. Was für eine Möglichkeit! Es gab eine Damentoilette (1 "Sitzplatz") und eine Herrentoilette (ebenfalls 1 "Sitzplatz", jedoch ohne Möglichkeit die Kabine zu verschließen!)

"Sensationelle" Verbilligungen

Zum Abschluss wurde die Sardinien-Reise präsentiert, Preis 1600 Euro. Dann ein Taferl: "400 Euro". Also eine Verbilligung um 400 Euro. Das ist doch einen Applaus wert (Originalzitat Hr. B.). Dass die Jubelstürme sich in Grenzen hielten, lag wahrscheinlich daran, dass wir schon ziemlich steif gefroren waren. Das nächste Kärtchen: inklusive Ausflüge. Das ist doch einen Applaus wert ...... Das nächste Kärtchen: Verlängerungswoche weniger als 800 Euro.  Das ist doch einen Applaus wert ......Das nächste Kärtchen: Mit Taxi zum Flughafen. Kosten über nimmt Flair-Reisen.  Das ist doch einen Applaus wert ...... Die gewaltigen Vorteile des letzten Kärtchens habe ich mir leider nicht gemerkt. Zusammenfassend: 1200 Euro plus Buchungsgebühr von 25 Euro für 8 Tage Sardinien inkl. Fahrt zum Flughafen, Flug, ****Hotel, Halbpension, Ausflüge).

Zum Vergleich: Vor kurzem waren meine Frau und ich in Sardinien bei einem Badeurlaub mit Sternfahrt zu einem Gesamtpreis von 1009 Euro. Jetzt versteht man, warum man diese Reise nur als "Gewinner" und nur bei der Reise-Schau buchen kann, ohne die Möglichkeit eines Preisvergleichs zu haben.

Kurzer Ausflug

Kurzer Ausflug

Nach dem Mittagessen (auf das wir von 10:45 bis 12:00 Uhr warten mussten!!!), über dessen Qualität ich lieber schweigen möchte, erfolgte die Fahrt nach San Remo. Die Besichtigung, vom italienischen Guide Fr. A. geführt, erfolgte gemäß der Beschreibung. Doch dann ging es statt "durch Olivenhaine und Weinberge ins Hinterland nach Dolceacqua" direkt über die Autobahn zurück nach Diano Marina, zum Hotel. Warum wir nicht programmgemäß nach Dolceacqua durften, weiß ich bis heute nicht. Auch unser Fahrer wusste es nicht. Das Nachtmahl war absolut *-los! (Man sollte eigentlich saure Zitronen oder faule Tomaten vergeben können ...3 wären für dieses Essen absolut angemessen und fair gewesen!)

Atmosphäre eines ostsibirischen Bahnhofs

Am 3. Tag fand dann das Programm vom 4. Tag statt. Am Abend gab es dann den (sagenhaften) "ligurischen Abend". Richtig: Im Restaurant "Favola"! Übrigens, dieses Restaurant hat den Charme und die Atmosphäre eines ostsibirischen Bahnhofs, Nebenstrecke! Es wäre ja noch alles einigermaßen erträglich gewesen, wenn nicht der Wirt und der Mann am Keyboard ins Mikrofon gegrölt hätten.

Warum "ligurischer Abend"? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich weil sich das Restaurant in der Nähe der Ligurischen Küste befindet. Am Essen kann es nicht gelegen haben. Auch nicht an den "ligurischen" Liedern wie "Marina", "Funicoli, funicula!", "Ciao, ciao bambina" .....
Mit dem Fahrer war vereinbart, nach dem Essen um 21:00 Uhr, 2¼ Stunden nach Eintreffen im "fabelhaften" Restaurant, zum Hotel zu fahren. Herr B. ließ dies nicht zu! Bis 22:45 Uhr mussten wir im Lärm warten, bis wir endlich fahren durften.

Heimfahrt problemlos

Wie nicht anders zu erwarten war, fand am 4. Tag der Ausflug vom 3. Tag statt. Wieder mit Frau A., die uns 2 sogar einen verbilligten Besuch im berühmten ozeanographischen Museum in Monaco ermöglichte. Zum Nachtmahl – o Freude - Fisch! Leider zu früh gefreut. Der Koch kann nicht nur Wiener Schnitzel nicht zubereiten, sondern auch keinen Fisch. Am 5. Tag dann die Heimreise, dank des Fahrers Herrn F. problemlos und (relativ) angenehm.

Auch AKNÖ warnt

Zu dieser Geschichte passt eine Presseaussendung der Arbeiterkammer Niederösterreich vom 31.10.2011:

Reiseveranstalter lockt mit leeren Versprechungen

Eine "high tech" Erlebnis-Präsentation, reichhaltiges Buffet und ein 200 Euro-Reisegutschein. Das alles bekomme man bei "Haindl Reisen", wenn man zur Präsentation der aktuellen Urlaubsangebote kommt. Die AKNÖ war inkognito dabei, als sich die "Reiseshow" als Nepp entpuppte.

Die Einladung klang sehr verlockend. Wenn man zur Präsentation der Urlaubsangebote des Reisebüros "Haindl Reisen" komme, erwarte einen ein reichhaltiges Buffet und eine spannende, erlebnisreiche "high-tech" Präsentation. Sogar ein Reisegutschein im Wert von 200 Euro wurde beigelegt, den man beim Reiseveranstalter "Haindl Reisen" einlösen könne. AKNÖ-Konsumentenexpertin Christa Hörmann wollte wissen, was hinter dieser Einladung steckt und nahm an der Werbeveranstaltung inkognito teil.

Trockenes Sandwich, saftige Preise

Zehn Menschen, vorwiegend PensionistInnen, warteten voller Erwartungen auf die angekündigte Präsentation, während sie in dem lieblos eingerichteten Hinterraum des Reisebüros Leitungswasser serviert bekamen. Die erste Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten. Das angepriesene "high-tech" Erlebnis bestand aus ein paar Powerpoint-Folien, auf denen eine Busreise nach Holland, ein Kuraufenthalt in der Mittelslowakei und ein Badeurlaub in Italien zur Auswahl standen. Enttäuschung machte sich breit als klar wurde, dass man nur zwischen diesen drei Reisen wählen könne.

Die Anwesenden staunten auch nicht schlecht, da die angebotenen Reisen selbst nach Abzug des nur bei Sofortbuchung gültigen 200 Euro-Gutscheins mit diversen Zusatzkosten für Tagesausflüge, Buchungs- und Reservierungsgebühr überteuert waren. Spätestens als abschließend das "reichhaltige Buffet" in Form von trockenen Sandwiches aus der Plastikpackung serviert wurde, war alles klar: "Der Veranstalter versucht, leichtgläubige KonsumentInnen mit toll klingenden Einladungen zu ködern, um ihnen dann überteuerte Reisen aufzuschwatzen. Am besten bleibt man solchen Veranstaltungen fern und lässt sich nicht auf übereilte Sofortbuchungen ein", betont Hörmann.

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