„Ich entschuldige mich für diesen Abrechnungsfehler“ und „in den nächsten Tagen wird eine Gutschrift von 373,96 Euro erfolgen“ – immerhin eine Entschuldigung. Nicht wenige Unternehmen leisten bei eigenen Fehlern hinhaltenden Widerstand und überweisen kommentarlos und erst Monate später. In diesem Fall geht es um einen Mietwagen von Europcar und er hatte ein gutes Ende.
Europcar-Mietwagen: Versicherung untergeschoben
Europcar-Kunde will ausdrücklich keine zusätzlichen Leistungen - und bekommt trotzdem eine Versicherung.
Brunel, Buchbinder, GO Car, Goldcar, Interrent
Das französische Unternehmen betreibt die Marken Europcar, Brunel, Buchbinder, GO Car, Goldcar, Interrent, Scooty sowie Ubeeqo. Aber eigentlich geht es um eine unerwünschte Versicherung.
Abholung am Flughafen Charles de Gaulle
Herr Neuer bucht über eine Online-Plattform einen Mietwagen von 3. bis 14.9.2021 mit Abholung am Pariser Flughafen Charles de Gaulle. Eine Rundreise durch Frankreich. Wetter gut, Reise schön, am Ende zeigt der Tacho 1870 gefahrene Kilometer.
Gleich bei der Abholung des Mietwagens gibt Herr Neuer an, keine Zusatzversicherung zu wünschen. Er erhält den Vertrag und unterschreibt ihn in der Annahme, dass es sich um den Mietvertrag handelt. Abgefasst in französischer Sprache ist er mit Contrat de location übertitelt. Das französische Kleingedruckte trübt zwar das Augenlicht und lähmt den Geist, enthält aber keinen eindeutigen Hinweis auf eine Versicherung. Das französische Wort „assurance“ (Versicherung) fehlt. Es fehlen naturgemäß das deutsche Wort „Versicherung“ und auch das englische „insurance“.
Nicht zu übersehen und von allergrößter Klarheit ist der Wunsch des Kunden. Er schreibt auf den Vertrag "Keine zusätzlichen Kosten" (wörtlich: „No additional charges“).
„Complete peace of mind“
Wieder zu Hause belastet Europcar die Kreditkarte erstens mit der Miete (372,52 Euro) und zweitens mit zusätzlichen Kosten von 373,96 Euro. Herr Neuer reklamiert bei Europcar und erfährt: Er habe am Schalter in Paris ein PREMIUM PROTECTION PACKAGE abgeschlossen. Im Vertrag stünde doch „Protec.Premium“. Und was leistet dieses unerwünschte Paket? Versicherungsschutz, weniger Selbstbehalt und „Complete peace of mind“.
Kunden-Berichte zu Europcar
Europcar hat also ein Versicherungspaket untergeschoben. Diese Vorgehensweise scheint bekannt zu sein. Im australischen Konsumenten- Forum „Consumer Affairs“ finden sich recht unfeine Kunden-Berichte zu Europcar. Erschwerend kommt hinzu: Der Kunde brauchte die Versicherung nicht, da er bereits über die ursprüngliche Buchung auf der Online-Plattform versichert war.
Wir intervenierten über das Netzwerk der Europäischen Verbraucherzentren. Der Geschädigte erhielt sein Geld zurück.
Kritik an Online-Plattformen
Kundenbeschwerden über Mietwagen und deren Vermittlung sind oft ein Problem. In zehn EU-Ländern wurden Mietautovermittlungsfirmen und deren Webseiten untersucht. Bei über der Hälfte der kontrollierten Webangebote fehlten wesentliche Verbraucherinformationen zu Vertragspartnern, konkreten Ansprechpartnern im Falle eines Problems, Umfang der Versicherung etc. Lesen Sie: Über Hälfte der Mietautovermittler verstößt gegen EU Recht
Betreut hat den Fall ...
... unser Jurist Mag. Reinhold Schranz, vom Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ).
Sollten Sie ein vergleichbares Problem haben, wenden Sie sich bitte an unsere VKI-Beratung.
Lesen Sie mehr auf konsument.at
Alle konsument.at-Artikel zum Thema Mietwagen
https://konsument.at/taxonomy/term/629
Forum der australischen Konsumenten-Organisation Consumer Affairs
https://www.consumeraffairs.com/travel/europcar.html?page=11
Über Hälfte der Mietautovermittler verstößt gegen EU Recht
https://europakonsument.at/ueber-haelfte-der-mietautovermittler-verstoesst-gegen-eu-recht/65469
Kommentieren
Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.
Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.
Anmelden0 Kommentare