Zucker hat bei Konsumenten kein allzu gutes Image. Kokusblütenzucker, eingedickte Pflanzensäfte und Getreidesirup zum Süßen liegen im Trend und versprechen die gesündere Alternative zu sein. Stimmt das auch? Ein Kommentar über alte Freunde, neue Feinde und Kindheitserinnerungen.
Ein Gugelhupf, weiß bestäubt wie die Berggipfel nach dem ersten Schnee; Grießkoch, übersät mit glitzernden Zuckerkristallen; ein Stück Würfelzucker, aus Omas Zuckerdose stibitzt. In meinen Kindheitserinnerungen ist Zucker ein Freund, der einem freilich bei intensivem Umgang Löcher in die Zähne frisst. Der verklärte Blick in die Vergangenheit ändert nichts daran, dass die übermäßige Zufuhr von Zucker unserem Körper schadet.
Was also tun?
Die typische Lösung ist, dass wir, statt uns einzuschränken, den Freund zum Feind erklären und uns nach „gesunden“ Alternativen umschauen. Die Nachfrage befeuert das Angebot, ein lukratives Geschäftsfeld ist eröffnet, ein Trend geboren. Wer jetzt nicht aufspringt, dem droht ein bitteres Ende. An der Auswahl scheitert es nicht: Kokosblüten, Agave, Malz, Dinkel, Stevia und diverse Austauschstoffe mit apothekenpflichtig klingenden Namen. Der Schönheitsfehler: Nachweislich gesünder ist keines dieser Produkte und Hinweise auf die „natürliche“ Herkunft sind oft zweifelhaft – man denke nur an Birkenzucker, der sich als Resteverwertung aus der Papierindustrie entpuppt.