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Wellnessgetränke - Werbesprudel

  • Flotte Werbesprüche kaum belegbar
  • Gesundheitswelle sorgt für klingelnde Kassen
  • Produkte sind klar überteuert

Dem Körper unter die Arme greifen

Wollen Sie Ihre körperliche und geistige Fitness nicht dem Zufall überlassen? Ihrem Körper mithilfe von Vitaminen oder Mineralstoffen bei seiner täglichen Arbeit etwas unter die Arme greifen? So genannte „Wellnessgetränke“ oder „funktionelle Getränke“ machen’s möglich. Zumindest könnte man das glauben, wenn man die Etiketten der einzelnen Produkte studiert.

Großer Absatz für Wellnesswässer

Die derzeitige Gesundheitswelle ist der ideale Nährboden für etliche dieser Getränkekreationen. Was die hiesigen Verkaufszahlen auch beweisen: Der Markt für Wellnesswässer explodierte 2002 mit einem Plus im dreistelligen Prozentbereich. Römerquelle Emotion gelang dabei die größte Erfolgsstory der letzen 20 Jahre auf dem Sektor alkoholfreier Getränke. Das Rezept ist einfach: Steht Wellness auf der Flasche oder Packung, scheinen sich die Produkte wie von selbst zu verkaufen. Grund genug, diese etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Limonade für teures Geld

Im Test: Getränke auf der Basis von Wasser (kurz Erfrischungsgetränke genannt), Tee und Fruchtsaft sowie „funktionelle“ Drinks. Und bei einem Produkt handelt es sich um normales Wasser. Die Bilanz sieht allerdings wenig rosig aus: Wer auf die Versprechen hört, bekommt – salopp ausgedrückt – selten mehr als Limonade, um teures Geld.

Versprechen gebrochen

Motivierende Sätze wie

  • „Jugend für den Geist“ (Carpe Diem),
  • „Belebt ganzheitlich“ (Nativa),
  • „Einfach wohl fühlen“ (Nestlé),
  • „Der sanfte Kick für jeden Tag“ (Römerquelle Emotion)

finden sich auf peppig gestalteten Flaschen in den Regalen der Supermärkte. Welche Werbesprüche aber auch verwendet werden, alle gehen sie in eine Richtung: Die Inhaltstoffe sind der Gesundheit zuträglich und erhöhen das Wohlbefinden – angeblich.

Konservierungs- und Süßungsmittel, Azo-Farbstoffe

Denn auch wenn die meisten Hersteller die Natürlichkeit ihrer Produkte rühmen, greifen manche auf Konservierungs- und Süßungsmittel zurück, und in immerhin sieben Getränken stecken Farbstoffe, teilweise sogar Azo-Farbstoffe, die bei manchen Menschen Allergien auslösen können. Ganz im Gegensatz zu den Ergebnissen der Wellness-Studie 2003 von ACNielsen, laut denen sich viele der Befragten unter einem Wellness-Produkt etwas Naturbelassenes und Gesundes vorstellten.

Rauch verschweigt Inhaltsstoffe: "Rezepturgeheimnis"

Außerdem bleibt bei vielen Produkten die Wirkungsweise der Inhaltstoffe unklar. Unsere Anfragen bei den einzelnen Firmen brachten nur teilweise befriedigende Ergebnisse. Über die Menge der Inhaltstoffe wurde unter Berufung auf das „Rezepturgeheimnis“ nicht viel verraten. Beispiel Rauch Nativa active Mango + 6 Vitamine: Da wird die Mangofrucht als besonders reich an wertvollen Vitaminen und Mineralstoffen angepriesen. Das Produkt selbst enthält aber nur drei Prozent Saft aus dieser Frucht. Die tatsächlich in dem Getränk enthaltenen Nährstoffe stammen nicht  aus dem Saft, sondern werden zugesetzt.

"Balance" (Vöslauer): Was ist mit dem Zuckergehalt?

„Nicht zufriedenstellend“ war auch die Kennzeichnung des Zuckergehaltes bei den fünf Vöslauer-Balance-Getränken sowie beim Rauch Nativa active Pfirsich + Calcium. Bei den meisten Herstellern wurde jedoch gerade in diesem Bereich auf die Genauigkeit der Angaben sehr gewissenhaft geachtet.

Tarnung mit "Fruchtzucker"

Verwirrung wird bei der Deklaration des Zuckeranteils getrieben. Häufig wird anstatt des normalen Haushaltzuckers Fruchtzucker verwendet, wobei die Gefahr besteht, dass man dem Ausdruck „Fruchtzucker“ fälschlicherweise ein gesünderes Potenzial zuschreibt. Der normale Zucker ist jedoch grundsätzlich nicht unnatürlicher als Fruchtzucker, und der ist somit auch nicht weniger zahnschädigend. Für Diabetiker sind diese Getränke aber geeignet.

Dungl-Säfte: mehr als zehn Prozent Gesamtzucker

Die Säfte von Willi Dungl enthalten mehr als zehn Prozent Gesamtzucker. Das kommt daher, dass sie aus Frucht- und Gemüsesäften bestehen. Insgesamt 13 Anbieter setzten Süßstoffe ein, die zwar keine Kalorien besitzen, dafür aber auch nicht natürlich sind.

Vorsicht mit Koffein

Um einen aktivierenden Effekt zu erreichen, nutzen insgesamt 13 Produkte die Wirksamkeit von Koffein, und zwar in Form von Guarana, Grüntee oder auch Mate. Für die meisten Menschen ist Koffein in den angegeben Mengen unbedenklich, bestimmte Gruppen sollten jedoch genau auf den Konsum achten – Kinder, Personen mit Herzbeschwerden oder auch Schwangere. Getränke mit besonders hohem Koffeingehalt müssen entsprechend gekennzeichnet sein. Die meisten anderen Drinks liegen weit unter der Menge einer Tasse Filterkaffee (60 bis 100 Milligramm auf 125 Milliliter).

Viel Nitrat in Dungls "Munter & aktiv"

Ein anderer wichtiger Bestandteil ist das Nitrat, das in allen getesteten Getränken vorhanden ist und vom Menschen vorwiegend über pflanzliche Lebensmittel und Trinkwasser aufgenommen wird. In den sonstigen Getränken, die man zu sich nimmt, sollte daher wenig Nitrat enthalten sein. Der Natürlich Munter & Aktiv-Drink von Willi Dungl hat 252 Milligramm pro Liter. Die dürften aus der roten Rübe stammen, die er enthält. Im Kefir-Drink von Carpe Diem finden sich 72 Milligramm pro Liter. Die beiden Getränke wurden diesbezüglich „durchschnittlich“ bewertet. Die beste Bewertung („sehr niedrig“) erhielten nur jene, die den Grenzwert für Mineralwasser unterschritten (30 Milligramm pro Liter).

Produkte, Testergebnisse, Kritikpunkte

Selten ist viel von dem drin, was auf dem Etikett abgebildet ist. Die einzelnen Gruppen im Steckbrief.

Römerquelle Emotion lemon: mit einem `gut´ bester im Konsument-Test Wellnessgetränke 6/2004 Erfrischungsgetränke.  Bei Wellnessgetränken auf der Basis von Wasser erwartet man sich wertvolle Inhaltstoffe und allenfalls wenig Zucker, also keine Limonade. Doch es gibt Produkte, deren Gesamtzuckergehalt bis zu 6,3 Prozent (Wellness Green Life) beträgt. Zum Vergleich: In Cola oder Limonaden stecken 11 Prozent Zucker, Mineralwasser ist zuckerfrei!

Wirklich geringe Werte erreichen nur Produkte mit Süßungsmitteln, die aber wiederum nicht der Verbrauchererwartung von einem Wellness-Produkt entsprechen. Ebenso verhält es sich mit Konservierungsmitteln, die bei dieser Gruppe in immerhin elf Getränken eingesetzt werden. Auch der Testsieger dieser Kategorie (Römerquelle Emotion Lemongrass) ist darunter, er konnte vor allem aufgrund des Geschmacks die Konkurrenz hinter sich lassen. Auch dieses Produkt wartet mit einem Gesamtzuckeranteil von vier Prozent auf.

Rauch Nativa Green Tea Lemon: bestes Produkt unter den Tee-Erzeugnissen

Auffällig: Vöslauer mit einer falschen Kennzeichnung des Gehalts an Kohlenhydraten. Beim Geruchs- und Geschmackstest konnten lediglich drei der Erfrischungsgetränke (Römerquelle Emotion Lemongrass, Wellness Zitfresh und Wellness Green Life) mit einem „Gut“ bewertet werden. 

Getränke aus Tee.  
Aus dieser Gruppe kommt der Gesamtsieger, der Green Tea Lemon von Rauch Aktiva, der aber trotz Süßstoffen immer noch einen Gesamtzuckergehalt von 4,4 Prozent hat. Er enthält rund 110 Milligramm Koffein (bezogen auf einen Liter). Zum Vergleich: In einer Tasse Tee stecken rund 20 bis 50 Milligramm (bezogen auf 125 Milliliter). Carpe Diem - Ginko (Jugend für den Geist, vom heiligen Baum der Menschheit): Testurteil `weniger zufriedenstellend´

Ebenfalls in dieser Gruppe die Produkte von Carpe Diem, bei denen der höchste Zuckeranteil (Carpe Diem Gingko) ganze 11 Prozent beträgt! Keines der Getränke enthält Konservierungsmittel. Insgesamt aber eine eher schlechte Bilanz für die Teegetränke. 

Fruchtsäfte und Fruchtsaftgetränke.

     Darunter fallen die Produkte von Yo Vital, die es alle unter die besten fünf schafften – guter Geschmack ohne Konservierungsmittel und Farbstoffe. Es sind zwar Süßstoffe enthalten, doch ansonsten eine durchwegs gute Bilanz. Yo Vital: drei Mal Testurteil `gut´

Ebenfalls „gut“ und „durchschnittlich“ wurden die Säfte von Willi Dungl beurteilt. Es wird auf jeden künstlichen Zusatz verzichtet, dafür ist von Natur aus in beiden Produkten mehr Zucker enthalten (Natürlich Kraft für den Tag 11 Prozent; Natürlich Munter & Aktiv 10,2 Prozent) und in letzterem auch mehr Nitrat.

Funktionelle Getränke.

Auffällig: Keines schnitt in puncto Geschmack besser als „durchschnittlich“ ab. Das Produkt Very High hat zusätzlich den höchsten Koffeinanteil in unserem Test. Very High: höchster Koffeinanteil, Testergebnis `weniger zufriedenstellend´

Der Drink von One enthält Farbstoffe und hat einen Zuckeranteil von 10 Prozent sowie den zweithöchsten Koffeinwert. Der Sieger dieser Kategorie, Arriba Mango, ist ungenau in der Nährwertangabe. Insgesamt schnitten die funktionellen Getränke am schlechtesten ab. 

Mehr Schein als Sein

  Römerquelle, Frankenmarkter, Gasteiner: mehr Schein als Sein (Foto: Ehrensberger)

 

 

 

 

 

Bei Römerquelle sind drei Birnen auf dem Etikett, der Saftanteil beträgt mikrige drei Prozent. Auch Frankenmarkter und Gasteiner zeigen Früchte, deren Anteil aber minimal ist.

Kompetent mit Konsument

  • Meist viel Zucker.  Vor allem bei Getränken, die unter dem Markennamen von Mineralwasser verkauft werden, erwartet man sich das nicht.
  • Zu teuer.  Die Hersteller lassen sich ihre Gesundheitsdrinks ordentlich zahlen. Der Kaloriengehalt entspricht etwa dem eines gespritzten Obstsaftes, allerdings enthält der mehr Nährstoffe aus der Frucht.
  • Werbesprüche täuschen.  Die meisten abgegebenen Versprechen können von den Herstellern nicht gehalten werden. Bei Behauptungen wie „mehr Vitalität“ oder „Harmonie“ handelt es sich um keine wissenschaftlich belegbaren Aussagen.

So haben wir getestet

Im Test: 48 Wellness-Getränke, die fast durchwegs in Supermärkten gekauft wurden: 29 Erfrischungsgetränke auf der Basis von Wasser, 1 reines Wasser, 5 Fruchtsäfte und Fruchtsaftgetränke, 8 aus Tee und 5 funktionelle Getränke)

Zusammensetzung.  Untersucht wurde mittels HPLC. Zucker und Zuckerarten; Süßstoffe (nur wenn sie ausgelobt waren); Nitrat, Koffein nur wenn es ausgelobt war.

Geruch und Geschmack:  Aussehen, Geruch und Geschmack wurden vom „Konsument“-Laien-Panel nach dem Schulnotenprinzip bewertet und statistisch ausgewertet.

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