Teilweise gilt dick durchaus als schick. Ein dickes Auto und ein dickes Konto ziehen sich durch die Träume von Millionen.
Alois Grasböck |
Masse und Marathonläufe
Der Umstand, dass es in den reichen Ländern immer mehr dicke Menschen gibt, ist schon tausendfach durchgekaut worden. Doch obwohl sie mehr werden, wird es für die Dicken zunehmend schwerer. Sie sind umzingelt von Idealen wie Waschbrettbauch, Knackarsch und Superbusen, und wer als wirklich leistungsfähig gelten will, kommt kaum mehr umhin, an einem der vielen Marathonläufe teilzunehmen.
Worauf die Wirtschaft baut
Die Dicken können sicher ein wenig Trost brauchen. Bitte sehr: Ihr seid ein wichtiger Wirtschaftszweig, an euren Kilos hängen Massen von Arbeitsplätzen. Gewisse Bereiche der Weltwirtschaft müssten euch eigentlich auf den Knien danken, denn an euch kann sie mehrfach verdienen. Beim Hinaufessen und beim Herunterhungern. Und dazwischen beim Erzeugen von Mahnungen, Ratschlägen und schlechtem Gewissen.
Keine Vorbilder?
Falls ihr jetzt meint, das sei kein Trost, sondern Zynismus: Es könnte so empfunden werden, war aber nicht so gemeint. Werft doch einmal einen Blick auf eure Gegenteile, die Superdünnen. Denen geht es auch zunehmend schlechter. Die Knochenfrauen auf den Laufstegen hören immer lautere Kritik, und wenn eine Promi-Frau ein paar Kilo abnimmt, schreien sofort tausend Schlagzeilen: „Magersucht?“
Nie perfekt!
Die Verunsicherung geht also durch Dick und Dünn, und sogar den Idealfiguren wird zugeflüstert, dass sie noch perfekter sein könnten. Da ein bisschen was wegschneiden, dort ein bisschen polstern und straffen …
Liebe Dicke! Nehmt ab, wenn ihr könnt, weil’s gesünder ist, aber misstraut den Schönheitsidealen!