Hand aufs Herz: Würden Sie sich mit einem Schnitzel zufriedengeben, bei dem sich unter der Panier Faschiertes statt gewachsenem Fleisch vom Schwein verbirgt? Na eben.
Chefin vom Dienst Veronika Kaiser |
Nicht viel anders ging es uns beim Test Marillen- und Germknödel. Wer zu diesen Fertiggerichten greift, darf wohl auch erwarten, eine Marille unter der Teighülle vorzufinden und nicht bloß Fruchtmark mit zerkleinerten Fruchtstückchen.
Fruchtmasse statt Obst
Das verträgt sich nicht gerade mit dem Ansehen unserer warmen Mehlspeisen, die viele Feinschmecker für die Krönung jeder Mahlzeit halten. Schon gar nicht, wenn es um so Weltbekanntes wie Marillenknödel geht. Es ist schon klar, dass in Tiefkühl-Fertiggerichten nicht unbedingt die berühmten Wachauer Marillen mit ihrem unverwechselbaren Aroma drin sein müssen. Aber gar kein Obst, sondern nur eine orangefarbene Fruchtmasse? Die fanden unsere Prüferinnen ausgerechnet bei Knödeln aus biologischer Landwirtschaft. Doch das war kein Einzelfall. In immerhin vier getesteten Produkten steckten keine ganzen Früchte, sondern entweder nur Stücke oder überhaupt orangefarbener Brei. Das Produkt nennt sich dann verschämt Bio-Marillenfruchtknödel.
Gesetz erfüllt
Oder auf der Packung werden vollmundig "Marillenknödel“ angekündigt und im Kleingedruckten ist dann verschämt von "fruchtiger Marillenfülle“ die Rede. Somit ist dem Gesetz Genüge getan. Wo die Marillen gewachsen sind, erfährt man übrigens nur bei einem einzigen Produkt. Marillenknödel ohne Marillen hatten wir schon vor vielen Jahren einmal im Handel gefunden. Die enthielten eine marmeladeähnliche Fülle mit winzigen Fruchtstücken und nannten sich „Marillen-Fruchtknödel“.
Leser beschwerten sich
Viele Leserinnen und Leser hatten sich damals bei uns über dieses Täuschungsmanöver beschwert. Der Anbieter rechtfertigte sich damit, man habe sich für eine Fruchtzubereitung entschieden, weil Marillen keine gleichbleibende Größe und Qualität hätten. Doch nach kurzer Zeit waren die Pseudo-Marillenknödel wieder vom Markt verschwunden. Die Imitationen sind offenbar wieder auf dem Vormarsch. Wir Konsumenten müssen also wachsam bleiben, um schon vor dem Kauf zu merken: Da ist doch etwas faul …