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Lebensmitteltransport - Heute Speisen wir global

"Kunde König" - ein satirischer Kommentar von Alois Grasböck. Diesmal: Die lange Wege unserer Nahrung.

Bild: VKIErinnern Sie sich noch an die Zeit, in der der Schnittlauch eine kaum beachtete Alltäglichkeit war, die in jedem Hausgarten wuchs? Das hat sich geändert, das würzige Gewächs hat Karriere gemacht und gehört nun zum Jetset.

Denn im Winter kommt der Schnittlauch, der in Österreich verkauft wird, vorwiegend aus Indien oder Israel. Indien! Ein märchenhaftes Land, in dem die Kühe heilig sind und in dem sich die Kobras gute Nacht sagen. Das gibt dem Schnittlauch, den man aufs Butterbrot streut, eine exotische Note, was einen darüber hinwegtrösten mag, dass ein paar schlappe Hälmchen 99 Cent kosten.

Enormer Nährwert für die Phantasie

Natürlich gibt es Konsumenten, die beim Blick auf das Herkunftspickerl verärgert „Bist du narrisch – aus Indien?“ murmeln. Man muss jedoch bedenken, dass dieser Schnittlauch einen enormen Nährwert für die Phantasie hat. Stellen wir uns das einmal vor: Im Morgengrauen marschieren malerische Inder (wie die ausschauen, weiß man aus der Handywerbung) aufs Feld und ernten das kostbare Gewürz. Sie müssen hurtig sein, denn das Flugzeug wartet schon, und der Pilot ist sowieso grantig, weil seine Kollegen immer „Käpt’n Grünzeug“ zu ihm sagen ...

Ribiseln aus Chile

Wie auch immer, der Schnittlauch ist eine schöne Abrundung für ein globales Essen, das heute jeder Haushalt herstellen kann: Indische Vorspeise (Schaumsüppchen mit Schnittlauch), Fleischgericht vom anderen Ende der Welt (Lamm aus Neuseeland mit Zwiebeln aus Australien). Als Nachtisch südamerikanische Mehlspeise (Ribiselschnitte mit Ribiseln aus Chile) oder Frischobst der Saison (Melonen aus Brasilien bzw. Trauben aus Südafrika). Und beim Essen dürfen alle raten, wie viele Kilometer dieses Menü drauf hat. 50.000? Mahlzeit!

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