Immer mehr Trockengebiete
Im Osten von Österreich ist bereits heute das Wasser der limitierende Faktor in der Landwirtschaft. Im Jahr 2019 war erstmals auch der nördlichste Teil der Steiermark stark von Trockenheit betroffen. Der wärmste Juni in der 253-jährigen Messgeschichte, gefolgt von anhaltender Hitze und Trockenheit, verursachte enorme Ertragsausfälle bei Grünland im oberen Mur-, Mürz-, Liesing- und Ennstal.
In Oberösterreich zählt Freistadt in heißen Sommern zu den am meisten von Trockenheit betroffenen Regionen. Die Grundwasserspiegel von Salzburg ostwärts und im Süden sanken im heurigen Jahr bereits im Frühjahr. Im Donauraum steigen die Temperaturen kontinuierlich. Auch hier ist Dürre bereits die teuerste Naturkatastrophe, warnt die Hagelversicherung – weit mehr als Hochwasser.
Aufgrund des pannonischen Einflusses zählt auch das Burgenland bereits zu den trockensten und wärmsten Gebieten Österreichs, wo aufgrund der zunehmenden Hitze massive Auswirkungen auf Waldbestände, Vegetation und Fließgewässer erwartet werden.
Hohe Ertragseinbußen erwartet
Klimaszenarien zeigen, dass mit Wasserknappheit, Ernteausfällen und Überflutungen nach extremen Starkregenereignissen der Druck auf dürregefährdete Regionen auch künftig weiter steigen wird.
Aktuelle Klimamodellierungen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) erwarten bis 2065 bei wichtigen Kulturen wie Mais, Weizen, gentechnikfreien Sojabohnen, Raps und Erdäpfeln dramatische Ertragseinbußen und somit eine drohende deutliche Unterversorgung.
Für Wasserknappheit vorsorgen
Die Veränderungen bei der Verteilung der Niederschläge und die damit einhergehenden Auswirkungen etwa auf den Grundwasserspiegel, aus dem wir unser Trinkwasser beziehen, erfordern Anpassungsmaßnahmen an die neue Situation. Seit dem sehr heißen und sehr trockenen Rekordsommer 2003, der in einigen Regionen zu kritischen Grundwasserständen führte, setzen Österreichs Gemeinden und Wasserversorger laufend Maßnahmen, um die Versorgungssicherheit der Bevölkerung zu erhöhen.
Dabei wird unter anderem auf den Zusammenschluss kleinerer Versorgungseinheiten zu größeren gesetzt, werden teils überregionale Netze geschaffen, Verbundleitungen gebaut oder zusätzliche unabhängige Quellen und Brunnen erschlossen. Das hat sich im Trockenjahr 2015 bereits bewährt.
Es wird immer wichtiger, in Trockengebieten die Wasserversorgung etwa im Zuge von Infrastrukturvorhaben vorsorglich mitzudenken. So wurde beim Bau des Plabutschtunnels eine Wasserleitung miterrichtet, die Wasser vom Norden in den Osten der Steiermark bringt.
Prognosen und Wassersparpläne
Und es sind Stufenpläne zu überlegen, wie bei einer wirklich schlimmen Trockenheit langsam auch die Wassernutzung zurückgefahren wird.
Die ZAMG hat in Zusammenarbeit mit den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich Langfristprognosen erarbeitet, die die Entwicklung des Niederschlags und des Dürrerisikos für die nächsten vier Wochen aufzeigen. Die Vorhersagen berücksichtigen die Entwicklung der Temperatur, des Niederschlags und des Dürreindex für die nächsten zwei Wochen sowie die Wahrscheinlichkeit für die Witterung der dritten und vierten Prognosewoche.
Das ermöglicht gute Trendabschätzungen. Die Wasserwirtschaft kann so zeitgerecht auf extreme Situationen reagieren, die Bevölkerung auf einen bewussten und sinnvollen Wasserverbrauch hinweisen sowie Verbindungsleitungen und Notversorgungen aktivieren.
Studie "Wasserschatz Österreichs"
Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus hat eine Studie "Wasserschatz Österreichs" beauftragt. Diese wird die aktuellen und – unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels – die künftigen Wasserentnahmen aus den österreichischen Grundwasserressourcen flächendeckend darstellen und berechnen, wie viel Wasser eines bestimmten Grundwasserkörpers nutzbar ist. Die Studie soll Ende des Jahres 2020 vorgestellt werden und wird Basis für weitere Vorsorgemaßnahmen sein.