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Klimawandel: wiederkehrende Trockenheit - Trinkwassermengen beeinträchtigt

Eine seit mehreren Jahren in den Sommermonaten wiederkehrende Trockenheit markiert den Klimawandel in Österreich – und entwickelt sich in einigen Regionen zu einer ernsten Beeinträchtigung der verfügbaren Trinkwassermengen.

Bild: RoStyle / Shutterstock.com

Österreichs reiche Wasservorkommen sind sehr unterschiedlich verteilt. In den letzten Jahren führten Hitzeperioden regional und saisonal zu sinkenden Grundwasserständen und Wassermangel.

Auch in diesem Jahr blieb schon zu Vegetationsbeginn in einigen Regionen Österreichs der Regen aus. Der Grundwasserspiegel war dadurch teilweise alarmierend niedrig. Brunnen trockneten aus. Die Landwirtschaft bangte um ihre Saat. Die Waldbrandgefahr war hoch.

Die Verdunstung nimmt zu

Das Problem ist nicht so sehr ausbleibender Regen. Die Niederschlagsmengen haben sich in Österreich kaum verändert, weiß die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG. Aber die Verteilung. Und vor allem ist die Temperatur im Sommerhalbjahr seit dem Jahr 1900 um zwei Grad gestiegen. Mit den höheren Temperaturen nimmt die Verdunstung zu, was zum Austrocknen der Böden führt. Weht zusätzlich Wind, treibt das die Verdunstung noch mehr an und verstärkt auch die Erosion auf Ackerflächen. Zudem gilt: Je wärmer die Luft, umso mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen.

Von Mittelmeerklima beeinflusst

Für die Wasserbilanz Österreichs ist essenziell, dass Wasser vom Meer bis nach Österreich transportiert wird, sodass mehr Wasser aus der Atmosphäre bei uns ankommt, als wieder verdunstet.

Im für das Wetter in Österreich wichtigen Mittelmeer steigt die Wassertemperatur signifikant. Das führt zu stärkerer Verdunstung des Meerwassers. So gelangen wiederum feuchte Luftmassen nach Österreich, die mitunter zu heftigen Gewittern mit Überflutungen führen können.


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Böden fruchtbar halten, Nutzungskonflikte

Die Böden fruchtbar halten

Jahre mit heißen, lang anhaltenden Trockenperioden, die die Land- und Forstwirtschaft schädigen, häufen sich. Es ist wichtig, mehr zu tun, um die landwirtschaftlich genutzten Böden fruchtbar zu halten. Ein humusreicher Boden speichert Wasser, schützt die Pflanzen besser vor Trockenheit und verringert bei Starkregen die Abschwemmung des Bodens.

Die fortschreitende Bodenversiegelung von bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen durch Verbauung verschärft das Problem, weil das Wasser ohne zu versickern abfließt und so im Naturkreislauf fehlt. Von der Regenmenge, die auf unser Bundesgebiet fällt, wird etwa ein Prozent als Trinkwasser genutzt; inklusive der Nutzung für Landwirtschaft und Industrie sind es rund drei Prozent.

Das klingt wenig, aber ein großer Teil der Niederschläge fließt in die Flüsse und Seen. Der Anteil der Niederschläge, die zur Grundwasserneubildung beitragen, liegt zwischen 50 Prozent (wo viel Wasser einsickert) und 5 Prozent. Wassermanagement wird daher immer wichtiger.

Nutzungskonflikte nehmen zu

Wassermangel führt zu Nutzungskonflikten. Die öffentliche Trinkwasserversorgung steht dabei mit Industrie und Gewerbe sowie der Landwirtschaft in Konkurrenz. Für den Fall von solchen Nutzungskonflikten sieht das Regierungsprogramm den Vorrang der Trinkwasserversorgung vor. Besonders in Zeiten mit einem Spitzenbedarf – ausgelöst durch Hitze und Trockenheit – braucht es einen veränderten Umgang mit der lebenswichtigen Ressource Wasser, damit die Trinkwasserversorger weiterhin alle österreichischen Haushalte sicher versorgen können.

So etwa im Frühjahr beim Füllen der Swimmingpools und im Sommer beim Gießen des Gartens – dabei sollten sich gerade in Trockenperioden die Verbraucher fragen, ob es etwa wirklich nötig ist, den ganzen Garten zu wässern. An solchen heißen Tagen sind die Anlagen vieler Wasserversorger ohnehin schon an der Kapazitätsgrenze.

Immer mehr Trockengebiete

Immer mehr Trockengebiete

Im Osten von Österreich ist bereits heute das Wasser der limitierende Faktor in der Landwirtschaft. Im Jahr 2019 war erstmals auch der nördlichste Teil der Steiermark stark von Trockenheit betroffen. Der wärmste Juni in der 253-jährigen Messgeschichte, gefolgt von anhaltender Hitze und Trockenheit, verursachte enorme Ertragsausfälle bei Grünland im oberen Mur-, Mürz-, Liesing- und Ennstal.

In Oberösterreich zählt Freistadt in heißen Sommern zu den am meisten von Trockenheit betroffenen Regionen. Die Grundwasserspiegel von Salzburg ostwärts und im Süden sanken im heurigen Jahr bereits im Frühjahr. Im Donauraum steigen die Temperaturen kontinuierlich. Auch hier ist Dürre bereits die teuerste Naturkatastrophe, warnt die Hagelversicherung – weit mehr als Hochwasser.

Aufgrund des pannonischen Einflusses zählt auch das Burgenland bereits zu den trockensten und wärmsten Gebieten Österreichs, wo aufgrund der zunehmenden Hitze massive Auswirkungen auf Waldbestände, Vegetation und Fließgewässer erwartet werden.

Hohe Ertragseinbußen erwartet

Klimaszenarien zeigen, dass mit Wasserknappheit, Ernteausfällen und Überflutungen nach extremen Starkregenereignissen der Druck auf dürregefährdete Regionen auch künftig weiter steigen wird.

Aktuelle Klimamodellierungen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) erwarten bis 2065 bei wichtigen Kulturen wie Mais, Weizen, gentechnikfreien Sojabohnen, Raps und Erdäpfeln dramatische Ertragseinbußen und somit eine drohende deutliche Unterversorgung.

Für Wasserknappheit vorsorgen

Die Veränderungen bei der Verteilung der Niederschläge und die damit einhergehenden Auswirkungen etwa auf den Grundwasserspiegel, aus dem wir unser Trinkwasser beziehen, erfordern Anpassungsmaßnahmen an die neue Situation. Seit dem sehr heißen und sehr trockenen Rekordsommer 2003, der in einigen Regionen zu kritischen Grundwasserständen führte, setzen Österreichs Gemeinden und Wasserversorger laufend Maßnahmen, um die Versorgungssicherheit der Bevölkerung zu erhöhen.

Dabei wird unter anderem auf den Zusammenschluss kleinerer Versorgungseinheiten zu größeren gesetzt, werden teils überregionale Netze geschaffen, Verbundleitungen gebaut oder zusätzliche unabhängige Quellen und Brunnen erschlossen. Das hat sich im Trockenjahr 2015 bereits bewährt.

Es wird immer wichtiger, in Trockengebieten die Wasserversorgung etwa im Zuge von Infrastrukturvorhaben vorsorglich mitzudenken. So wurde beim Bau des Plabutschtunnels eine Wasserleitung miterrichtet, die Wasser vom Norden in den Osten der Steiermark bringt.

Prognosen und Wassersparpläne

Und es sind Stufenpläne zu überlegen, wie bei einer wirklich schlimmen Trockenheit langsam auch die Wassernutzung zurückgefahren wird.

Die ZAMG hat in Zusammenarbeit mit den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich Langfristprognosen erarbeitet, die die Entwicklung des Niederschlags und des Dürrerisikos für die nächsten vier Wochen aufzeigen. Die Vorhersagen berücksichtigen die Entwicklung der Temperatur, des Niederschlags und des Dürreindex für die nächsten zwei Wochen sowie die Wahrscheinlichkeit für die Witterung der dritten und vierten Prognosewoche.

Das ermöglicht gute Trendabschätzungen. Die Wasserwirtschaft kann so zeitgerecht auf extreme Situationen reagieren, die Bevölkerung auf einen bewussten und sinnvollen Wasserverbrauch hinweisen sowie Verbindungsleitungen und Notversorgungen aktivieren.

Studie "Wasserschatz Österreichs"

Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus hat eine Studie "Wasserschatz Österreichs" beauftragt. Diese wird die aktuellen und – unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels – die künftigen Wasserentnahmen aus den österreichischen Grundwasserressourcen flächendeckend darstellen und berechnen, wie viel Wasser eines bestimmten Grundwasserkörpers nutzbar ist. Die Studie soll Ende des Jahres 2020 vorgestellt werden und wird Basis für weitere Vorsorgemaßnahmen sein.

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