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Energy Drinks: Gesundheit gegen Geschäft - Verbot für Jugendliche unter 18 Jahren?

Jugendliche lieben Energy Drinks. Doch die Koffein- und Zuckerbomben sind in Kombination mit Alkohol ein echtes Risiko. In Litauen dürfen die angesagten Muntermacher deshalb nicht an unter 18-Jährige verkauft werden.

Vytenis Andriukaitis - EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Foto: Ansotte Etienne © Europäische Union, 2015)
Vytenis Andriukaitis -
EU-Kommissar für Gesundheit
und Lebensmittelsicherheit
Foto: Ansotte Etienne
© Europäische Union

Wir sprachen mit Vytenis Andriukaitis, EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, über die Verkaufsbeschränkungen und warum auch andere EU-Staaten dem Beispiel Litauens folgen sollten.

In Litauen ist der Verkauf von Energy Drinks an Jugendliche unter 18 Jahren verboten. Wie kam es dazu?
Energy Drinks sind bei Jugendlichen vor allem deshalb ein Problem, weil sie häufig mit Alkohol gemischt werden. In meinem Heimatland Litauen ist der Alkoholverbrauch sehr hoch. Wir haben diesbezüglich leider eine lange Tradition, die sich auch bei den Jungen fortsetzt. Über einen Zeitraum von drei Jahren mussten wir feststellen, dass die Zahl der Alkoholvergiftungen ständig im Steigen begriffen war. Wir mussten daher handeln.

Wie sind Sie vorgegangen?
Ich war in dieser Zeit litauischer Gesundheitsminister. Wir haben das Problem angesprochen, die ermittelten Gesundheitsdaten offengelegt und unsere Schlüsse daraus gezogen. Es war natürlich ein schwerer Kampf, vor allem mit den Herstellern, dem Lebensmittelhandel, den Gastwirten und Barbesitzern. Aber die Öffentlichkeit war für unseren Vorschlag, den Verkauf von Energy Drinks an Jugendliche unter 18 zu untersagen und so brachten wir das Verbot durch.

Was passiert in der täglichen Praxis?
An den Schulen sind Energy Drinks verboten. Man kann sie auch aus keinem Getränkeautomaten ziehen. Die Supermärkte wurden in die Pflicht genommen. Sie müssen Ausweiskontrollen durchführen. Bei einem Verstoß gegen die Regeln gibt es Strafen. Ob das alles ausreicht, wird man erst in einigen Jahren sehen.

Erwägen auch andere Länder ein Verkaufsverbot?
Seit ich EU-Kommissar für Gesundheit und Ernährungssicherheit bin, wird in den Mitgliedstaaten über das Verbot diskutiert. Manche Länder überlegen, unserem Beispiel zu folgen. Ein von der OECD im April dieses Jahres veröffentlicher Report zeigt, dass der Alkoholkonsum bei unter-18-Jährigen steigt. Da Energy Drinks oft zusammen mit Alkohol konsumiert werden, halte ich es für wichtig, hier weiter im Gespräch zu bleiben.

Gibt es Staaten, die eine solche Maßnahme ausdrücklich ablehnen?
Offiziell habe ich keine Hinweise darauf. Aber es soll entsprechende Gerüchte geben. Natürlich geht es hier auch um viel Geld. Der Verkauf von Energy Drinks und Alkohol ist ein gutes Geschäft.

Könnte die EU ein Verkaufsverbot von Energy Drinks an Jugendliche einführen?
Rein rechtlich ist das eine nationale Angelegenheit, die jeder Staat selbst entscheiden muss. Die EU kann sich hier nicht einmischen. Wir können nur darauf hinweisen, wie die Datenlage ist und wo die Probleme liegen. Ich werde in meiner Funktion die Staaten auf jeden Fall weiter ermutigen, über Verkaufsbeschränkungen nachzudenken.

Gibt es auch andere Lebensmittel, die Sie bei Jugendlichen für problematisch halten?
Selbstverständlich! Man muss genauso über Salz, Zucker und Fett in Produkten sprechen. So wie bei den Energy Drinks geht es auch hier um die Art und Weise, wie etwas beworben und verkauft wird. Es ist kein Zufall, dass chronische Erkrankungen in immer früherem Lebensalter auftreten.

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