Sepp Eisenriegler |
Herr Eisenriegler, schon vor Jahrzehnten haben Sie sich den Themen Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Gemeinwohlökonomie verschrieben. Sehen Sie sich ein bisschen als Don Quichotte im Kampf gegen die Windmühlen?
Als Don Quichotte habe ich mich noch nie gefühlt, dafür sind die Erfolge, die ich einfahren konnte, zu viele. Früher haben mich viele für einen Spinner gehalten. Die Gleichen sagen heute: Du hattest schon vor 30 Jahren recht.
Aber so richtig langlebig bauen die Hersteller ihre Produkte ja noch immer nicht ...
Noch nicht. Aber es gibt einige ganz konkrete Entwicklungen. Beispielsweise ist die Installierung eines EU-weiten Gütesiegels, vergleichbar mit dem Energieeffizienz-Label, anhand dessen Konsumenten erkennen können, für wie viele Verwendungsjahre ein Produkt gebaut wurde, wie reparaturfreundlich das Design und wie groß der ökologische Fußabdruck des Produkts schon bei der Produktion ist, weit vorangeschritten. Ich schätze, dass das noch zwischen einem halben Jahr und einem Jahr dauern wird, bis es in Brüssel durch ist. Und dann nochmal rund ein Jahr, bis es in den Mitgliedstaaten umgesetzt wird. Es geht dabei auch darum, dass die Gewährleistungsfrage in allen Mitgliedstaaten gleich gehandhabt wird.
Klingt aber sehr ambitioniert ...
Das sind die letzten Informationen, die ich aus der Konsumentenschutz-Sektion des Ministeriums vernommen habe. Aber es ist ja ohnedies höchst an der Zeit! Die zirkuläre Wirtschaftsweise, als Gegenteil der linearen, heißt ja nichts anderes, als dass wir sparsamer mit unseren Rohstoffen umgehen müssen, insbesondere mit Metallen und Mineralien. Wir wissen ja um die Knappheit mancher Rohstoffe. Die Seltenen Erden tragen die Knappheit schon im Namen. Und trotzdem werden diese Rohstoffe nicht teurer. Das nenne ich Marktversagen. Es hat natürlich viel damit zu tun, dass sie in den Ländern des sogenannten Globalen Südens abgebaut werden, unter zum Teil absolut unmenschlichen Bedingungen.
Welche Handhabe hat der einzelne Konsument derzeit?
Der Konsument hat relativ wenige Handlungsmöglichkeiten. Es herrscht ein großes Ungleichgewicht hinsichtlich des Wissens der Hersteller über ihre Produkte und dem, was davon an die Nutzer weitergegeben wird. Nicht einmal jene, die zwischengeschaltet sind, die Elektrohändler, können einschlägige Antworten zur vermuteten Nutzungsdauer von neuen Produkten liefern – weil sie es selber nicht wissen. Dahinter stehen Produktdesigner, die – entgegen der alten Ingenieursehre – ihren Ehrgeiz dareinsetzen, dass die Produkte punktgenau dann den Geist aufgeben, wann es die Marketingabteilung angeschafft hat: am besten kurz nach Ende der Gewährleistungsfrist oder nachdem die Garantie ausgelaufen ist.