Wir nehmen immer mehr industriell hoch verarbeitete Nahrung zu uns. Können derartige Speisen und Getränke das Risiko erhöhen, an Krebs zu erkranken?
Beweislage: niedrig. Es gibt erste Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Konsum von industriell hergestellten, stark verarbeiteten Produkten und Krebs. Der aktuelle Wissensstand ist allerdings nicht gut abgesichert. Verlässlichere Belege können nur durch weitere Langzeitstudien erbracht werden.
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50 % industriell hoch verarbeitete Produkte
Ob Schokoriegel, Softdrinks oder Fertigmenüs – stark verarbeitete Nahrungsmittel stehen bei vielen auf dem Speisezettel. In westlichen Ländern stammt bis zur Hälfte der aufgenommenen Energie aus industriell hoch verarbeiteten Produkten. Diese sind haltbar, leicht zuzubereiten und haben einen massentauglichen Geschmack. Doch Hühnernuggets, Dessertcremen und Instantnudeln stehen auch in der Kritik.
Die mit speziellen Zutaten und Technologien hergestellten Speisen und Getränke enthalten oft viel Zucker, Fett und Salz – dafür aber wenig Ballaststoffe und Vitamine. Zudem stecken in ihnen auch Konservierungsmittel, Aromen, Farbstoffe und Stabilisatoren.
Langzeitstudie zu Essgewohnheiten
Eine französisch-brasilianische Studie hat vor Kurzem einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Konsum derartiger Speisen und Krebserkrankungen nahegelegt. In dieser Langzeitstudie wurden insgesamt 104.980 Freiwillige regelmäßig zu ihrem Gesundheitszustand und zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt. Die Wissenschaftler wollten wissen, ob die Studienteilnehmer ihr Essen eher aus Zutaten wie Gemüse, Obst, Milch, Getreide, Pasta, Fleisch und Fisch selbst zubereiteten oder ob sie eher stark verarbeitete Speisen und Getränke wie Packerlsuppen, Tiefkühlpizza, abgepackte Kuchen und Limonaden konsumierten.
Zusammenhang Krebs und Fertignahrung?
Es zeigte sich, dass Menschen mit einem hohen Konsum von industriell hergestellten Produkten etwas häufiger an Krebs erkrankten. Von 1.000 Personen aus der Gruppe mit dem niedrigsten Konsum an stark verarbeiteter Nahrung erkrankten 27 Menschen. Von 1.000 Personen aus der Gruppe mit dem höchsten Konsum an stark verarbeiteter Nahrung erkrankten 33 Menschen. Die statistische Auswertung zeigte, dass die Erhöhung wohl nicht zufallsbedingt ist.
Noch kein Beweis
Ein Beweis dafür, dass der vermehrte Konsum von stark verarbeiteten Produkten hinter der Zunahme an Krebserkrankungen steht, ist das jedoch noch nicht. In der Untersuchung wurden Personen über einen Zeitraum von durchschnittlich rund fünf Jahren im Alltag beobachtet (sie füllten alle sechs Monate Online-Fragebögen über ihre Ernährungsgewohnheiten aus).
Eine solche Kohortenstudie kann zwar wertvolle Hinweise liefern, damit lassen sich jedoch keine Zusammenhänge im Sinne von Ursache und Wirkung nachweisen. Es ist möglich, dass andere, noch unbekannte Gründe für das erhöhte Krebsrisiko verantwortlich sind. Dazu kommt, dass die teilnehmenden Personen nicht unbedingt einen Querschnitt durch die Allgemeinbevölkerung darstellten. Auch die Beobachtungsdauer von maximal sieben Jahren ist wohl zu kurz, um Langzeiteffekte erfassen zu können. Nichtsdestoweniger hat die Studie aus Frankreich eine wichtige Entwicklung thematisiert.
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