TV: Nach nur zehn Jahren wird das terrestrische Antennenfernsehen DVB-T auf einen neuen Standard umgestellt. Das sorgt für Fragen, Mehrkosten und Unmut.
Mit 27. Oktober ist die Umstellung von DVB-T auf DVB-T2 (= simpliTV) in ganz Österreich abgeschlossen. Deshalb möchten wir nochmals die wichtigsten Fragen beantworten (siehe auch KONSUMENT 4/2016 und 6/2016). Angesichts der Menge an Zuschriften verärgter Konsumenten geht dies allerdings nicht ohne einleitende Anmerkungen.
- ORF: Es ist nicht fair, dem ORF alleine den Schwarzen Peter anzuhängen. Die Abschaltung von DVB-T erfolgt europaweit abgestimmt, weil der Frequenzbereich für den weiteren Ausbau des mobilen Internets bereitgestellt wird.
- ORS: Die ORF-Tochter ORS war die einzige Bewerberin um die österreichweite DVB-T2-Sendelizenz. Die Regulierungsbehörde RTR hat das ORS-Konzept als gesetzeskonform abgesegnet, inklusive Verschlüsselung von ORF 1 und 2. Eine der Hauptaufgaben der ORS ist es, Geld zu verdienen. Aus den GIS-Einnahmen erhält sie keinen Cent.
- Kunden: Das ändert nichts daran, dass viele DVB-T-Kunden diese Umstellung nicht gewollt haben – weil sie für Verwirrung sorgt, weil sie selbst in der „Gratis“-Version Zusatzkosten verursacht und weil sie in der Praxis auch Nachteile bringt. Die ORS hätte vielleicht früher und umfassender informieren sollen, denn Fakt ist, dass sich die Menschen überfahren fühlen – und das erzeugt immer Unmut.
- GIS: Immer häufiger taucht die Frage auf, ob weiterhin die Verpflichtung besteht, den GIS-Beitrag zu bezahlen, wenn man zwar ein Rundfunkempfangsgerät, aber kein DVB-T2-fähiges Gerät besitzt und folglich die ORF-Programme nicht mehr empfangen kann. Nach der früheren Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes war es tatsächlich so, dass das ORF-Programmentgelt (ein Teil des gesamten GIS-Entgelts) unter diesen Voraussetzungen entfallen konnte. In der Zwischenzeit hat der Gesetzgeber allerdings das ORF-Gesetz adaptiert und es entscheidet allein die terrestrische Verfügbarkeit der ORF-Programme an einem bestimmten Standort über die Verpflichtung zur Entgeltzahlung. Auch wer sich weigert, auf simpliTV umzusteigen, hat kaum eine realistische Chance, dem Programmentgelt zu entgehen. Weitere Details dazu lesen Sie hier: GIS-Entgelt - Verfügbarkeit entscheidet
Wann wird auf DVB-T2 umgestellt?
simpliTV löst am 27. Oktober in Wien, Niederösterreich und dem Nordburgenland die Vorgängervariante ab. In den übrigen Bundesländern ist simpliTV bereits an den Start gegangen. ORF1 und ORF2 werden dort aber auch noch via DVB-T ausgestrahlt – in Oberösterreich, der Steiermark, Salzburg und dem Südburgenland bis kommenden April; in Vorarlberg, Tirol und Kärnten bis Oktober 2017.
Wer ist von der Umstellung betroffen?
Jeder, der über eine Zimmer- oder Außenantenne terrestrisches Fernsehen empfängt. Laut einer GFK-Studie aus dem Vorjahr sind das etwa vier Prozent der Zuseher oder 140.000 Haushalte in Österreich, Zahl steigend. Nutzer von Satellitenfernsehen oder Kabelanbietern müssen nicht auf simpliTV umsteigen.
Allerdings wird auch das Kabelfernsehen vom analogen Standard auf ein digitales, verschlüsseltes Signal umgestellt. Liwest sendet bereits komplett digital, UPC stellt derzeit um. Fürs Kabelfernsehen braucht man dann einen passenden Receiver – einfach das Kabel beim TV-Eingang einstecken, das funktioniert nicht mehr. Nutzer von alten Röhrenfernsehern, die bisher auf diese Art Programme empfangen haben, müssen also eine geeignete Set-Top-Box anschaffen.