Als vierter Corona-Impfstoff erhielt das Präparat von Johnson & Johnson die Zulassung in der EU. Zwar bestätigt Europäische Arzneimittel-Agentur einen sehr seltenen Zusammenhang von Blutgerinnseln mit der Impfung. Sie bewertet aber den Nutzen höher als die Risiken. – Unsere Experten von medizin-transparent.at geben ihre Einschätzung zu Wirkung und unerwünschten Wirkungen ab.
Schutzwirkung
In die Zulassungsstudie für diesen Impfstoff gingen Daten von rund 38.000 Testpersonen ein. Die eine Hälfte bekam eine Injektion mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson, die andere Hälfte zum Vergleich eine Dosis mit einem Scheinimpfstoff (Placebo) aus Kochsalzlösung. Alle Teilnehmenden standen danach durchschnittlich zwei Monate lang unter Beobachtung. In diesem Zeitraum erkrankten umgerechnet 34 von 10.000 der mit dem Impfstoff geimpften Personen an COVID-19. Aus der Gruppe derjenigen, die lediglich eine Kochsalzlösung verabreicht bekommen hatten, waren es 101 von 10.000 Personen. Von jenen, die den Impfstoff erhalten hatten, erkrankten somit rund 66 Prozent weniger an COVID-19, die Schutzwirkung beträgt also 66 Prozent. Ältere Testpersonen ab 60 Jahren schützte die Impfung ähnlich gut wie jüngere Personen. Die Impfung schützt offenbar sowohl vor symptomlosen (asymptomatischen) Infektionen als auch vor Infektionen mit Krankheitssymptomen.
3 schwere Erkrankungen pro 10.000
Wie der Impfstoff von Johnson & Johnson im direkten Vergleich mit anderen Impfstoffen abschneidet, ist noch nicht gut erforscht. Der Impfstoff schützt auch vor schweren Krankheitsverläufen. Mit Impfstoff traten nach der Impfung drei schwere Erkrankungen pro 10.000 Testpersonen auf, mit dem Placebo-Impfstoff waren 18 von 10.000 Testpersonen betroffen. Die Impfung verhindert somit rund 85 Prozent der schweren COVID-19-Erkrankungen, die ohne Impfung auftreten würden. Während die Studie lief, starben in der Impfstoff-Gruppe fünf Personen an verschiedenen Erkrankungen, jedoch nicht an COVID-19. In der Placebo-Gruppe gab es im Beobachtungszeitraum 20 Verstorbene, davon sieben durch COVID-19. Bei keinem der Todesfälle gab es Hinweise darauf, dass die Impfung die Ursache war.
Schutz gegen Varianten
Wie bei Viren üblich, entstehen auch beim Virus SARS-CoV-2 immer wieder neue Formen, darunter auch ansteckendere als die ursprünglich Virusform. Bei der in Südafrika zuerst aufgetretenen Variante B.1.351 dürfte der Impfstoff von Johnson & Johnson ungefähr 64 Prozent der Erkrankungen verhindern, die ohne Impfung auftreten würden. Bei der erstmals in Brasilien aufgetretenen Variante P.2 liegt die Schutzwirkung bei etwa 68 Prozent. Zur ebenfalls in Brasilien entdeckten Variante P.1 gibt es jedoch keine Daten. Zur Wirksamkeit gegen die Alpha-Variante (B. 1.1.7 – in Großbritannien entdeckt) und die seit dem Sommer in Österreich verbreitete Delta-Variante (B.1.617.2 – in Indien entdeckt) gibt es noch keine aussagekräftigen Untersuchungen.