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Eine Spritze mit dem Corona-Impfstoff von Johnson&Johnson
Bild: diy13/Shutterstock

Corona-Impfstoff: Johnson & Johnson - 38.000 Testpersonen

, aktualisiert am

Als vierter Corona-Impfstoff erhielt das Präparat von Johnson & Johnson die Zulassung in der EU. Zwar bestätigt Europäische Arzneimittel-Agentur einen sehr seltenen Zusammenhang von Blutgerinnseln mit der Impfung. Sie bewertet aber den Nutzen höher als die Risiken. – Unsere Experten von medizin-transparent.at geben ihre Einschätzung zu Wirkung und unerwünschten Wirkungen ab.

Johnson & Johnson Janssen Corona-Impfstoff COVID-19 (Foto: diy13 / Shutterstock)

Schutzwirkung

In die Zulassungsstudie für diesen Impfstoff gingen Daten von rund 38.000 Testpersonen ein. Die eine Hälfte bekam eine Injektion mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson, die andere Hälfte zum Vergleich eine Dosis mit einem Scheinimpfstoff (Placebo) aus Kochsalzlösung. Alle Teilnehmenden standen danach durchschnittlich zwei Monate lang unter Beobachtung. In diesem Zeitraum erkrankten umgerechnet 34 von 10.000 der mit dem Impfstoff geimpften Personen an COVID-19. Aus der Gruppe derjenigen, die lediglich eine Kochsalzlösung verabreicht bekommen hatten, waren es 101 von 10.000 Personen. Von jenen, die den Impfstoff erhalten hatten, erkrankten somit rund 66 Prozent weniger an COVID-19, die Schutzwirkung beträgt also 66 Prozent. Ältere Testpersonen ab 60 Jahren schützte die Impfung ähnlich gut wie jüngere Personen. Die Impfung schützt offenbar sowohl vor symptomlosen (asymptomatischen) Infektionen als auch vor Infektionen mit Krankheitssymptomen.

3 schwere Erkrankungen pro 10.000

Wie der Impfstoff von Johnson & Johnson im direkten Vergleich mit anderen Impfstoffen abschneidet, ist noch nicht gut erforscht. Der Impfstoff schützt auch vor schweren Krankheitsverläufen. Mit Impfstoff traten nach der Impfung drei schwere Erkrankungen pro 10.000 Testpersonen auf, mit dem Placebo-Impfstoff waren 18 von 10.000 Testpersonen betroffen. Die Impfung verhindert somit rund 85 Prozent der schweren COVID-19-Erkrankungen, die ohne Impfung auftreten würden. Während die Studie lief, starben in der Impfstoff-Gruppe fünf Personen an verschiedenen Erkrankungen, jedoch nicht an COVID-19. In der Placebo-Gruppe gab es im Beobachtungszeitraum 20 Verstorbene, davon sieben durch COVID-19. Bei keinem der Todesfälle gab es Hinweise darauf, dass die Impfung die Ursache war.

Schutz gegen Varianten

Wie bei Viren üblich, entstehen auch beim Virus SARS-CoV-2 immer wieder neue Formen, darunter auch ansteckendere als die ursprünglich Virusform. Bei der in Südafrika zuerst aufgetretenen Variante B.1.351 dürfte der Impfstoff von Johnson & Johnson ungefähr 64 Prozent der Erkrankungen verhindern, die ohne Impfung auftreten würden. Bei der erstmals in Brasilien aufgetretenen Variante P.2 liegt die Schutzwirkung bei etwa 68 Prozent. Zur ebenfalls in Brasilien entdeckten Variante P.1 gibt es jedoch keine Daten. Zur Wirksamkeit gegen die Alpha-Variante (B. 1.1.7 – in Großbritannien entdeckt) und die seit dem Sommer in Österreich verbreitete Delta-Variante (B.1.617.2 – in Indien entdeckt) gibt es noch keine aussagekräftigen Untersuchungen.

Müdigkeit, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen

Offene Fragen

Unbekannt ist derzeit, wie lange der Impfschutz anhält. Nicht erforscht sind auch Nutzen und Risiken in bestimmten Gruppen wie bei schwangeren oder stillenden Frauen, Kindern, Jugendlichen sowie Menschen mit schwachem Immunsystem oder Autoimmunerkrankungen. Solche Personen haben nicht an der Zulassungsstudie teilgenommen. Ebenfalls offen ist, ob die Impfung zusätzlichen Schutz bietet, wenn man bereits an COVID-19 erkrankt war. Die Zulassungsstudie läuft allerdings noch weiter, zudem wird die Wirksamkeit einer zweiten Impfdosis mit dem Johnson-&-Johnson-Impfstoff in einer anderen Studie untersucht. Erforscht wird auch, wie gut der Impfstoff bei Kindern ab 12 Jahren und bei Jugendlichen wirkt.

Unerwünschte Wirkungen

Auch beim Präparat von Johnson & Johnson wurden Nebenwirkungen beobachtet. Bei der Hälfte der Testpersonen kam es zu Symptomen wie Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen an der Einstichstelle. Bei Personen, die den Scheinimpfstoff erhalten hatten, traten diese weniger oft auf. Gut die Hälfte der Personen in der Impf-Gruppe klagte über Müdigkeit, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen oder Übelkeit. In der Placebo-Gruppe war es gut ein Drittel. Die Symptome setzten etwa zwei Tage nach der Impfung ein und waren meist nach ein bis drei Tagen verschwunden.

Allergische Reaktionen ...

Bei 7 von 10.000 Personen dürfte die Impfung eine allergische Reaktion auslösen. Deutlich seltener kommt es zu einem allergischen Schock. Dieser tritt bislang weniger als ein Mal pro 1 Million Impfungen auf. In den USA traten bei 8 Personen unter knapp 7 Millionen Geimpften Thrombosen in den Hirnvenen auf. Die Betroffenen waren Frauen im Alter von 18 bis 48 Jahren. Solche Thrombosen können auch ohne Impfung auftreten, sie sind behandelbar. Die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden haben die Impfungen mit dem Impfstoff vorübergehend ausgesetzt, um zu überprüfen, ob die Impfung die Gerinnsel ausgelöst haben könnte. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA bestätigt einen möglichen und sehr seltenen Zusammenhang von Blutgerinnseln mit der Impfung. Sie bewertet Nutzen aber höher als Risiken. In Österreich wurde der Impfstoff - Stand 20.4.2021 -  noch nicht eingesetzt.

... und Thrombosen

Thrombosen (Blutgerinnsel) mit Blutplättchenmangel (Thrombozytopenie) sind bei bisher Geimpften im Durchschnitt bei 3 pro 1 Million Personen aufgetreten. Solche Thrombosen können beispielsweise im Gehirn (Hirnvenenthrombosen) oder in der Leber entstehen.

Thrombosen mit Blutplättchenmangel können gefährlich sein, lassen sich jedoch behandeln. Aufgetreten sind solche Fälle bis zu drei Wochen nach der Impfung, überwiegend bei Frauen unter 60 Jahren. Von den 7 Millionen Menschen, die bis Ende Juni 2021 in Europa mit Johnson & Johnson geimpft wurden, hatten 21 Thrombosen mit Blutplättchenmangel; 4 von ihnen sind daran verstorben.

Beschwerden nach der Impfung

Sollten nach der Impfung folgende Beschwerden auftreten, empfiehlt die europäische Zulassungsbehörde EMA, rasch ärztliche Hilfe aufzusuchen und auf die kürzlich erhaltene Impfung hinzuweisen:

  • Kurzatmigkeit
  • Brust- oder Bauchschmerzen
  • Schwellung oder Kältegefühl in einem Arm oder Bein
  • schwere oder sich verschlimmernde Kopfschmerzen oder verschwommenes Sehen
  • mehrere kleine Blutergüsse, rötliche oder violette Flecken oder Blutbläschen unter der Haut

Nervenerkrankung Guillain-Barré-Syndrom

Die Nervenerkrankung Guillain-Barré-Syndrom tritt bei etwa 5 von 1 Million Geimpften auf. Bei manchen löst diese Krankheit ein leichtes Schwächegefühl aus, es kann aber auch zu ernsthaften Lähmungserscheinungen kommen. Die meisten Betroffenen erholen sich wieder vollständig, bei einigen kann jedoch ein Schwächegefühl zurückbleiben.

Sehr selten ist innerhalb von zwei Tagen nach der Impfung das sogenannte Kapillar-Leck-Syndrom aufgetreten – eine ernste Erkrankung, bei der Flüssigkeit aus den Blutgefäßen ins Gewebe austritt. Unter 18 Millionen Geimpften wurden bisher 3 Fälle beobachtet, 2 davon verliefen tödlich. Personen, die in der Vergangenheit ein Kapillar-Leck-Syndrom gehabt haben, sollten der EMA zufolge daher nicht mit Johnson & Johnson geimpft werden.

Nebenwirkungen melden

Wenig bekannt ist über sehr selten auftretende Nebenwirkungen und über Nebenwirkungen, die erst längere Zeit nach der Impfung auftreten. Die Firma Johnson & Johnson muss dazu jeden Monat Zusammenfassungen für die europäische Zulassungsbehörde erstellen. Geimpfte oder deren Angehörige können Nebenwirkungen melden, etwa über das  österreichische Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen.

Vektor-Impfstoff

Der Impfstoff von Johnson & Johnson gehört zur Gruppe der "Vektor-Impfstoffe“.

Hauptbestandteil sind harmlose Erkältungsviren, die sich nicht vermehren können. Nach der Impfung nehmen manche Körperzellen diese Viren auf und produzieren dann für kurze Zeit das sogenannte Spike-Protein. Dabei handelt es sich um ein spezielles Oberflächeneiweiß des SARS-CoV-2-Virus. So kann sich das Immunsystem auf die rasche Erkennung und Bekämpfung des Coronavirus einstellen.

Weitere Inhaltstoffe sind neben den harmlosen Viren u.a. Wasser, Zucker, Salze und ein auch in Lebensmitteln erlaubter Emulgator, der die Vermischung von Wasser und Fetten ermöglicht. Außerdem ist eine winzige Menge Alkohol enthalten. Der Impfstoff von Johnson & Johnson enthält weder Wirkverstärker noch Konservierungsstoffe. Auch Aluminium- oder Quecksilberverbindungen sind nicht Teil des Impfstoffs.

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