Neustart für die „Stopp Corona“-App: Ein Update soll technische Probleme beseitigen. Die App will helfen, die Infektionskette möglichst rasch zu unterbrechen. Sensible Daten werden geschützt, Fragen zur Sinnhaftigkeit bleiben aber offen.
Treten bei einer Person, zu der Sie Kontakt hatten, Anzeichen einer Infektion mit COVID-19 auf, werden Sie über die App benachrichtigt. Üblicherweise müssen Behörden diese Kontakte ermitteln und verständigen. Das braucht Zeit. Die „Stopp Corona“-App will diese Verzögerung und damit die Zahl möglicher Ansteckungen verringern.
Viel Diskussionsstoff und Skepsis
Die von Rotem Kreuz und dem Software-Unternehmen Accenture entwickelte App hat in den letzten Wochen und Monaten viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Diskussionen über eine etwaige Verpflichtung der Installation, technische Probleme und berechtigte Fragen nach ihrem Nutzen in der Praxis haben in der Bevölkerung für Skepsis gesorgt. Derzeit sehen wir aus rechtlicher Sicht aber keine Gesetzesverstöße. Einen Überblick über die Kritikpunkte und Rechtsbedenken liefern wir Ihnen auf den nächsten Seiten dieses Artikels.
Was verändert das Update?
Ein umfangreiches Update soll diese Bedenken nun ausräumen. In den App-Stores von Apple und Google ist die neue Version der „Stopp Corona“-App seit 26. Juni zum Download verfügbar. Die App wechselt auf eine neue technische Grundlage, um die Probleme der Vorgängerversion zu beseitigen. Die Basis bildet ein „Tracing Framework“. Das ist ein von Apple und Google entwickelter externe Dienst, der von der Corona-App als Schnittstelle benutzt wird. Dadurch ist die App genau genommen nur für das Bereitstellen von Informationen, einen Gesundheitscheck via Fragebogen und die Abwicklung von Krankmeldungen zuständig. Die Kontaktnachverfolgung läuft über das Betriebssystem vom Gerät selbst. An Google oder Apple sendet die App aber keine Daten.
Der entscheidende Vorteil dieser Umstellung: In der neuen Version können Kontakte auch dann aufgezeichnet werden, wenn Sie das Gerät gerade nicht aktiv nutzen (App läuft im Hintergrund weiter). Das war bisher ebenso wenig möglich wie der automatische digitale Handshake bei Geräten mit dem Apple-Betriebssystem iOS. Nun funktioniert das auch im Energiesparmodus – vorausgesetzt, Sie haben die App von der Akkuoptimierung des Herstellers ausgenommen. Standortdaten werden von der App nach wie vor nicht erfasst.
Aus für „Kontakt-Tagebuch“
Kern der App war bislang das „Kontakt-Tagebuch“, in dem anonym persönliche Begegnungen mit anderen Nutzern gespeichert wurden. Zum Schutz der Privatsphäre verzichtet die neue Version gänzlich darauf. Als Nutzer haben Sie keine Einsicht in die registrierten oder gespeicherten Begegnungen bzw. IDs. Sie können jedoch auf Anfrage die bereits gespeicherten IDs löschen lassen. In dem Fall wird man selbstverständlich nicht benachrichtigt, wenn einer der Begegnungen krank wird. Auch der manuelle Handshake, bei dem beide Nutzer aktiv zustimmen mussten und erst danach der Kontakt eingetragen wurde, ist nach dem Update nicht mehr möglich.
Wie funktioniert die freiwillige App?
Sie treffen eine andere Person, sitzen neben ihr im Bus, Kino oder Restaurant. Haben Sie und diese andere Person die App installiert, erstellt sie einen sogenannten „automatischen Handshake“. Diese digitale Kontaktaufnahme von App zu App geschieht, sobald ein anderes Gerät über 15 Minuten innerhalb von 2 Metern geortet wird, so das Rote Kreuz. Tests haben aber ergeben, dass der Handshake auch durch Wände oder auf größere Entfernungen erfolgreich war. Das ist der Technologie geschuldet, mit der Smartphones in Ihrer Nähe geortet werden. Über Bluetooth-Signale tauschen die Smartphones untereinander die anonymen Kenn-Nummern (Unique IDs) aus, die bei der Installation angelegt wurden. Seit dem Update wechseln diese IDs (und damit die nach außen gesendete Kennung) alle 15 Minuten.