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GSM-Handys - Alles beim Alten

  • Technisch wenig Neues
  • WAP weitgehend unattraktiv
  • Aber neue Angebote der Provider
Während die Mobilfunkprovider mit zukünftigen Dingen wie GPRS oder UMTS beschäftigt sind, tut sich auf dem Gerätemarkt wenig. Ein bestimmter technischer Standard ist erreicht, die regelmäßigen Modellwechsel dienen eher äußerlichen Korrekturen und freuen nicht zuletzt den Zubehörhandel (siehe dazu: „Teurer Ersatz“).

Feststellbare Unterschiede

Das bedeutet nicht, dass es im Detail gar keine Unterschiede gibt. Etwa bei der Übertragungsqualität, die bei stärkerem Umgebungslärm ins Gewicht fällt. Ein Handy, das hier „sehr gut“ abschneidet, toleriert einen höheren Geräuschpegel als ein mit „durchschnittlich“ bewertetes. Die Rede ist freilich von herkömmlichen Straßengeräuschen. Bei einem Drakenüberflug hilft so oder so nur die Flucht in geschlossene Räume.

Bei der Empfindlichkeit haben sich die Ergebnisse gegenüber früheren Tests etwas verschlechtert. Betroffen ist vor allem der Verbindungsaufbau, was daran liegen mag, dass keines der Geräte über eine ausziehbare Antenne verfügt. Die heute üblichen Stummel (nur Nokia integriert die Antenne in die Geräte) sind eben ein der Mode folgender Kompromiss. Der Verbindungsaufbau wird dann schwierig, wenn das Handy von der nächstgelegenen Mobilfunkstation nicht ausreichend versorgt wird. Dies kann in alpinen Seitentälern ebenso der Fall sein wie in städtischen Straßenschluchten, im Keller oder in der Parkgarage. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Betriebsdauer pro Akkuladung, die im täglichen Gebrauch zwischen 40 und 50 Stunden liegt. Etwas mehr zu bieten hat das Ericsson T20e mit über 70 Stunden. Bei angenommen 10 Betriebsstunden täglich genügt es also, das Handy einmal pro Woche aufzuladen. Nicht einmal die Hälfte dieser Zeit schafft hingegen die „Chat-Box“ V 100 von Motorola. Dieses etwas unhandliche und relativ schwere Handy mit Mini-Computertastatur wurde speziell für SMS- und WAP-Freaks entwickelt, bei denen das Telefonieren an zweiter Stelle steht.

Neues und Nützliches

Apropos SMS: Eine praktische neue Funktion ist die intelligente Zeicheneingabe für die SMS-Erstellung. Das heißt, das Handy bietet beispielsweise nach der Eingabe einer Silbe nur noch jene Buchstaben an, die zur Bildung eines sinnvollen Wortes folgen können. Einige Provider haben gleichfalls Neues zu bieten. So etwa die Mobilkom ihren „Mobilguide“, eine Art Navigationssystem für WAP-Handys, das es erlaubt, Adressen abzufragen (die nächstgelegenen Kinos, Ärzte, Tankstellen etc.) und sich mit Wegangaben (links, rechts, Entfernung) hinführen zu lassen. Die Kosten für eine Abfrage betragen 7 Schilling.

Eher für die Freizeit ist der „Friendfinder“ von max.mobil gedacht, der es per SMS oder WAP ermöglicht, innerhalb des max-Netzes andere registrierte Benützer zu lokalisieren – sofern diese ihr Handy eingeschaltet haben und die Suchanfrage akzeptieren. Die Kosten für den Suchenden betragen pro Anfrage 3 Schilling plus die Kosten für den SMS-Versand beziehungsweise die Verbindung ins Internet.

GPRS in Kinderschuhen

Ansonsten ist bei WAP alles beim Alten geblieben: Der Internetzugang ist langsam, die Auswahl beschränkt, und die Anbieter hoffen auf eine bessere Akzeptanz, sobald GPRS die Sache beschleunigt. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten sind derzeit nur einzelne GPRS-Handys auf dem Markt. In der Startphase werden aber ohnehin eher jene profitieren, die telefonieren, weil GPRS mehr Ressourcen für die Sprachtelefonie freilässt als WAP. Bei der Nutzung von GPRS ist die Abrechnung nach Datenvolumen vorteilhafter als die zeitabhängige.

Weiterhin gilt: zuerst der Tarif, dann das Handy. Die freie Handyauswahl ist ohnehin illusorisch, denn die meisten Geräte sind an bestimmte Leistungspakete gebunden. Wollen Sie erreichbar sein, aber wenig aktiv telefonieren, ist ein Wertkartenhandy ohne monatliche Grundgebühr die beste Lösung. Bei den vertragsgebundenen Handys müssen Sie sich zwischen den Freizeittarifen (niedrigere Grundgebühr, höhere Gesprächsgebühren) und den Geschäftstarifen (höhere Grundgebühr, niedrigere Gesprächsgebühren) entscheiden. Mitbestimmend für die Auswahl ist die Frage, zu welchen Zeiten Sie in welche Netze telefonieren. Ab 90 Gesprächsminuten pro Monat kann sich ein Geschäftstarif auch für Private lohnen. Wichtig: Welchen Provider haben die Leute, mit denen Sie am häufigsten telefonieren? So können Sie von den günstigeren Handy-zu-Handy-Tarifen des jeweiligen Netzes profitieren – nicht zu vergessen die speziellen Tarife für Jugendliche, Familien ab drei Personen etc.

Angebote beachten

Sobald Sie sich darüber im Klaren sind, können Sie im Handel jene Handys suchen und vergleichen, die mit Ihrem gewünschten Tarifmodell angeboten werden. Achten Sie bei Werbeaktionen, die beispielsweise günstige Gesprächsgebühren oder kostenlosen SMS-Versand versprechen, auf das Kleingedruckte! Häufig ist der Gültigkeitsbereich der Aktionsangebote stark eingeschränkt.

Ob Wunsch oder Notwendigkeit: Ein Handywechsel hat oft kostspielige Folgen.

Handybesitzer haben alle eineinhalb Jahre das Bedürfnis, das Modell zu wechseln – sagen die Anbieter und helfen nach, indem sie Bonuspunkte-Sammelsysteme entwickelt haben, die den Neukauf unter Beibehaltung der alten Rufnummer erleichtern. Die Ernüchterung folgt auf dem Fuß. Mag sein, dass das Neue irgendwie in die lederne Handytasche passt. Das einst für zwei oder drei Hunderter erworbene bunte Wechselcover hingegen will sich partout nicht der neuen Gehäuseform anpassen. Kleinigkeiten, möchte man einwenden, doch die Überraschungen kommen erst: Der alte Akku – an sich noch funktionstüchtig – hat eine andere Form, anders angeordnete Kontakte, eine andere Nennspannung oder verwendet überhaupt ein anderes System, das mit dem neuen Ladegerät nicht kompatibel ist (das alte Ladegerät wiederum ist mit den Handyanschlüssen nicht kompatibel). Also weg damit – und das 500 Schilling teure Datenkabel für die Kommunikation zwischen Handy und Organizer gleich mit entsorgen. Mit etwas Glück passt und funktioniert die alte portable Freisprecheinrichtung. Von der ins Auto eingebauten Freisprechanlage muss man sich freilich verabschieden und neuerlich acht Blaue investieren – aber dafür war das Handy ja (fast) gratis.

Und das Chatboard, mit dem man seine ersten verliebten SMS verschickt hat? Ein Museumsstück. Wenigstens das Adressenverzeichnis und die einst kostenpflichtig überspielten Logos kann man mitnehmen – sofern sie auf der SIM-Karte und nicht (wie bei manchen Geräten möglich) im Handy gespeichert sind.

Wer meint, dem allen entgehen zu können, der irrt. Die maximale Lebensdauer eines Handys beträgt zwei bis drei Jahre. Nach dieser Zeitspanne gibt nämlich der Akku seinen Geist auf – und dann noch einen passenden Ersatz zu finden, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.

Technische Notwendigkeit besteht für das hier Geschilderte übrigens keine. Wirtschaftliche hingegen schon – zumindest, was die Herstellerseite betrifft…

GPRS
General Packet Radio Service. Übertragungstechnik für GSM-Handys, bei der Daten mit höherer Geschwindigkeit als „Pakete“ verschickt werden.

GSM
Global System for Mobile Communications. In Europa, Asien, Afrika und Nordamerika verwendeter Funkstandard für die Mobiltelefonie.

SMS
Short Message Service. Möglichkeit zum Versand von maximal 160 Zeichen umfassenden Textnachrichten von Handy zu Handy, oder vom PC zum Handy.

UMTS
Universal Mobile Telecommunications System. Zukünftiger, weltweiter Mobilfunkstandard mit sehr hoher Übertragungsgeschwindigkeit für Text, Daten, Töne und Bilder.

WAP
Wireless Application Protocol. Möglichkeit zum Internetzugang (nur speziell programmierte Seiten) über WAP-taugliche Handys (zum Beispiel für E-Mail-Nutzung). WAp kann auch in Verbindung mit GPRS verwendet werden.

Tarifwahl nach Bedarf. Erster Schritt ist die Suche nach dem für Sie günstigsten Tarifmodell. Bei vertragsgebundenen Handys nicht vom niedrigen Kaufpreis verleiten lassen, sondern die einmaligen (Freischaltung) und laufenden (Grundgebühr, Gesprächsgebühren) Kosten berücksichtigen!

Vor dem Kauf probieren. Wichtig ist auch die Bedienungsfreundlichkeit. Kleine Tasten sind oft mühsam. Größe, Zeilenanzahl und Kontrast des Displays beeinflussen die Lesbarkeit.

Nicht täglich laden. Jeder Ladezyklus verkürzt das Akkuleben. Die Spalte „Gesprächszyklen“ in der Tabelle zeigt, für wie viele Betriebsstunden eine Akkuladung reicht – im Normalfall sind zehn Stunden pro Tag ein guter Richtwert.

Im Rahmen einer europaweiten Kooperation werden regelmäßig neu auf den Markt kommende Mobiltelefone getestet. Wir veröffentlichen diesmal Ergebnisse zu acht aktuellen Modellen. Die Durchführung dieses Tests erfolgte nach den bisher angelegten Kriterien, im Detail nachzulesen in Heft 5/99 - siehe dazu Weitere Artikel - "GSM-Handys" (nur die Bewertung der WAP-Kriterien erfolgt seit Anfang 2001 gesondert). Auf Wunsch schicken wir Ihnen die Testkriterien gerne zu, anzufordern unter Tel: (01) 588 770 oder per E-Mail unter hpitsch@vki.or.at

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