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GSM-Handys - Verwirrung im Paket

  • Superangebote täuschen über wahre Kosten hinweg
  • Die Pakete können kaum mehr verglichen werden
  • Faustregel: Der Tarif ist wichtiger als das Handy

Eigentlich kurios: Noch nie war es so schwierig, ein Handy günstig einzukaufen, wie heute. Das scheint im krassen Widerspruch zur bunten Werbewelt zu stehen, die uns tagein, tagaus das Bild des (fast) geschenkten Mobiltelefons vorgaukelt. Der Tag ist scheinbar nicht mehr fern, an dem der Konsument noch etwas dafür bezahlt bekommt, dass er ein Handy kauft. Doch diesem Bild traut man besser nicht. Denn was auf den ersten Blick als eine Reihe von supergünstigen Angeboten aussieht, ist in Wahrheit nichts anderes, als eine erfolgreiche Verschleierung der wahren Kosten, die der Konsument zu tragen hat, sobald er seine Unterschrift unter den Kaufvertrag gesetzt hat.

Fast nur mehr mit Vertrag

Grund: In den allermeisten Fällen erstehen Sie nicht nur ein technisches Gerät, sondern auch gleich einen meist einjährigen Vertrag mit einem der Netzanbieter. Und da sind die wahren Kosten – mehr oder weniger – versteckt. Das hat zur paradoxen Situation geführt, dass es heute alles andere als einfach ist, ein vertragsfreies Handy zu erstehen! In den Prospekten findet sich zwar oft die vergleichende Preisangabe „Ohne Provider-Vertrag“. Dann sieht der Vergleich zum Angebot „mit Anmeldung“ einfach besser aus. Doch die Marktrealität hat uns gelehrt: Viele Händler zucken mit den Achseln, wenn da ein Konsument auftaucht, der ein Handy ohne Vertrag erstehen will.

An den Provider gebunden

Denn das, was sie in den Regalen stehen haben, ist technisch oft so vorgerüstet, dass es nur über den in diesem Angebotsfall ausgewählten Provider funktioniert, häufig sogar auch nur mit einem bestimmten Leistungspaket dieses Providers. Aus diesem Grund finden Sie in der Tabelle nicht nur den Preis für das Gerät, sondern darüber hinaus auch eine Spalte mit der Angabe darüber, was es kostet, wenn es an ein Leistungspaket eines Netzbetreibers gebunden ist.

Das Verwirrspiel hat System und ist Ergebnis einer unheiligen Allianz zwischen Herstellern, Händlern und Netzanbietern, die im Geflecht der Provisionen alles zu tun scheinen, um die wahren Kosten ihrer Angebote zu verschleiern. Ob wohl jemand an der Kassa eine Gesamtrechnung mit den Provider- beziehungsweise Tarifkosten anstellt? Da kann es zum Beispiel durchaus passieren, dass das scheinbar supergünstige Gerät in Wahrheit schon mit zusätzlichen 2500 Schilling zu Buche schlägt – ohne dass der vorerst stolze Besitzer auch nur ein Wort darüber telefoniert hat: Anmeldegebühr beim Provider plus die monatliche Grundgebühr über die Vertragslaufzeit summieren sich rasch auf solche Beträge.

Provider-Wechsel ist teuer

Wer erst nach dem Kauf draufkommt, dass sein abgeschlossener Provider-Vertrag alles andere als für ihn günstig ist, hat dann das Nachsehen: Neben der vertraglichen Bindung wird in der Regel auch technisch Vorsorge dafür getroffen, dass der Wechsel zu einem anderen, günstigeren Angebot innerhalb der Vertragslaufzeit nicht oder wenn, nur durch Bezahlung einer entsprechend hohen „Ablöse“ möglich ist. Selbst nach Ablauf dieser von vielen als „Knebelung“ empfundenen Frist ist ein Wechsel zu einem anderen Netzanbieter erst durch ein Freischalten des Gerätes möglich – wofür erneut bis zu 400 Schilling auf den Tisch zu blättern sind.

Was bleibt dem Konsumenten zu tun, um die Unbill solcher Fallen zu minimieren? Die Entscheidung für ein Handy über den Tarif aufzuzäumen. Entscheiden Sie zuerst, welche Leistungen Sie sich bei welchem GSM-Netzanbieter leisten möchten: Dieser Punkt wird den Hauptteil Ihrer wirklichen Kosten ausmachen! Erkundigen Sie sich erst dann, wo der von Ihnen als günstig eingestufte Netzanbietertarif zusammen mit einem Ihnen sympathischen Handy zum günstigen Preis angeboten wird.

Einen „roten Faden“ dafür gibt es – leider – nicht. Zu allem Überdruss: Die Kombination aus konkretem Gerät A und konkretem Provider-Vertrag B bei Händler C kann einen anderen Preis haben als andernorts.

Netzanbieter im Gebührenvergleich

Detaillierte Tipps zur Frage der Provider-Kosten finden Sie übrigens in der „Konsument“-Ausgabe vom Oktober, wo wir die Tarife der Netzanbieter verglichen haben. Die wichtigsten Punkte daraus in Stichworten zur Erinnerung als Richtschnur für die Beurteilung der Angebote:

  • Die Anmeldegebühren schwanken zwischen null und 450 Schilling.
  • Die Grundgebühren liegen zwischen null (für Wertkarten) und rund 400 Schilling monatlich.
  • Die Gesprächsgebühren im Inland liegen zwischen 80 Groschen und 10 Schilling pro Minute (üblicherweise wird im 30-Sekundentakt abgerechnet).
  • Schon bei einer Gesprächszeit von 90 Minuten pro Monat können die Business-Tarife günstiger als die Privattarife sein (siehe „Konsument“ 11/99).
  • Das „stinknormale“ handylose Telefonieren im inländischen Festnetz ist noch immer deutlichst billiger als selbst die billigste Handy-Variante (sofern man sich seine Gesprächspartner nicht nach der Zugehörigkeit zum selben GSM-Provider aussuchen mag, nur um in den Genuss der diversen „Freundschafts“tarife zu gelangen).

Es muss nicht immer Dual-Band sein

Mehr unter technisch-ausstattungsmäßigem Gesichtspunkt betrachtet, ist für die Wahl des Handys und dessen Preis ein weiterer Punkt wichtig: Muss es ein Dual-Band oder gar ein Triband-Gerät sein oder langt auch das einfache 900-MHz-Band-Handy? Dual-Band-Handys erlauben auch das Telefonieren im „neuen“ 1800-MHz-Bereich, der weniger überlastet als das 900-MHz-Band ist und bessere Übertragungsqualität bieten soll. Das Triband-Handy fügt dem noch das 1900 MHz-Band hinzu, das aber nur in Teilen der USA und Asiens verwendet wird. Als Faustregel gilt: Wer primär nur privat erreichbar sein möchte und nur ab und zu selbst über das Handy anruft, ist mit dem preiswerteren 900-MHz-Band-Geräten nach wie vor ausreichend bedient (hat aber derzeit einen Provider weniger zur Auswahl); schlimmstenfalls ist halt einmal besetzt, wenn angerufen wird. Für wen annähernd jederzeitige Erreichbarkeit (auch im Ausland) aus beruflichen Gründen wichtig ist, der sollte zum Dual-Band-Handy greifen, das mittlerweile den Markt dominiert.

Hohe Folgekosten im Betrieb

Augenmerk sollte man weiter auf das verfügbare Zubehör und die Servicemöglichkeiten legen: Wer etwa eine Freisprechanlage fürs Auto benötigt, sollte sich vor Handy-Kauf über deren Verfügbarkeit und Preis erkundigen. Aber auch wo Ersatzteile oder zum Beispiel ein Zweitakku angesagt ist, gilt es vorab, Erkundigungen einzuziehen: So wurde uns unlängst ein solcher Akku für ein Telital-B-Free-Compact-Telefon zum Preis von 700 Schilling angeboten. Stolz, wenn man bedenkt, dass das ganze Handy – inklusive einem 500-Schilling- Gesprächsguthaben (!) – nur 790 Schilling kostet…

Alcatel: Comtel Nachrichtentechnische Geräte VertriebsgesmbH, Perfektastraße 84, A-1230 Wien, 01/866 06-0

Bosch Robert AG, Geiereckstraße 6, A-1110 Wien, 01/797 22-0

Ericsson Mobile Phones, Pottendorfer Straße 25–27, A-1120 Wien, 01/811 00-0

Motorola, Mag. Christian Heger, Lilienberggasse 13, A-1130 Wien, 01/876 74 06-0

Nokia Mobile Phones (Austria) HandelsgesmbH, Computerstraße 6, A-1230 Wien, 01/661 17-0

Panasonic Austria HandelsgesmbH, Laxenburger Straße 252, A-1230 Wien, 01/610 80-0

Sagem: Mobilkom Austria AG, Treustraße 43, A-1200 Wien, 01/331 61-0

Samsung: Comtel Nachrichtentechnische Geräte VertriebsgesmbH, Perfektastraße 84, A-1230 Wien, 01/866 06-0

Siemens AG Österreich, Erdberger Lände 26, A-1030 Wien, 01/17 07-0

Sony Austria GmbH, Laxenburger Straße 254, A-1230 Wien, 01/610 50-0

Telefonierverhalten einschätzen. Wie häufig, wie lange telefonieren Sie in welchem Netz wann und wohin?

Provider-Wahl vor Handy-Wahl. Auf dieser Basis suchen Sie den Netzbetreiber und dessen für Sie günstigsten Tarif aus.

Gesamtkosten errechnen. Der Handy-Preis ist nur ein Teil der Kosten, die Sie erwarten – häufig sogar der geringste. Berechnen Sie die Gesamtausgaben für (mindestens) ein Jahr.

Das Handy kommt zum Schluss. Erst mit diesen Informationen sollten Sie an die Auswahl eines Gerätes gehen. Single-Band ist billiger als Dual-Band. Preisunterschiede der Gesamtpakete sind zum Teil beträchtlich!

Im Rahmen einer europaweiten Kooperation nationaler Verbraucherverbände werden regelmäßig neu auf den Markt kommende Mobiltelefone getestet. Wir veröffentlichen davon 16 aktuelle Modelle.

Übertragungsqualität

Handhabung, Akku und mechanische Robustheit wurden nach den bereits mehrfach veröffentlichten Testmethoden überprüft und bewertet (siehe dazu: Weitere Artikel - "GSM-Handys 5/1999").

Empfindlichkeit

Abweichend von der bisherigen Methode wurden die GSM-Handys nach dem Verbindungsaufbau in schlecht versorgtem Gebiet und der Verbindung unterwegs beurteilt.

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