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Foto-Handys - Nichts für Spione

  • Kein Ersatz für die Fotokamera
  • Bildausarbeitung uninteressant
  • Umständliche Handhabung

Wenn zum Jahreswechsel die Feuerwerkskörper und die Sektkorken knallen, werden die Hersteller von Mobiltelefonen wohl kräftig mitfeiern. Zu diesem Zeitpunkt werden allein heuer weltweit rund 55 Millionen neue Foto-Handys über die Ladentische gewandert sein. Die Idee, Handys mit Linse und Speicherchip auszustatten beziehungsweise ein entsprechendes Aufsteck-Modul anzubieten, hat bei den Kunden voll eingeschlagen. So sehr, dass die Verwendung dieser Geräte mancherorts bereits verboten wurde.

Hersteller verbietet Fotohandys

Entweder, um zum Beispiel in Umkleidekabinen die Intimsphäre zu schützen, oder – und das ist der Hauptgrund – um Industriespionage vorzubeugen. Skurriles Detail: Die Firma Samsung, die selbst Foto-Handys erzeugt, hat sie dem Vernehmen nach von ihrem Betriebsgelände verbannt.

Spionageangst ist übertrieben

Die Spionageangst erscheint uns nach unserem Test allerdings übertrieben. Obwohl manche Hersteller in der Werbung gezielt und ausschließlich die Fotofunktion hervorheben, hat die ganze Sache herzlich wenig mit dem klassischen Fotografieren zu tun, sei es nun auf Film oder digital. Dies beginnt bei der Handhabung, setzt sich bei der Qualität der Aufnahmen fort und endet bei deren Weiterverwendung. Aber beginnen wir von vorne, denn schließlich müssen Sie das auch als frisch gebackener Foto-Handy-Besitzer tun.

Langer Weg zum Foto

Im günstigsten Fall genügt ein Tastendruck, und das Gerät wechselt vom Telefon- in den Fotobetrieb. Mit einem zweiten Tastendruck lösen Sie dann die Kamera aus. Im ungünstigeren Fall müssen Sie sich zuerst durch ein paar Unterpunkte des Menüs klicken, in der Hoffnung, dass die multifunktionell belegten Tasten Sie zum Ziel führen. Ähnlich ergeht es Ihnen gleich nach der Aufnahme, weil die Hersteller bei der Programmierung der Handys unterschiedliche Philosophien verfolgen: So legen die einen Geräte Fotos sofort automatisch im Speicher ab, wo sie dann wiederum etwas umständlich über das Menü zugänglich sind. Andere Handys stellen Sie jedes Mal vor die Wahl zwischen verschicken, speichern und löschen.

Wobei der Fotoversand, mit dem diese Handys beim Markteintritt beworben wurden, nach den Erfahrungen der Mobilkom gar nicht so häufig genützt wird. In der Regel archivieren die „Mobilfotografen“ ihre Aufnahmen im PC. Aber so weit sind wir noch nicht.

„Hohe“ Auflösung ist relativ

Wenn manche Hersteller die Kamera im Handy als „hoch auflösend“ anpreisen, dann bedeutet das derzeit bestenfalls rund 310.000 Bildpunkte (640 x 480 Pixel). Marken-Digitalkameras des unteren Preissegments liefern hingegen über zwei Millionen Pixel. Die „hoch auflösenden“ Handys liegen in unserem Test auch voran  – in dem bescheidenen Rahmen, in dem sich die Ergebnisse insgesamt bewegen.

Unscharfe Bilder

Einige Modelle kommen hingegen nur auf 100.000 Pixel oder noch weniger. Die von ihnen gelieferten Bilder sind trotz Briefmarkengröße unscharf – und das nicht nur auf dem Handy-Display, das bei fast allen Geräten grundsätzlich eine zu geringe Auflösung hat, um Fotos in entsprechender Schärfe wiederzugeben. Es scheitert auch jeder Vergrößerungsversuch auf dem PC-Monitor, weil sich das Foto sofort in eine „Pixellandschaft“ auflöst. An Fotoausdrucke beziehungsweise die Fotoausarbeitung ist gar nicht zu denken. Dies gelingt im Grunde nur mit den „hoch auflösenden“ Modellen in einigermaßen akzeptabler Qualität, allerdings auch nur bis zum Bildformat 7 x 10 cm. Darüber hinaus läuft jede Einweg-Kamera ihnen den Rang ab.

Loch im Gehäuse

Was im Grunde nicht verwunderlich ist, besteht die „Optik“ der Handy-Kameras doch – überspitzt gesagt – aus einem kleinen Loch im Gehäuse mit transparenter Abdeckplatte. Darunter liegt ein Miniatur-Fotochip. Zoom gibt es keines, den gewünschten Bildausschnitt kann man annäherungsweise über das Display oder manchmal über einen Durchsicht-Sucher festlegen, und die Farbwiedergabe lässt zu wünschen übrig. Von Vorteil ist eine schwenkbare Optik, ansonsten müssen Sie das ganze Gerät herumschwenken und auch sich selbst in die entsprechende Position bringen, um das Display im Auge zu behalten. Dies gilt freilich auch für Digitalkameras. Was den Handys fehlt, ist ein Blitz für die bessere Ausleuchtung von Innenaufnahmen.

Details kaum wahrnehmbar

Details sind auf den Fotos jedenfalls kaum wahrzunehmen, weshalb die eingangs angesprochenen Spionageversuche mit den derzeit erhältlichen Modellen scheitern müssen. So könnte man beispielsweise einen abgelichteten Elektronik-Schaltplan anhand eines Handy-Fotos mit Sicherheit nicht entziffern. Da hilft auch die Nachbearbeitungsfunktion nichts, die manche Geräte eingebaut haben und die einen gewissen Einfluss auf den Kontrast und die Helligkeit erlaubt.

Vom Handy auf den PC

Spätestens wenn der Speicherchip im Handy voll ist, müssen Sie die Fotos auf den Computer überspielen. Wann es so weit ist, hängt weniger von der Bildqualität ab – auch schlechte Fotos können viel Platz brauchen – als vielmehr vom Chip, von der Optik und von der Kompression des jeweiligen Modells.

Über Infrarot-Schnittstelle

Sofern beide Geräte vom Hersteller dafür vorbereitet sind, geht das Überspielen jedenfalls am komfortabelsten über die Infrarot-Schnittstelle. Ansonsten leistet ein Datenkabel gute Dienste. Als dritte Möglichkeit bietet sich der Versand als E-Mail-Anhang an. In diesem Fall ist die Datenübertragung allerdings kostenpflichtig, weil ja das Netz eines Mobilfunkproviders genützt wird.

Was Sie selbst beziehungsweise der Empfänger in der Folge mit den Fotos anstellt, steht freilich auf einem anderen Blatt…

MMS mit und ohne Fotos

Die Bezeichnungen Foto-Handy und MMS-Handy (für: Multimedia Messaging Service) werden oft gleichbedeutend verwendet. Tatsächlich ist jedes Foto-Handy MMS-fähig, weil die Schnappschüsse mit dieser Übertragungstechnik von Handy zu Handy verschickt werden.  Andererseits können Sie nicht mit jedem MMS-Handy Fotos knipsen, weil nicht automatisch eine Kamera eingebaut ist.

MMS dient nämlich auch der Datenübertragung und wird für verschiedene Büroanwendungen verwendet (E-Mails, Datenabgleich mit dem PC-Programm Outlook durch „Einklinken“ ins Firmennetzwerk).

Kompetent mit Konsument

  • Kult statt Kunst. Während (Digital-) Kameras zum ernsthaften Fotografieren zwecks Nachbearbeitung und/oder Ausarbeitung gedacht sind, zählen bei den Handys mehr Trend und Kult. Ähnlichkeiten mit gewohnten Fotos haben nur die Ergebnisse der höher auflösenden Handys (640 x 480 Pixel).
  • Qualität kostet. Die billigsten Foto-Handys kosten ohne Providervertrag rund 300 Euro, solche mit hoher Auflösung meist doppelt so viel. Für diesen Preis bekommt man auch schon eine hochwertige Digitalkamera mit 5 Millionen Pixel.

So haben wir getestet

Im Test:  15 Handys mit Fotofunktion (13 mit eingebauter Kamera, 2 mit aufsteckbarem Kamera-Modul).

Getestet wurde im Mobilkom-Labor die Bildqualität bei Innenaufnahmen sowie das Versenden und Empfangen von Bildnachrichten. Zusätzlich wurde die Bildqualität von Außenaufnahmen beurteilt.

5 Testpersonen bewerteten die Handhabung (Versenden, Empfangen, Speichern, Löschen) und das Übertragen auf den PC.

Die Testbilder wurden mit einem Bildbearbeitungsprogramm analysiert und am Bildschirm mit der bestmöglichen Auflösung vergleichend beurteilt.

Bei der Telefonfunktion testeten wir:

  • Übertragungsqualität: Über einen Netzwerksimulator wurden die Verständlichkeit beim Sprechen und beim Hören durch akustische Vergleichsmessungen beurteilt.
  • Empfindlichkeit: Für beide Frequenzbereiche (GSM 900 und GSM1800) wurden Messreihen durchgeführt, die Rückschlüsse auf die Eingangsempfindlichkeit und  die Sendeleistung zulassen.
  • Handhabung: Die Bedienungsanleitungen wurden auf Vollständigkeit, Verständlichkeit und Lesbarkeit untersucht. Beurteilt wurden auch die Bedienschritte beim täglichen Gebrauch und bei der Nutzung häufiger Komfortfunktionen sowie die Ergonomie der Geräte und die Sinnfälligkeit und Lesbarkeit der Displays.
  • Akku:  Gemessen wurde die maximal mögliche Anzahl von Zyklen mit einer dreiminütigen Gesprächszeit und 57 Minuten Stand-by (10 Zyklen pro Tag). Vor den Messungen wurden die Akkus jeweils voll aufgeladen. Beurteilt wurde auch die Anzahl der möglichen Gesprächszyklen bezogen auf das Gesamtgewicht des Gerätes, die Statusanzeige und die Ladezeit.
  • Haltbarkeit/Tragbarkeit:  In einer Fallprüfung mussten die Geräte 50 Fallvorgänge ohne Funktionsstörung überstehen. Zusätzlich wurden die Geräte auf Schweiß- und Regenfestigkeit untersucht.

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