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Digitales Fernsehen: Umstellung auf Digital-TV (DVB) - Aus fürs Antennen-TV

  • Umstellung in Ballungsräumen ab Herbst
  • Gerätekauf oder Umstieg auf Sat/Kabel erforderlich
  • Abschaltung bereits ab Jahresanfang 2007

Umstellung ist angesagt

Demnächst ist es auch in Österreich soweit: Die letzten Stunden des „guten alten Fernsehens“ heben an. Ab Ende September beginnt in den Ballungszentren die Umstellung vom herkömmlichen analogen Sendebetrieb auf das terrestrisch (erdgebunden) ausgestrahlte digitale Fernsehen, DBV-T. Betroffen davon sind alle Österreicher, die bislang ORF 1, ORF 2 und ATV plus über normale Antenne empfangen. Bei ihnen besteht Handlungsbedarf, wollen sie dies auch weiterhin tun: Die vorhandenen TV-Apparate müssen entweder mit einem

  • Zusatzgerät für das „Digital Video Broadcast-Terrestrial“ (DVB-T) fit gemacht
  • oder ein anderes TV-Gerät muss angeschafft
  • oder das Empfangsszenario neu gestaltet werden.

Kein Empfang – und dennoch Gebühr

Das kostet in jedem Fall Geld, und Zeit zum Überlegen bleibt kaum. Denn schon Ende des Jahres sollen 70 Prozent der Österreicher mit DVB-T versorgt sein, und nach einem Parallelbetrieb („Simulcast“) von vier bis sechs Monaten wird die analoge Ausstrahlung abgeschaltet. Wer bis dahin nicht vorgesorgt hat, der muss fürderhin auf die ORF-Fernsehprogramme und ATV plus verzichten. Das mag manchem als durchaus verschmerzbarer Verlust erscheinen oder sogar angenehme Fantasien über gebührenfreien Zeiten auslösen – es wären Trugbilder, denn die Gebühr bleibt, ob Sie nun mit Ihrem TV-Gerät ORF empfangen (können) oder nicht.

Mehr, besser, flexibler …

In Zukunft halt digital – was auf eine Entscheidung der EU zurückgeht, die Europa zum Anfang des nächsten Jahrzehnts restlos TV-digitalisiert sehen will. Es ist nicht mehr wirklich nachvollziehbar, auf Eingebung welcher Lobby hin. Die Befürworter, Nutznießer und Betreiber der neuen Technologie versprechen jedenfalls

  • mehr Programme , da „digital“ weniger Senderessourcen (Frequenzen) als „analog“ benötigt;
  • bessere Bild - und Tonqualität;
  • größere Servicemöglichkeiten , etwa durch „Elektronische Programmführer“ (EPG) sowie interaktive Feedbackmöglichkeiten („Wer ist Dein persönlicher Dancing-Star?“),
  • erhöhte Mobilität des Fernsehzuschauers, was den bevorzugten Empfangsort betrifft.

Aufrüsten mittels DVB-T 

Wer etwa seinen Computer auf DVB-T aufrüstet (mittels PCI-Steckkarte oder USB-TV-Stick plus Antenne), der kann damit überall in der Wohnung fernsehen („portable indoor“), die Kinder während der Autofahrt ruhig stellen („portable outdoor“) oder im Kaffeehaus einige „Seitenblicke“ riskieren.

Ob das ein reiner Qualitätsgenuss werden wird, was Bild- und Ton betrifft, bleibt abzuwarten, da von etlichen Faktoren abhängig, etwa der (nahen) Anwesenheit eines Senders bei gleichzeitiger Abwesenheit von Störeinflüssen wie im Freien wachsenden Bäumen, ungünstig platzierten Häusern oder nicht entstören Energiesparlampen. Mobilität beim TV-Empfang will ausprobiert sein …

Ganz oder gar nicht

Diese bleibt zwar dem TV-Konsumenten mit einem 40-Kilo-Gerät von vornherein wohl eher verwehrt – er darf aber selbst in bislang als schwierig geltenden Empfangslagen auf ein besseres Bild hoffen. Oder auf gar keines. Denn während man sich bei analog ausgestrahltem Signal zeitweilig „durchschummeln“ kann (mal besser, mal schlechter), ist Digitales ziemlich konsequent: 1 oder 0, alles oder nichts.

Ich seh, ich seh – was ich schon immer sah

Während Sinnhaftigkeit und Nutzen der angepeilten Interaktivität der neuen Sendetechnologie wohl dem einzelnen TV-Betrachter überlassen bleiben muss, scheint ein weiteres Hauptargument für die Vorteile von DBV-T zumindest in absehbarer Zukunft in Österreich wohl kaum nennenswert zum Tragen zu kommen: die größere Programmvielfalt. Technisch könnte man, nur praktisch will halt keiner.

Deutsche haben 30 Programme

Sehr im Gegensatz zu unseren deutschen Nachbarn, die sich dank DBV-T stellenweise über rund 30 via Antenne empfangbare Programme freuen dürfen. Bei uns hat außer ORF und ATV plus noch kein „großer Player“ sein Interesse angemeldet. So wechseln mit der Umstellung lediglich die drei genannten analog-terrestrisch empfangbaren Sender auf digital-terrestrische Technik – und der eine oder andere Konsumenten-Euro den Besitzer.

Was man dazu braucht

Entweder ein (neues) Fernsehgerät mit eingebautem Digital-Tuner oder eine Set-Top-Box – beides ist bisher kaum auf dem Markt. Letztere empfängt das digitale Signal, wandelt es in ein für das TV-Gerät verstehbares analoges Signal um und gibt es via Scart-Buchse an den Fernseher weiter. Diese Set-Top-Box wird in drei Varianten angeboten werden:

  • „Interactive“ Set-Top-Box mit Smart Card Reader „Multimedia Home Plattform“ (MHP) für interaktive und kostenpflichtige Angebote und Rückkanal (siehe „Dancing Stars“ oben). Nach heutigem Wissensstand könnte der Preis etwa 130 Euro betragen, für „Einkommensschwache Haushalte und Schnellumsteiger“ (O-Ton der Sender-Betreibergesellschaft ORS) dürfte es eine Förderung von 50 Euro geben.
  • „Enhanced“ Set-Top-Box. Wie oben, aber ohne Rückkanal. Voraussichtlich rund 100 Euro, davon zwischen 30 und 50 Euro Förderung für „Einkommensschwache Haushalte und Schnellumsteiger“.
  • „Zapping“ Set-Top-Box. Zum simplen TV-Empfang ohne Zusatzfeatures. Wahrscheinlich rund 50 Euro, keine Förderung für „Einkommensschwache Haushalte und Schnellumsteiger“.

Antenne als Voraussetzung

Für den Empfang mittels Antenne benötigt man natürlich auch eine solche, dabei kann man es mit der alten Zimmerantenne zumindest einmal versuchen (klappt es nicht, muss eine neue her), auch die Dach- bzw. Gemeinschaftsantenne sollte prinzipiell verwendbar sein, bedarf aber unter Umständen diverser Anpassungen.

Set-Top-Box(en) unbedingt notwendig

Und ganz, ganz wichtig: Jedes Gerät braucht seine eigene Set-Top-Box. Der Zweitfernseher im Kinderzimmer ebenso wie der Videorecorder, sofern man eine Sendung aufzeichnen und gleichzeitig eine andere ansehen möchte. Bitte also die zu erwartenden Kosten mit der Zahl der eingesetzten Gerätschaften multiplizieren.

Andere Strategien

Wem der Aufwand für Set-Top-Boxen zu hoch oder der zu erwartende Kabelsalat zu lästig ist, dem bieten sich derzeit zwei Hauptalternativen:

  • Wechsel zu einer digitalen Satellitenanlage .  Die kann, mit einem Kartenleser für Cryptoworks ausgestattet, dann auch ORF & Co empfangen. Überlegenswert für bisherige Betreiber einer analogen Sat-Schüssel (29 Prozent der Haushalte) mit zusätzlicher Zimmer- oder Dachantenne für den ORF sowie für „reine“ Antennen-Haushalte (11 Prozent). Freie Sicht gen Süden und gegebenenfalls Einverständnis der Hausverwaltung erforderlich. Die Sat-Anlage geht in vollem Umfang auf Ihre Rechnung.
  • Wechsel zu einem Kabelanbieter - zu einem digitalen (derzeit 2 Prozent) oder einem analogen (37 Prozent). Der liefert das benötigte Signal via Leitung ins Haus, das benötigte Equipment ist meist (gegen Kaution) inkludiert beziehungsweise zu mieten.

Kein HDTV vorgesehen

Gemeinsam ist diesen Alternativen also, dass sie, wie die Set-Top-Box auch, etwas kosten. Nicht gemeinsam ist ihnen hingegen die Art des benötigten Empfangsgeräts: Digitales Fernsehen via erdgebundene Ausstrahlung (eben DVB-T) benötigt andere Geräte als digitales TV via Satellit (DVB-S) oder Kabel (DVB-C). Die Set-Top-Box von der Sat-Anlage daheim kann also nicht für den Antennen-Empfang im Schrebergarten verwendet werden und die dafür geeignete nicht für den digitalen Empfang via Kabel.

Keine hochauflösenden Sendungen auf Flachbildfernseher

Und noch eins wird mit DVB-T (leider) nicht gehen: Der Genuss von hochauflösenden Sendungen im HDTV-Format auf dem neuen Flachbild-Fernseher. Einfach, weil Ausstrahlungen in dieser Auflösung über DVB-T nicht vorgesehen sind …

Terrestrisch, Satellit oder Kabel – die Unterschiede

Terrestrisch (DVB-T)

Satellit (DVB-S)

Kabel (DVB-C)

Antenne

Stabantenne

Sat-Schüssel

keine; Anschluss über Kabel

Interaktivität-Anschluss

Box + Rückkanal

Box + Rückkanal

Box + Kabelanschluss

Inhaber des Vertriebswegs

Multiplex-Betreiber (evtl. auch Programmveranstalter)

Sat-Konsortien (Astra, ...)

Kabelnetzbetreiber

Geräte-standort

im Versorgungsgebiet beliebig, auch mobil möglich (Auto)

in der Nähe zum Anschluss der Sat-Anlage

in der Nähe zum Kabelanschluss

Einmalkosten Anschluss

Antenne, Digital-TV oder digitale Set-Top-Box, ggf. Rückkanal

Sat-Schüssel, Verkabelung, digitale Set-Top-Box, ggf. Rückkanal

Kabelanschlussgebühr,

Miete
oder Kauf
Set-Top-Box

Laufender Aufwand

Rundfunkgebühr (ggf. Rückkanal-Gebühr

Rundfunkgebühr (ggf. Rückkanal-Gebühr

Rundfunkgebühr, Kabelgebühr, Providergebühr

Vorteile

freie Standortwahl für TV-Empfang,
kein laufender Aufwand (ggf. für Rückkanal), Programm-Regionalisierung möglich

kein laufender Aufwand (ggf. für Rückkanal), großes, beliebig erweiterbares Programmangebot

Rückkanalfähigkeit in Kabel integriert, erweiterbares Programmangebot, exakte Regionalisierung möglich

Nachteile

Neues Endgerät erforderlich, zur vollen Interaktivität Nähe zu Telefon- oder Internetanschluss nötig, geringeres Programmangebot

Sat-Antenne und neues Endgerät erforderlich, zur vollen Interaktivität Nähe zu Telefon- oder Internetanschluss nötig

Herstellung eines Kabelanschlusses nötig, Set Top Box erforderlich, höhere laufende Kosten, Nähe zu Kabelanschluss nötig

TV-

Programme

geringe Auswahl

größte Auswahl

mittlere Auswahl

Pay-TV

nein (derzeit)

ja

ja

Installation

Zimmer- oder Dachantenne

Sat-Schüssel

Kabelanbieter

HDTV

nicht vorgesehen

Premiere-HD
(Zusatzgebühr)

Premiere-HD
(Zusatzgebühr)

Zusatzdienste

Multimedia Home Plattform (MHP), elektronischer Programmführer und Interaktivität über alle Empfangswege möglich. Anwendbarkeit teilweise von Set-Top-Box abhängig (Mehrkosten)

Quelle: Testmagazin "Konsument", 6/2006

Digitales Fernsehen: Kompetent mit Konsument

  • Handeln ist zwingend erforderlich – sofern Sie ORF-Fernsehen via Antenne empfangen.
  • Geräte neueren Datums bedürfen für DBV-T gleichfalls der Nachrüstung.
  • Alternativen zum Antennen-Empfang erwägenswert.
  • Rundfunkgebühren werden auch dann fällig, wenn Sie mangels Umrüstung die ORF-Programme in Zukunft nicht empfangen können/wollen.
  • Programmangebot bleibt gleich (bescheiden).
  • HDTV hat nichts mit DBV-T zu tun; HDTV-Ausstrahlung nicht vorgesehen.

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In einem halben Jahr erfolgt die endgültige Umstellung auf den neuen Standard für Antennenfernsehen. Infos dazu findet man noch keine.

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