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Digital-TV - Schöne neue Fernsehwelt?

Zwei Dinge sind heute schon sicher: Digitalfernsehen kommt und – es wird uns viel Geld kosten.

Vielleicht haben Sie den Begriff digitales Fernsehen schon gehört. Ob Sie es gesehen haben, ist fraglich, denn Ende 2001 besaßen nur sechs Prozent der heimischen TV-Haushalte einen Decoder zur Entschlüsselung digitalisiert ausgestrahlter Programme (inklusive Pay-TV-Angebote wie „Premiere“). Das geringe Interesse hat nicht zuletzt dazu geführt, dass das „Premiere“-Engagement den Kirch-Medienkonzern in den Konkurs getrieben hat.

Mit der Freiwilligkeit soll es allerdings bald vorbei sein, denn die flächendeckende Einführung des Digitalfernsehens bis spätestens 2010 ist EU-weit zur Regierungssache erklärt worden.

Wirtschaftliche Interessen

Wie so oft sind es wirtschaftliche Interessen der TV-Anstalten und der Industrie, die zur Eile antreiben. Die Digitalisierung der TV-Signale erlaubt es, gleich mehrere Programme auf der gleichen Sendefrequenz auszustrahlen. Zugleich ist die digitale Verschlüsselung der Signale „knacksicherer“ als die analoge. Wer in Zukunft fernsehen will, muss einen Decoder kaufen oder mieten und benötigt eine so genannte Smartcard, eine Plastikkarte, die in den Decoder eingeschoben wird. Sie enthält Informationen darüber, welche Programme der Kartenbesitzer empfangen darf, weil er brav dafür bezahlt hat.

Derzeit kann jedes TV-Gerät die entschlüsselten Signale wiedergeben – aber auch das könnte sich ändern, sobald es eine Einigung zum Übertragungsstandard gibt. Der (Zusatz-)Gerätemarkt wird zweifellos boomen, und die Berge aus Elektronikschrott werden wachsen. Es steht zu befürchten, dass die Entsorgungskosten von jedem Einzelnen getragen werden müssen.

Interaktives Fernsehen

Die Digitalisierung – so scheint es – als Lizenz zum mehrfachen Abkassieren. Wenigstens darf man auf eine deutliche Ausweitung des Programmangebotes hoffen (die Vielfalt ist ein anderes Thema), denn die Anbieter sind ihrerseits darauf angewiesen, dass möglichst rasch möglichst viele Konsumenten auf das neue System umsteigen. Die immer wieder betonte bessere Bildqualität wird als Anreiz zu wenig sein. Noch dazu, wo die Wahrheit die ist, dass bei der digitalen Übertragung völlig andere Fehler auftreten können als bei der analogen. Bildrauschen ist passé, dafür kann es sein, dass schnelle Bewegungen ruckartig wiedergegeben werden oder das Fernsehbild in seine einzelnen quadratischen Bildpunkte (Pixel) zerfällt.

Interaktivität und Individualität

Interaktivität und Individualität sind weitere Schlagworte: Die Zuseher werden ihre Lieblingsfilme zu einem beliebigen Zeitpunkt abrufen, bei Live-Übertragungen verschiedene Kamerapositionen wählen und E-Mails versenden oder Quizfragen beantworten können, ohne zum Telefonhörer greifen zu müssen. Umrahmt werden wird das Ganze von 200 und mehr empfangbaren Programmen, wobei es zu einer stärkeren Regionalisierung kommen kann.

Offen ist, ob es dann noch möglich sein wird, TV-Sendungen aufzuzeichnen, etwa um sie ins private Videoarchiv zu stellen, oder einfach, um sie zu einem günstigeren Zeitpunkt anzusehen. Der Kopierschutz bei den CDs und die Regionalcodes der DVDs lassen auch für den TV-Bereich Schlimmes befürchten.

Kabel, Satellit oder terrestrisch

Der Empfang von digitalen Signalen ist derzeit nur per Satellitenantenne und über einige Kabel-TV-Netze möglich. Tatsache ist, dass immer noch 19 Prozent der TV-Haushalte über eine herkömmliche Hausantenne ausschließlich die beiden ORF-Programme empfangen. Um dem öffentlichen Auftrag nachzukommen und diese Kunden nicht zum Kauf einer Sat-Anlage zu zwingen, hat der ORF den Aufbau eines terrestrischen Digitalnetzes ins Auge gefasst. Der Vorteil wäre die Empfangsmöglichkeit der ORF-Programme über eine einfache Stabantenne direkt am Decoder oder an einem (zukünftigen) digitalen TV-Gerät. Ein relativ preisgünstiger Einstieg in die digitale Welt also – abgesehen davon, dass der ORF die Kosten für die Umrüstung der Sendeanlagen wohl kaum allein tragen wird.

Die geschilderte Situation ist der derzeitige Stand der Diskussion. Niemand kann sagen, wie die Fernsehlandschaft in fünf Jahren aussehen wird. Fest steht: Digitalfernsehen kommt, ob wir es wollen oder nicht – und es wird uns Konsumenten wohl noch einiges an Geld und Nerven kosten.

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