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Stromliberalisierung - Ernüchternd

Die Öffnung der Strommärkte hat für Haushalte nicht viel gebracht. Der Wettbewerb wird auf Sparflamme gehalten.

Die Liberalisierung des Strommarktes ist mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht worden. Die Prognosen waren geradezu euphorisch. In Medien wurde über eine mögliche Halbierung der Stromkosten für Haushalte phantasiert. Vergleichsweise bescheiden nimmt sich dagegen der so genannte Bartenstein-Tausender aus – der Wirtschaftsminister hatte eine jährliche Ersparnis von 1000 Schilling (72,7 Euro) prophezeit.

Und die Realität? Die Stromrechnung für einen durchschnittlichen Verbrauch (3500 kWh) hat sich bei den meisten Gebietsversorgern um etwa 30 Euro (413 Schilling) pro Jahr verringert. In zwei Fällen kam es sogar zu einer Verteuerung.

Energiesparen wird bestraft

Beim Vergleich des Durchschnittsverbrauchs von 3500 kWh kommen allerdings die tatsächlichen Auswirkungen der Marktöffnung auf viele Kleinverbraucher noch gar nicht zur Geltung. Legt man dem Vergleich einen Jahresverbrauch von 700 kWh zu Grunde, zeigt sich, dass 6 von 13 Gebietsversorgern die Preise erhöht haben, allen voran STEWEAG (+ 20%) und KELAG (+ 16%). Auf der anderen Seite werden die Einsparmöglichkeiten mit zunehmendem Stromverbrauch tendenziell größer. Die dahinter steckende Preispolitik der Stromversorger ist offensichtlich: Energiesparen wird bestraft, private Haushalte zahlen insgesamt wesentlich mehr als gewerbliche Kunden oder gar die Großindustrie.

Absolut teuer

Letztlich müssen auch die Tarife in absoluten Zahlen berücksichtigt werden. So zählt die SAG trotz der zweistelligen Preissenkung noch immer zu den teuren Anbietern. Die Jahreskosten schwanken zwischen rund 444 Euro bei den Innsbrucker Stadtwerken und 583 Euro bei der BEWAG. Die Differenz beträgt 139 Euro und hat sich damit nur leicht verringert (147 Euro vor Start der Liberalisierung). Eines der Ziele der Marktöffnung war ja, die eklatanten Tarifunterschiede zwischen den Bundesländern zu reduzieren. Das geht offensichtlich nur schleppend voran.

Paradoxe Situation

Warum konnten sich die hohen Tarife trotz billiger Alternativanbieter halten? Die Ursache liegt im hohen Netzpreis, den einige Betreiber in ihrem Versorgungsgebiet abkassieren. Den müssen Stromkunden auch beim Wechsel zu einem anderen Stromlieferanten an den Netzbetreiber abliefern, sodass sich die Gesamtkosten nicht verringern. Das führt zur paradoxen Situation, dass gerade in teuren Versorgungsgebieten (z.B. STEWEAG) ein Händlerwechsel kaum nennenswerte Ersparnisse bringt. Achtung: Der Vergleich in der Tabelle beruht auf einem 3500 kWh-Verbrauch. Welcher alternative Stromanbieter der günstigste ist, hängt sehr stark vom Verbrauch ab. Vor einem Wechsel sollten Sie sich daher genaue Berechnungen liefern lassen (siehe dazu: "Mehr zum Thema").

E-Control macht Druck zur Senkung

Die Energieaufsichtsbehörde E-Control hat zwar bereits erfolgreich Druck zur Senkung der Netzpreise gemacht. In der Steiermark und Salzburg mussten sie um etwa 20 Prozent reduziert werden, im Burgenland um 16 Prozent. Doch die Entwicklung muss weitergehen. Spätestens 2004 soll es zu weiteren  Netzpreissenkungen kommen.

Preisvergleich kaum möglich

Bisher haben erst rund 1,5 Prozent der Haushalte, in Summe rund 50.000, den Stromanbieter gewechselt. Neben der wettbewerbsfeindlichen Tarifstruktur ist auch die fehlende Kostentransparenz dafür verantwortlich. Die meisten Stromrechnungen sind so unverständlich, dass sie kaum einen Preisvergleich zulassen. Von fehlenden Informationen, wie dem Atomstrom-Anteil, ganz zu schweigen. Und die Gebietsversorger verstehen es auch, ihre Kunden mit dem Argument der Versorgungssicherheit bei der Stange zu halten. 14 Prozent der Haushalte, die bereits gewechselt haben, gaben an, dass ihnen von ihrem ehemaligen Stromversorger eine „unsichere Stromversorgung“ angedroht wurde. Auf der anderen Seite sind es die aggressiven Keilermethoden von Direktvertriebsfirmen im Auftrag von Alternativanbietern, die den Stromkunden die Lust auf einen Wechsel vermiesen…

  • Der Tarifkalkulator der E-Control bietet individuelle Preisvergleiche: www.e-control.at
  • Strom-und-Gas-Hotline des VKI in Kooperation mit E-Control: Tel: 0810 810 224 – aus ganz Österreich zum Regionaltarif. Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr

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