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Gasmarkt - Schlechte Aussichten

Nach der Liberalisierung des Strommarktes ist es in wenigen Monaten beim Gasmarkt so weit.
Die Aussichten für Konsumenten auf ein sinkendes Preisniveau sind noch schlechter als beim Strom.

Am 1. Oktober 2002 wird der Gasmarkt liberalisiert. Nach den Erfahrungen vom Strommarkt sind die Erwartungen eher gedämpft. Branchenkenner unken sogar, dass es für Preisnachlässe noch viel weniger Spielraum gebe als auf dem Strommarkt. Denn bei Erdgas ist Österreich überwiegend von Importen aus Russland und Norwegen abhängig, nur etwa ein Fünftel wird im Inland gefördert. Und der Preis für importiertes Gas ist stark an der Entwicklung des Ölpreises orientiert. Sind also wieder einmal die Ölscheichs an allem schuld?

Viel Spielraum

Ganz so kann es nicht sein. Der Einstandspreis für importiertes Gas beläuft sich auf rund 13 Euro-Cent pro Kubikmeter, die Gaskunden hingegen müssen einen Nettopreis (ohne Steuern und Abgaben) zwischen 35 und 50 Cent verkraften. Es gibt also auch im Inland ein hohes Gestaltungspotenzial für die Gaspreise. Die heimische Gaswirtschaft hat jahrzehntelang von der Monopolsituation profitiert, Einsparungsmöglichkeiten sind jedenfalls vorhanden. Nicht nur das Wirtschaftsministerium schätzt, dass die Gasrechnung innerhalb eines Jahres um 100 Euro oder 7 bis 10 Prozent billiger werden könnte. Ähnliche Prognosen kommen auch von der E-Control, der Aufsichtsbehörde des Strommarktes. Es scheint ausgemacht, dass sie auch die Überwachung des Gasmarktes überantwortet bekommt. Ihr Name wird voraussichtlich von Elektrizitäts-Control-GmbH in Energie-Control-GmbH abgeändert.

Verzögerung durch Genehmigung

Es sind weniger die Ölscheichs als vielmehr die Gebietsversorgungsunternehmen der Länder und Städte, die der Liberalisierung und damit einhergehenden Preissenkungen im Wege stehen. Es zeichnet sich die gleiche Verzögerungstaktik ab, wie wir sie vom Strommarkt kennen. Seit August 2000 dürfen Großverbraucher (mit einem Jahresverbrauch von über 25 Millionen m3) ihren Versorger frei wählen, doch die Anträge scheitern regelmäßig an der Genehmigung der Durchleitung durch den regionalen Netzbetreiber. Wenn sich schon Industriekonzerne mit ihrem Anliegen nicht durchsetzen können, wie mag es dann erst einem kleinen Verbraucher ergehen?

Unzureichender Gesetzesentwurf

Leider haben die politisch Verantwortlichen nur zum Teil die Lehren aus dem Liberalisierungsflop beim Strom gezogen (weniger als 1 Prozent der Haushalte hat den Stromanbieter gewechselt). So sieht der Entwurf des neuen Gaswirtschaftsgesetzes keine klare Trennung des Gasnetzes von den Gasanbietern vor, und die Tarifstruktur bleibt so unübersichtlich wie sie ist. Sinnvoll wäre es gewesen, alle Gasleitungen in eine gemeinsame Betreibergesellschaft einzubringen, deren Dienste jeder Gashändler – ob Exmonopolist oder Newcomer – in Anspruch nehmen kann. Diese saubere Lösung ist am Widerstand der alteingesessenen Gaslobby gescheitert. Der derzeit vorliegende Entwurf sieht eine Lieferverpflichtung für den „Letztlieferanten“ vor. Scheitert die Lieferung, aus welchen Gründen immer, hat der Gebietsversorger Schadenersatz zu leisten; dieser kann sich seinerseits an den Schuldigen schadlos halten. Dieser Ansatz kann, so meinen viele Kritiker, nur zu langen Rechtsstreitigkeiten führen. Keine Rede von einem schnellen, unbürokratischen Wechsel von einem Gasanbieter zum anderen.


 

Tarifverwirrspiel

Ähnlich wie beim Strom wird es eine Trennung des Tarifs in Netz- und Energieteil geben. Positiv ist, dass die Netzgebühr amtlich geregelt (und nicht verhandelt) werden soll. Doch das Tohuwabohu der verschiedenen Gebührenbestandteile wird es auch auf der zukünftigen Gasrechnung geben: Grundpreis, Messpreis, Arbeitskosten, Netzkosten, Energiekosten, Energieabgabe und Umsatzsteuer. Kaum jemand wird wissen, welche Kosten er vergleichen kann. Die logische Folge ist uns allen bekannt: Viele Konsumenten werden irrtümlich zu einem teureren Konkurrenten wechseln, die meisten werden resignieren und auf einen Wechsel verzichten.

Luftdruck beeinflußt Energiedichte

Die mangelnde Transparenz auf dem Gasmarkt ist allerdings auch technisch bedingt. Gängige Gaszähler messen den Verbrauch in Kubikmetern, also das Volumen des Gases. Dieses ändert sich aber in Abhängigkeit von den Druck- und Temperaturverhältnissen. Bei hoher Temperatur und niedrigem Druck dehnt sich das Gas aus und verliert an Energiedichte. Das kann beispielsweise bei Orten unterschiedlicher Seehöhe zu deutlichen Schwankungen führen. Derzeit bemüht sich eine Arbeitsgruppe in der ÖVGW (Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach) um eine Lösung dieser Diskrepanz. Eine objektivere Art der Verbrauchsmessung wäre die Erfassung der im Gas enthaltenen Energie, ausgedrückt in kWh. Doch dafür gibt es derzeit zu vernünftigen Kosten keine Messgeräte.
Zur Information haben wir in der Tabelle den Bruttopreis pro Kubikmeter und pro kWh einander gegenübergestellt. Letzterer ergibt sich aus dem durchschnittlichen Energieinhalt des Gases im Versorgungsgebiet, der, wie erwähnt, von Ort zu Ort schwanken kann. Jedenfalls variiert der Durchschnittswert (Brennwert im Betriebszustand von ca. 12 Grad Celsius) zwischen 10,2 in Vorarlberg (VEG) und 11,1 in Salzburg und Klagenfurt (siehe Tabelle).

Biogas nicht wirtschaftlich

Eine ökologische Alternative wird es auf dem Gasmarkt in absehbarer Zeit nicht geben. Technologisch wäre die Möglichkeit vorhanden, Biogas, das bei der Vergärung pflanzlicher Ausgangsmaterialien entsteht, ins Gasnetz einzuspeisen. Das Problem liegt in der mangelnden Wirtschaftlichkeit (nicht zuletzt wegen der recht aufwendigen Reinigung des Gases), solange die Produktion nicht entsprechend gefördert wird. So wird das wenige Biogas, das derzeit in Österreich anfällt, in Blockheizwerken in elektrische Energie umgewandelt – wobei allerdings der Wirkungsgrad mit 40 Prozent sehr gering ist.

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